Gendarmeriegeneral Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathenitz

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Emanuel Freiherr Stillfried von Rathenitz
Bild: ÖStA

Personalia

Geboren:

24. August 1898, Pilsen

Gestorben:

29. November 1965, Bad Ischl

Beruf:

Beamter

Verfolgung:

Haft 13.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 02.03.1940,
KZ Dachau 02.03.1940 - 13.09.1943,
Entlassung 31.01.1939

KZ-Nummer:

13808, 552

Mitgliedschaften

Reichsbund der Österreicher, Österreichische Volkspartei, ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathnitz kommt in Pilsen in Böhmen [heute: Plzeň in Tschechien] als ehelicher Sohn des k.u.k. Offiziers Karl Freiherr von Stillfried und Rathenitz und Antonie Freiin von Fleißner-Wostowitz zur Welt. Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathnitz entstamt einer alten adeligen Offiziersfamilie aus Graz. Aufgrund seines alters wird er, nach der Volksschule und der Matura am Gymnasium nicht mehr in den I. Weltkrieg eingezogen.

Nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung der Habsburger aus Österreich tritt er am 4. Juni 1919 in den Dienst der Gendarmerie in der Steiermark. Der überzeugte Monarchist tritt dem Reichsbund der Österreicher und der Vereinigung katholischer Edelleute bei.

Im Herbst 1933 siedelt Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathnitz nach Wien und wird Adjutant des Staatssekretärs im Bundesministerium für Justiz Carl Karwinsky. In dieser Zeit tritt er der Vaterländischen Front bei und wird Hauptstellenleiter. Er heiratet 1934 Norberta Freiin von Maurer-Kronegg, die Ehe bleibt jedoch kinderlos. Er 1958 wird das Paar ein Kind adoptieren.

Vom 15. Juni 1934 bis 15. Juli 1935 ist er Adjutant bei Bundesminister Emil Fey. Am 15. Juli 1935 übernimmt Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathnitz die Leitung des Anhaltelagers Wöllersdorf, in dem illegale Nationalsozialisten und Sozialisten angehalten werden, zieht nach Wiener Neustadt und ist Gendarmerieabteilungskommandant von Wiener Neustadt.

Genannter war als Systemcherge übelster Sorte bekannt. Er hat unter anderem seinem Gendarmeriekommando den Befehl erteilt, mit allen Mitteln gegen die Nationalsozialisten vorzugehen, es würde von ihm alles gedeckt werden.

NSDAP Niederdonau vom 28. Oktober 1943

Am 12. März 1938 muss Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathnitz erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, das freie und unabhängige Österreich untergeht. Bereits einen Tag nach der Besetzung, am 13. März 1938 wird er in Wiener Neustadt verhaftet und in das Anhaltelager Wöllersdorf, welches nunmehr von den Nationalsozialisten zu einem Lager für Gegner des Nationalsozialismus umfunktioniert wurde, gebracht. Von dort erfolgt am 2. April 1938 seine Deportation mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau. Dort wird er von der Lager-SS im besonderen Maße misshandelt.

[…] die Dachauer SS [hatte] Instruktionen erhalten […], "Rache für Wöllersdort" zu nehmen. man kann sich daher einen ungefähren Begriff von dem Martyrium machen, das der ehemalige Kommandant, Baron Stillfried, durchmachte. Eine Zeitlang habe ich Schulter an Schulter mit ihm im Laufschritt auf schwerste beladene Lastkarren schleppen müssen. So war ich Zeuge vieler Misshandlungen, denen er ausgesetzt war und die er mit Würde und Gleichmut, wie ein Held ertrug.

Reich, Reich: Zweier Zeugen Mund. Verschollene Manuskripte aus 1938. Wien-Dachau-Buchenwald

Als nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen das KZ Dachau kurzfristig für die SS geräumt wird, erfolgt die Überstellung von Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathnitz am 27. September 1939 in das KZ Flossenbürg. Zwischenzeitlich war er am 13. Jänner 1939 aus dem Staatsdienst entlassen worden. Am 2. März 1930 erfolgt seine Rücküberstellung in das KZ Dachau. Dort kommt er 13. September 1943 frei. Nach seiner Haftentlassung wird er bei den Steyr-Werken dienstverpflichtet.

In Wien erlebt Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathnitz die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Er wird sofort wieder in den Dienst gestellt und zum Gendarmerie-Oberst und später zum Gendarmerie-Generalmajor befördert. Am 22. Dezember 1947 erfolgt schließlich seine Beförderung zum Gendarmerie-General und seine Ernennung zum höchsten Kommandanten der Gendarmerie in Österreich. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP), der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich und der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) bei.

Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathnitz geht am 31. Mai 1950 in den Ruhestand. Vom 1. Oktober 1963 bis 31. Dezember 1963 wird er einmal noch reaktiviert und in den aktiven Dienststand versetzt. Danach geht er endgültig in den Ruhestand und verstirbt mit 67 Jahren in Bad Ischl.

Orte

Wohnort:

Ungargasse 25 (Wiener Neustadt)

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Flossenbürg (Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Reich, Maximilian/Reich, Emilie (2007) Zweier Zeugen Mund. Verschollene Manuskripte aus 1938 Wien-Dachau-Buchenwald Hrgs.: Henriette Mandl. (Wien)

Matricula Online

Emanuel Freiherr von Stillfried und Rathenitz

Beamter
* 24. August 1898
Pilsen
† 29. November 1965
Bad Ischl
Entlassung, Haft, KZ Dachau, KZ Flossenbürg