Franz Romstorfer
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 10.06.1941 - 22.07.1941,
In den Tod am 26.09.1941 getrieben (Suizid)
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Franz Romstorfer besucht das Gymnasium in Hollabrunn. Nach der Matura leistet er im Jahre 1918 Militärdienst und studiert dann anschließend in Wien Theologie. Hier tritt er 1920 der Studentenverbindung Rudolfina bei. Nach der Priesterweihe 1924 durchläuft er verschiedene Seelsorgestationen als Kooperator (Kaplan) in Etzdorf/Kamp, Herrenbaumgarten und 1927 in Baden, wo er maßgeblich an der Gründung der Mittelschulverbindung Badenia Baden beteiligt ist.
Zwischenzeitig hat er auch die Lehramtsprüfung für Mittelschulen abgelegt und ist ab 1936 als Religionsprofessor in Baden und 1937 bis März 1938 als Gymnasialprofessor in Stockerau sowie anschließend zwei Jahre als Lokalprovisor in Götzendorf tätig. Er kann noch knapp vor dem Einmarsch der deutschen Truppen die wichtigsten Teile des Inventars von Badenia in seiner Wohnung retten.
Nach der Verhaftung von Pfarrer Jakob Zeggl, der anschließend auf die Pfarre Poysdorf verzichten muss, wird Franz Romstorfer dort 1940 Provisor und schließlich Pfarrverweser, weil er nach Meinung der neuen Machthaber hier auf dem Lande weniger der nationalsozialistischen Zielsetzung schaden könne. Er ist auch dort der Bespitzelung ausgesetzt, denn „er predigt, obwohl verboten, er hält die Fronleichnamsprozession ab und ignoriert die Befehle der NS-Machthaber. Er besuchte alle, auch jene, die von der Kirche ausgetreten waren.“ – so berichtet die Pfarrchronik „Einer seiner letzten Krankenbesuche galt dem vom Glauben abgefallenen Herrn Leydolf […]. Als Herr Leydolf gestorben war, verlangten seine Angehörigen, man möchte ihn ausläuten, auch wünschte man das Glockenläuten beim Begräbnis.“ Weil Franz Romstorfer dieses Ansinnen verboten hat, kommt er in Konflikt mit den Machthabern.
Nachdem ihn sein Mesner bei der Gestapo angezeigt hat, wird er am 10. Juni 1941 verhaftet und ins Gefangenenhaus Korneuburg eingeliefert. Er wird in verschiedenen Verhören einvernommen und dabei gefoltert, ihm ist z. B. mit Lederpeitschen so lange auf den nackten Rücken geschlagen worden, bis die Haut aufgeplatzt ist. SS-Untersturmführer Römer fordert ihn einmal auf, einen Witz zu erzählen. „Pfarrer Romstorfer erzählt in seiner Einfalt einen Witz und zwar: ‚Der Führer grüße nur mehr mit der linken Hand, da ihm der rechte Arm fehle.‘ Es war dies gerade in den Tagen, da Rudolf Heß angeblich mit dem Flugzeug ins Ausland gegangen war. Römer wollte nun wissen, woher der Witz stammte.“
Nach seiner 42-tägigen Haft muss er – wie zuvor sein Amtsvorgänger – auf die Pfarre Poysdorf verzichten. Die in der Haft erlittenen Torturen haben ihn in den Wahnsinn getrieben. So sucht er nun Ruhe bei seiner Mutter und seinem Bruder Martin in Enzesfeld, damals dort Kaplan. „Er kam an seinem Todestag nach Enzesfeld zu seinem Bruder auf Besuch und hat hier am Nachmittag mit den Ministranten gespielt. Plötzlich war er verschwunden, er wurde überall gesucht, aber nicht gefunden. Damals stand noch mitten im Garten des Pfarrhofes ein Schweinestall, daneben befand sich ein Plumpsklo aus Holz. Gegen 22 Uhr fanden darin der Pfarrer Thomas Huber, Martin Romstorfer und die Köchin Leni Franz Romstorfer erhängt.“ – so schildert der Zeitzeuge Hans Skartis den Freitod von Franz Romstorfer am 26. September 1941, der von den Nazis in den Wahnsinn getrieben worden und wohl zu den tragischsten Opfern zu zählen ist.
Seine letzte Ruhestätte hat er im Familiengrab in Schweinbarth gefunden.
Orte
Quellen
Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStg, 2013) S. 494/495.