Dr. Dr. h. c. Emmerich Zederbauer

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Emmerich Zederbauer
Bild: ÖCV

Personalia

Geboren:

29. September 1877, Nußdorf ob der Traisen

Gestorben:

4. Dezember 1950, Wien

Beruf:

Universitätsprofessor

Verfolgung:

Haft 12.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 20.09.1938,
Entalssung 31.05.1938

KZ-Nummer:

13788

Mitgliedschaften

K.Ö.St.V. Nibelungia Wien, K.d.St.V. Pflug Wien, K.Ö.H.V. Franco-Bavaria Wien

Lebenslauf

Nach der Matura am Gymnasium in St. Pölten beginnt Emmerich Zederbauer das Studium der Botanik in Wien und schlägt nach seiner Promotion 1903 die wissenschaftliche Laufbahn ein. Im gleichen Jahr heiratet er Henriette, geborene Holzleitner.

1912 habilitiert er sich für systematische Botanik an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. An dem 1921 neu errichteten Lehrstuhl für Obst- und Gartenbau lehrt er zunächst als außerordentlicher und ab 1924 als ordentlicher Hochschulprofessor. Mit seinem 'Handbuch des Obstbaus' hat er die Grundlagen des neuen Faches geschaffen und viel zur Vertiefung dieses Studienganges beigetragen. 1937 wird er zum Ehrenmitglied der Studentenverbindung Nibelungia Wien und der Studentenverbindung Plug Wien ernannt.

Als Rektor des Studienjahres 1937/38 der Hochschule für Bodenkultur wird er noch am Tag der Besetzung Österreichs durch die deutsche Wehrmacht am 12. März 1938 von der Gestapo verhaftet und mit dem sogenannten 'Prominententransport' am 2. April 1938 in das KZ Dachau deportiert.

Rektor o. Prof Dr. Emmerich Zederbauer, der am Vormittag des 12. März 1938 noch ungehindert die Hochschule verlassen konnte, wurde, zu Hause angelangt, verhaftet, in das Konzentrationslager Dachau zu schwerer Zwangsarbeit gebracht und erst nach einem halben Jahr als körperlich und seelisch gebrochener Mann entlassen. Prof Zederbauer leidet heute noch so schwer an den Folgen dieser Behandlung, dass er seine Lehrtätigkeit nach menschlichem Ermessen nie mehr aufnehmen kann.

Bericht von Prorektor Anton Steden

Emmerich Zederbauer wird am 14. März 1938 seines Amtes enthoben und mit 31. Mai 1938 durch Zwangspensionierung entlassen. Seine Familie wird mit dem Existenzminimum von 140 Reichsmark „versorgt“. Auf einen Bittbrief seiner Ehefrau Henriette antwortet der kommissarische Leiter der Hochschule Franz Sekera (1899–1955): „Für Verräter des Deutschtums sind 140 RM zu viel.“

Ehefrau Henriette sammelt Ehrenerklärungen von Studenten, Absolventen und illegalen Nationalsozialisten aus dem Bekanntenkreis, um seine Haftentlassung zu erwirken. Am 31. Juli 1938 bringt sie ein entsprechendes Gesuch ein. Auch Sekera befürwortet am 10. August 1938 in einem Schreiben an den Generalstaatsanwalt und Sonderbeauftragten des Reichsjustizministeriums Heinrich Welsch (1888–1976) die Entlassung.

„Ich befürworte hiermit eine Beurlaubung Prof Dr. Emmerich Zederbauers aus der Haft, um ihm die Möglichkeit zu geben, seine schwer erkrankte Frau in Wien zu besuchen.“

Nach seiner Enthaftung am 20. September 1938 wird Emmerich Zederbauer weiter von den nationalsozialistischen Funktionären streng überwacht und muss sich einmal pro Woche bei der Polizei melden. Am 18. Juli 1939 wird er von der Gestapo neuerlich vernommen.

Nach der Befreiung Österreichs und der Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945 wird Emmerich Zederbauer wieder vollständig rehabilitiert und kann seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bodenkultur wieder aufnehmen. Er wird Mitglied der Studentenverbindung Franco-Bavaria in Wien. Er führt nach Verleihung des Ehrendoktorates der Hochschule für Bodenkultur 1945 weiterhin ein zurückgezogenes Leben bis zu seinem Tode 1950. Er findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Grinzing.

Orte

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland)

Wohnort:

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 397/398.

Emmerich Zederbauer

Universitätsprofessor
* 29. September 1877
Nußdorf ob der Traisen
† 4. Dezember 1950
Wien
Entlassung, Haft, KZ Dachau