Polizeirat Dr. Ferdinand (Ferdl) Berger

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft Mai 1940 - 22.02.1941,
KZ Dachau 22.02.1941 - 18.07.1944,
KZ Flossenbürg 18.07.1944 - 20.04.1945
KZ-Nummer:
Ehrungen:
Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
Goldenes Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Ferdinand ‘Ferdl’ Berger kommt in Graz als ehelicher Sohn des gleichnamigen Ferdinand Berger und Aloisia, geborene Sailles, zur Welt . Die Familie ist altkatholischen Glaubens. Nach der Volks- und Hauptschule beginnt er eine Mechanikerlehre und schließt sich der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) und einer sozialdemokratischen Wehrsportgruppe an. 1934 nimmt er an den sozialistischen Februaraufständen teil und ist dafür von 21. Februar 1934 bis 24. Februar 1934 in Haft. Danach ist er noch von 28. April 1934 bis 23. Juni 1934, von 9. Februar 1935 bis 23. Februar 1935, von 20. April 1935 bis 26. April 1935, von 4. Mai 1935 bis 6. Mai 1935, von 17. Mai 1935 bis 18. Mai 1935, am 27. Juli 1935 und von 2. Februar 1936 bis 3. Februar 1936 wegen sozialistischer Betätigung in Haft.
Danach, noch im Jahre 1936, tritt Ferdinand Berger aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) [heute: SPÖ] aus und der Kommunistischen Partei (KPÖ) bei. Er möchte nach Spanien geschickt werden, um dort auf kommunistisch-republikanischer Seite gegen die Truppen Francisco Francos zu kämpfen. Nachdem er jedoch über noch keine militärische Erfahrung verfügt, wird dies vorerst abgelehnt.
Ein Jahr später wird ihm die Zustimmung erteilt und Ferdinand Berger verläßt Österreich am 27. Dezember 1937 um 21:00 Uhr Richtung Spanien. Über Zürich und Basel gelangt er schließlich nach Paris und kann am 1. Jänner 1938 die französisch-spanische Grenze überschreiten. In Valencia wird er militärisch geschult und der 14. Flak-Batterie der Internationalen Brigaden zugeteilt. Dort kämpft er gegen die italienische und deutsche Luftwaffe, die Angriffe in Spanien fliegt.
Als Soldat in Spanien erlebt er den Untergang des freien und unabhängigen Österreichs, als die deutsche Wehrmacht im 12. März 1938 einmarschiert.
Mit dem sich abzeichnenden Sieg Francisco Francos werden die Internationalen Brigaden aufgelöst. Ferdinand Berger flüchtet im Februar 1939 mit Kriegskameraden über die spanisch-fanzösiche Grenze bei La Junquera nach Frankreich. Dort wird er entwaffnet und bei Saint-Cyprien interniert. Im April 1939 wird er über das Lager Gurs nach Paris verlegt. Knapp vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris kommt er schließlich in ein Lager bei Vannes im Westen Frankreichs.
Nach der Kapitulation Frankreichs wird Ferdinand Berger in Vannes von der Gestapo im Mai 1940 verhaftet. Ende Juli 1940 wird er über Aschaffenburg, Stuttgart, München und Wien nach Graz transportiert, wo er am 1. August 1940 im Landesgericht inhaftiert wird.
Am 22. Februar 1941 wird Ferdinand Berger in das KZ Dachau deportiert. Dort schließt er sich sofort dem Lagerwiderstand an.
Unsere Hauptarbeit bestand darin, das Terror-Regime der SS zu mildern und die Menschen im allgemeinen und unsere Genossen im besonderen davor zu schützen, kranken Genossen das notwendige Essen und die notwendigen Medikamente zu beschaffen, sie wieder Gesund werden zu lassen.
Am 18. Juli 1944 wird Ferdinand Berger in das KZ Flossenbürg verlegt. Dort arbeitet er im Fuhrpark. Mit dem Herannahen der amerikanischen Truppen wird das Konzentrationslager am 20. April 1945 gelehrt und die Häftlinge auf einen Todesmarsch in Richtung KZ Dachau geschickt.
Auf dem Weg nach Dachau wurden sämtliche Häftlinge, die nicht mehr weiterkonnten und zurückblieben von einem Fangkommando erschossen. Es gab daher Leichenstapel auf dem Weg und man konnte den Schwierigkeitsgrad der Marschroute daran erkennen, ob viele oder weniger Leichen am Straßenrand lagen.
In meinem Kalender aus der damaligen Zeit finde ich die Eintragung “ich habe genug, es ist furchtbar, nichts als Blut und Blut und wieder Blut."
Auf dem Todesmarsch werden sie von den amerikanischen Befreiern eingeholt. Aus Angst, dass ihn die Amerikaner nicht sofort freilassen, flüchtet Ferdinand Berger mit einem anderen KZ-Häftling zur Donau nach Eggendorf und von dort mit einem Boot über Passau nach Linz. Von Linz fahren sie nach Wien, wo sie am 21. Mai 1945 ankommen.
Nach der Befreiung Österreichs und der Wiedererrichtung der Republik arbeitet Ferdinand Berger zuerst bei der Volkssolidarität und heiratet am 23. März 1946 die Widerstandskämpferin Leopoldine Blaha. Er wechselt zur Bundespolizei, holt die Matura nach und studiert Jus an der Universität Wien und wird Polizeirat.
1968 tritt Ferdinand Berger aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings aus der KPÖ aus. 1975 geht er in den Ruhestand, betätigt sich ehrenamtlich für das Dokumentationsarchiv des österreichen Widerstandes (DÖW) (besonders Rechtsextremismus-Sammlung) und wird Landesobmann des Konzentrationslager-Verbands Wien. 1978 tritt er der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. Er verstirbt 2004 in Wien.
Orte
Wohnort:
Verfolgung:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
