Walter Rudolf Bezdek

Personalia

Geboren:

25. Juli 1905, Wien

Gestorben:

22. März 1964, Wien

Beruf:

Finanzbeamter

Verfolgung:

Haft 22.05.1944 - 22.08.1944,
Entlassung 1944

Mitgliedschaften

Sozialdemokratische Partei Österreichs

Lebenslauf

Walter Rudolf Bezdek kommt als ehelicher Sohn des Schaffners Franz Bezdek und Maria, geborene Sturm, in Wien zur Welt. Nach der Volksschule besucht er ein Realgymnasium, wo er maturiert. Danach tritt er in den Dienst der Republik Österreich und wird Finanzbeamter an einem Wiener Finanzamt.

Walter Bezdek ist politisch nicht aktiv, er dürfte jedoch dem Ständestaat kritisch gegenübergestanden sein. Am 12. März 1938 muss er erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Er wird danach in den deutsche Finanzverwaltung übernommen. 1940 heiratet er die aus der Steiermark stammende Christine Fuchs. Im April 1942 wird er als Soldat in den II. Weltkrieg eingezogen.

Als Christine Bezdek im Juni 1943 aus gesundheitlichen Gründen auf einer Kur im Kurhaus des Konstantinsbads in Eger ist, kritisiert sie das nationalsozialistische Regime und wird daraufhin denunziert. Sie wird am 5. Juli 1943 von der Gestapo verhaftet und wegen ‘Heimtücke’ zu 15 Monaten Haft verurteilt.

In einem Brief an seine Ehefrau vom 15. Jänner 1944 greift Walter Bezdek die nationalsozialistische Rechtssprechung massiv an und erwähnt, dass ein Verwandter als illegaler Nationalsozialist im Ständestaat nur drei Monate Haft erhalten habe, obwohl er mit der Waffe in der Hand verhaftet wurde.

Die damaligen Machthaber konnten sich eben nicht so hemmungslos austoben, weil es eine Opposition gegeben hat. […] Sie werden Dich sicher ein Jahr drinnen behalten, mache Dir nichts draus, es sind auch nur Menschen, und wenn sie hundertmal behaupten unfehlbar zu sein und deswegen sich jedes Unrecht erlauben zu dürfen, über Nacht zeigt es sich dann vielleicht, dass sie vom Hintern genau so stinken wie jeder andere. […]

Das Fressen kann ich mir vorstellen, das Du bekommst, musst halt aushalten, wer weiß was alles heuer noch kommt. Hier wäre auch allen schon ein baldiges Ende mit Schrecken lieber als der endlose Schrecken. Die Leute sagen: "Lieber heuer krepieren, als noch 2-3 Jahre vegetieren."

Aus dem Brief Walter Bezdeks an Christine Bezdek vom 15. Jänner 1944

Im Rahmen der Briefzensur wird der Inhalt des Briefes entdeckt und Walter Bezdek am 22. Mai 1944 verhaftet.

In einem Verfahren vor dem Gericht der Wehrmachtskommandantur wird er am 30. Mai 1944 zu drei Monaten Haft wegen 'Zersetzung der Wehrkraft' verurteilt. Er verbüßt die Haft im Zuchthaus Glatz und wird aus der Finanzverwaltung entlassen.

Am 22. August 1944 wird Walter Bezdek aus der Haft entlassen. Wegen eines Lungenleidens wird er nicht wieder eingezogen.

In Wien erlebt Walter Bezdek die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Am 28. Juni 1945 wird er rehabilitiert und wieder in die Finanzverwaltung aufgenommen.

Während seine Ehefrau Christine Bezdek der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) beitritt, tritt Walter Bezdek der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) bei.

Walter Bezdek verstirbt mit 58 Jahren, seine Ehefrau Christine Bezdek knapp vor ihrem 102. Geburtstag. Das kinderlose Ehepaar findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Jedlesee. Das Grab wurde bereits aufgelassen.

Orte

Wohnort:

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Matricula Online

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Walter Bezdek

Finanzbeamter
* 25. Juli 1905
Wien
† 22. März 1964
Wien
Entlassung, Haft