Schwester M. Theodora (Flora Stefanie) Sperling SCB
Personalia
Ordensname:
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 28.05.1943 - 13.06.1943,
KZ Ravensbrück 13.06.1943 - 25.07.1944,
Sicherungsgeld 1943
KZ-Nummer:
Lebenslauf
Flora Stefanie Sperling wird in Haan (heute Háj) in der Nähe von Dux in Nordböhmen als Tochter eines Abdeckers (eine mit der Beseitigung von Tierkadavern beschäftigte Person) und einer Landwirtstochter geboren. Sie besucht die Volksschule in Haan und Kötzschenbroda besucht sie die Bürgerschule in Ossegg. Bereits mit 15 Jahren, im Jahre 1910, tritt sie in die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus (Borromaeerinnen) im Mutterhaus in Prag ein und erhält den Ordensnamen M. Theodora. Diese schicken sie auf die k.k. deutsche Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Prag, damit diese den Lehrberuf erlernt. Sie schließt ihre Ausbildung 1914 ab und beginnt als Volksschullehrerin in Warnsdorf zu arbeiten. Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges, am 25. August 1918 legt Sr. M. Theodora schließlich ihr Ewige Profess ab.
Nach der Zerschlagung Österreich-Ungarns gehört Sr. M. Theodora der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakische Republik an. 1929 absolviert sie die Lehrbefähigung für Bürgerschulen und wird Lehrerin an der Bürgerschule in Haid [heute Bor bei Karlsbad], wo sie 1932 zur Direktorin aufsteigt.
Im Rahmen der Münchner Konferenz 1938 wird das ‘Sudetenland’ Hitler-Deutschland zugeschlagen, worauf Deutschland im Oktober 1938 dieses annektiert. Sr. M. Theodora wird von den neuen Machthabern sofort als Direktorin abgelöst. Bereits am 20. Februar 1939 wird den katholischen Schulen das Öffentlichkeitsrecht entzogen und die Borromaerinnen gezwungen die Bürgerschule in Haid der Stadtgemeinde zu übergeben. Sr. M. Theodora wird am 13. September 1939 mit der Leitung des Waisenhauses in Tachau betraut.
Am 4. Februar 1941wird sie Provinzsekretärin in Georgswalde (heute Jirikov) und muss in dieser Funktion bereits im März 1941 miterleben, wie in der Ordensniederlassung in Ronsperg zwei ihrer Mitschwestern (Sr. M. Leontia und Oberin Sr. M. Febronia) wegen des Hören eines Feindsenders von der Gestapo verhaftet werden. Beide Schwestern werden in der Folge in das KZ Ravensbrück deportiert. Sr. M. Theodora unternimmt alles, um ihre Mitschwestern frei zu bekommen, womit sie schließlich auch erfolgreich ist.
Als Anfang 1943 die Provinzoberin verstirbt, wird Sr. M. Theodora selbst mit dieser Funktion betraut. Als sie sich am 28. Mai 1943 gerade auf einer Visitation befindet, durchsucht die SS ihr Büro und beschlagnahmt einige Briefe. Die Anwesende Provinzoberin wird telegraphisch zur Polizei in Georgswalde beordert und dort verhaftet. Am 5. Juni 1943 wird sie in das Polizeigefängnis in Warnsdorf überführt und über einige Zwischenstationen am 13. Juni 1943 in das KZ Ravensbrück deportiert. Dort sitzt sie bis 12. Jänner 1944 in Einzelhaft. Danach wird sie zuerst in Block 13 und in Block 1, in welchem auch die sozialistische Widerstandskämpferin Rosa Jochmann ist, untergebracht. Im KZ Ravensbrück steckt sie sich mit der Ruhr an, wodurch sie ihr ganzes restliches Leben an Herzschwäche, Wassersucht und einer Nervenkrankheit leidet. Am 25. Juli 1944 wird sie schließlich aus dem KZ Ravenbrück entlassen und kehrt zurück nach Georgswalde. Als Strafe mußte sie 1.000,- RM Sicherungsgeld abliefern.
Seitens der Gestapo wird kein Grund für die Verhaftung von Sr. M. Theodora angegeben, es ist jedoch davon auszugehen, dass sie sich mit ihren Anstrengungen, ihre beiden inhaftierten Mitschwestern aus der Haft zu bekommen, selbst unter Verdacht gebracht hat. Darüber hinaus ist der Inhalt der, von der SS beschlagnahmten Briefe, nicht bekannt.
In Georgswalde erlebt sie auch das Kriegsende. Obwohl die neuen Behörden der Tschechoslowakischen Republik sie nicht aussiedeln, will die inzwischen österreichische Staatsbürgerin nach Österreich auswandern. Im Juni 1946 wandert sie schließlich nach Wien aus um dort den Wiederaufbau der Borromaeerinnen in Österreich zu leiten. Zu Weihnachten 1946 erkrankt sie an einer Gelbsucht und muss sich in der Folge einer Gallenoperation unterziehen. Aufgrund ihrer, durch den Konzentrationslagerhaft verursachten schwachen körperlichen Konstitution, überlebt die die Operation nicht lange und verstirbt am 20. Jänner 1947 um 5 Uhr früh im Spital der Barmherzigen Brüder.
Quellen
Mikrut, Jan (1999): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts (Wien)