Kriminaloberinspektor Hugo Leopold Lehrer

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 13.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 13.03.1938,
Entlassung März 1938
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Hugo Leopold Lehrer kommt in Wien als ehelicher Sohn des Rechnungsunteroffiziers Hugo Lehrer und seiner Gattin Ana Amalie, geborene Kaufmann, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er das Gymnasium, wo er 1914 maturiert. Danach meldet er sich als Einjährig-Freiwilliger in das k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 24 'Ritter von Kummer' und nimmt als Fähnrich im Ersten Weltkrieg teil, wo er in Kriegsgefangenenschaft kommt.
Nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung der Habsburger, rüstet Hugo Lehrer als Offizier ab und kehrt nach Wien zurück. Er tritt 1921 in den Dienst der Wiener Sicherheitswache, heiratet Auguste Kaufmann und wird Vater einer Tochter. Er steigt innerhalb der Wiener Polizei auf und wird Kriminalbeamter der staatspolitischen Abteilung des 1. Wiener Gemeindebezirks. Seine anfangs sozialistische Einstellung dürfte in den 1930ern einer österreich-patriotischen Einstellung gewichen sein. Dem Nationalsozialismus gegenüber steht er besonders ablehnend Gegenüber.
Hugo Leopold Lehrer wurde am 13.3.1938 in Schutzhaft genommen und am 1. April 1938 in das KZ Dachau eingewiesen.
Die Grundlage hiezu war in seiner äußerst radikalen und persönlich gehässigen Einstellung gegenüber allem, was mit der NSDAP und er Bewegung zusammenhing. Nach seiner, in den ersten Nachkriegsjahren erfolgten Aufnahme in den Polizeidienst, machte der Betreffende vorerst aus seiner radikalen sozialistischen Einstellung keinen Hehl, wurde aber mit der Zeit in seinen Äußerungen immer vorsichtiger. Trotzdem aber blieb Lehrer ein fanatischer Gegner unserer Weltanschauung und genoß deshalb das besondere Vertrauen des Hofrat Weiser der ehemaligen österreichischen Staatspolizei und des Hofrates Krechler des staatspolizeilichen Büros des ehemaligen Bundeskanzleramtes, von welchem er wiederholt mit Sonderaufträgen bei der Bekämpfung der NSDAP in Wien und der Provinz beauftragt wurde. In seiner Gehässigkeit und seinem wütendem Ehrgeiz unter allen Umständen zu Erfolgen zu kommen, schreckte der Obige auch vor der Anwendung unlauterer Mittel nicht zurück. So ist er unter anderem im Jahre 1937 über Auftrag des Hofrat Dr. Weiser als "agent-provocateur" in das Burgenland gegangen, um dortselbst die illegale Bewegung und eine illegale Druckerei aufzudecken. Er war hiezu mit falschen Dokumenten versehen und gab sich als Rittmeister a.D. und Gutsbesitzer aus. Als Vorwand für sein Erscheinen im Burgenland gab Hugo Lehrer bekannt, dort ein käufliches Gut erwerben zu wollen. Hiebei ließ der Obige seine betont nationalsozialistische Gesinnung durchblicken und gab die Erklärung, dass er auf diesem Gut nur Nationalsozialisten beschäftigen werde. Da sein Auftreten und sein Verhalten äußerst vertrauenserweckend erschienen, gelang es ihm, die Bevölkerung zu täuschen und die Funktionäre der illegalen Kreisleitung etc. kennen zu lernen.
Nach ca. 2 wöchigem Aufenthalt mußte Lehrer das Burgenland fluchtartig verlassen, da inzwischen seine wahre Stellung und sein wahrer Aufenthaltszweck bekannt geworden war. Seine auf diesem Wege erlangten Kenntnisse neügten jedoch und die gesamten politischen Leiter der burgenländischen Kreisleitung in Haft zu nehmen.
[…]
Als Kriminalbeamter ermittelt er verdeckt gegen illegale Nationalsozialisten und zeigt Mitarbeiter der Polizei an, die sich gegen die österreichische Bundesregierung stellen bzw. ablehnend äußern.
Am 12. März 1938 muss Hugo Lehrer erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Am 13. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet, aus dem Polizeidienst entlassen und mit dem sogenannten 'Prominententransport' am 2. April 1938 in das KZ Dachau deportiert. Von dort wird er am 13. März 1939 entlassen. Er findet danach Anstellung in der Zuckerfabrik in Bruck an der Leitha.
Als Angestellter der Zuckerfabrik in Bruck an der Leitha erlebt Hugo Lehrer die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Er wird sofort wieder in den Polizeidienst aufgenommen.
Als Polizeibeamter geht Hugo Lehrer in den Ruhestand. Nach dem Tod seiner Ehefrau im Jahre 1959 heiratet er 1960 Angela Reisner, geborene Mayerhofer. Er verstirbt mit 93 Jahren in Wien und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Baumgarten.
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Matricula Online
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
