Bruno Heilig
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 15.03.1938 – 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 – 22.09.1938,
KZ Buchenwald 22.09.1938 - 27.04.1938,
Flucht 27.04.1938
KZ-Nummer:
Lebenslauf
Bruno Heilig wird als Sohn eines jüdischen Dorfkaufmannes in Hohenau an der March in Niederösterreich geboren. Nach dem Besuch der Volksschule wechselt er an das humanistische Gymnasium in Lundenburg, rund 20 km von seinem Geburtsort entfernt. Nach der Matura zieht er nach Wien und inskribert Jus an der Universität Wien, bricht das Studium jedoch nach zwei Jahren ab.
Nach kleineren Anstellungen bei Wiener Zeitungen und der Absolvierung des Militärdienstes als Einjährig-Freiwilliger zieht er nach Budapest, wo er bei der ungarischen Nachrichtenagentur Magyar Távirati Iroda (MTI) arbeitet. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird er in ein ungarisches Telegrafenregiment eingezogen, wo er seine Kenntnisse der ungarischen Sprache vertiefen kann. Vom Krieg nach Budapest heimgekehrt, heiratet er Hilda Wodiáner, mit der er zwei Söhne haben wird, und arbeitet für eine ungarische Nachrichtenagentur. 1920 bis 1923 ist er Nachtredakteur der Budapester Tageszeitung Pesti Napló bzw. ab Ende 1920 Vertreter des Ullstein-Nachrichtendiensts in Budapest und bis 1928 außerdem Korrespondent der zum Ullstein-Imperium gehörigen Vossischen Zeitung.
Unter dem Reichsverweser Miklós Horthy von Nagybánya verschlimmert sich das Umfeld der freien Berichterstattung. Als Bruno Heilig 1928 in einen Bericht über Demonstrationen nationalistischer Studenten schreibt, wird er am 1. November 1928 ausgewiesen.
Danach ist Bruno Heilig er in Berlin bis März 1931 als Reporter beim Ullstein-Verlag tätig, anschließend wirkt er als Berlin-Korrespondent für den Wiener Tag und die Prager Presse. Unter seinem Namen erscheint eine Vielzahl von Artikeln zur politischen Lage. Wegen seiner Artikel gegen den aufkommenden Nationalsozialismus flieht er im September 1933 aus Deutschland, als er erfährt, dass seine Verhaftung unmittelbar bevorsteht.
Zurück in Wien arbeitete er bis zum Sommer 1934 als Leitartikelschreiber für den Wiener Tag, verliert seine Stelle jedoch abermals wegen kritischer Berichterstattung. Vom August 1934 bis Anfang 1935 redigiert er die jüdische Zeitung Die Stimme und im August 1935 tritt er als außenpolitischer Redakteur und Leitartikelschreiber in die Redaktion der Montagszeitung Der Morgen ein, ab 1937 ist er auch Korrespondent des britischen Jewish Chronicle.
In seinem 1936 erschienenen Buch Nicht nur die Juden geht es an findet sich eine Auswahl seiner Artikel, die er zwischen 1933 und 1936 für die oben genannten Zeitungen geschrieben hat.
In diesen Funktionen erlebt er den Untergang des freien und unabhängigen Österreichs mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 12. März 1938. Bereits am 15. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten Prominententransport in das KZ Dachau verschleppt. Von dort wird er am 22. September 1938 in das KZ Buchenwald weitergeleitet.
Im Dezember 1938 hatte Heinrich Himmler angeordnet, dass jüdische Häftlinge aus den Konzentrationslagern entlassen werden sollten, wenn sie ihre Auswanderung vorbereiten wollten. Am 26. April 1939, seinem Geburtstag, bekommt Bruno Heilig ein Telegramm von seiner Gattin Hilda, welches besagt, dass eine Passage von Genua nach Schanghai für ihn gebucht sei. Die gebuchte Passage ist eine reine Erfindung, die Finte rettet ihm aber das Leben. Am nächsten Tag besteigt er als freier Mann den Zug nach Wien. Von dort geht es nach Mailand, wohin ihm seine Gattin und sein älterer Sohn bald folgen, der jüngere Sohn Gerhard war bereits im Dezember 1938 mit einem Kindertransport nach England gelangt, er wird später im Krieg 1943 Pilot der Royal Air Force.
Mit Unterstützung des Jewish Chronicle kann Bruno Heilig nach Großbritannien emigrieren, wo er am 12. August 1939 eintrifft. Der Rest der Familie hätte ihm folgen sollen, aber der Krieg, der keine drei Wochen später ausbricht, macht diese Reise unmöglich. Von seiner Mutter, die noch immer in Hohenau – seinem Geburtsort – als Kauffrau lebt, ist bekannt, dass sie später im KZ ermordet wird.
1941 erscheint der Tatsachenbericht Men Crucified. In diesem Buch schildert Bruno Heilig die Zeit seiner Internierung in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald. Es findet unter den Kritikern eine einhellig günstige Aufnahme. Das Buch hat drei Auflagen, die schnell vergriffen sind, und nur der kriegsbedingte Papiermangel verhindert weitere Auflagen.
Mangelnde Sprachkenntnisse erlauben ihm keine journalistische Betätigung in England, etwas finanzielle Unterstützung gewährt ihm die Jewish Chronicle. Im Frühjahr 1941 tritt er eine Schlosserlehre in einer, von der Regierung errichteten Lehrwerkstätten an. Nach dem Lehrabschluss arbeitet er als Dreher und Werkzeugmacher in Kriegsbetrieben.
Bruno Heilig engagiert sich in London im Free Austrian Movement. Im Juni 1944 nimmt er eine Stellung im Britisch-Amerikanischen Hauptquartier an. Er hat dort die Aufgabe, Rundfunksendungen, Zeitschriften, Flugzettel und anderes Propagandamaterial zur Zersetzung des Wehrwillens im Deutschen Reich herzustellen.
Nach Kriegsende ist Bruno Heilig bei der Nachrichtenagentur DANA, später beim Nürnberger Militärgericht tätig. 1947 scheidet er aus den amerikanischen Diensten aus und geht nach Ost-Berlin, tritt der SED bei und arbeitet als Journalist. Im Jänner 1948 wird er stellvertretender Chefredakteur von Deutschlands Stimme und Ende 1949 ist er zusammen mit Max Spangenberg Chefredakteur dieser Zeitung. Als der überzeugte Kommunist kritisch über die DDR-Führung berichtet, verliert er Ende August 1952 seine Stellung.
Er macht sich danach als Übersetzer aus dem Ungarischen einen Namen und wird 1960 mit der PEN-Medaille des ungarischen P.E.N. für seine Verdienste geehrt. Er verstirbt 1968 in Ost-Berlin.
Orte
Wohnort:
Verfolgung:
Quellen
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Heilig
Österreichisches Biographisches Lexikon unter https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Heilig_Bruno_1888_1968.xml