Hofrat Generalmajor Matthias Johann Gruber
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Entlassung 15.03.1938,
Haft 15.06.1938,
Haft 09.11.1939 – 23.12.1939,
Haft 12.09.1940 – 23.11.1944
Ehrungen:
Orden der Eisernen Krone 3. Klasse
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Matthias Johann Gruber wird am 24. Juni 1886 als ehelicher Sohn des gleichnamigen Ottakringer Fleischermeisters Matthias Gruber und Anna Carolina Steger in Wien geboren und tritt nach Absolvierung der Artilleriekadettenschule in Traiskirchen in die k.u.k. Armee ein.
Im 1. Weltkrieg dient er zuletzt als Hauptmann beim Feldartillerieregiment Nr. 133 und wird unter anderem mit dem Orden der Eisernen Krone 3. Klasse mit Kriegsdekoration ausgezeichnet. 1917 heiratet er Helene Entenfellner. Bereits mit 4. Februar 1919 kommt Matthias Gruber als Stabshauptmann zur Depotwache des deutsch-österreichischen Staatsamtes für Heerwesen. 1920 wird er in das Österreichische Bundesheer übernommen und findet auch hier bei verschiedenen Artillerieeinheiten Verwendung. Er engagiert sich bei der Organisation ‚Wehrbund – nichtpolitische Gewerkschaft der Heeresangehörigen Österriechs‘
Diese Organisation wurde am Beginn der Ersten Republik als Gegenstück zum sozialdemokratischen Wehrverband errichtet, um den starken sozialdemokratischen Einfluss im österreichischen Bundesheer zurückzudrängen. Mit dem Leitspruch „Die Politik ist nicht viel wert, die lassen wir den andern! Soldat sein! ist es, was uns ehrt, stark bleiben und nicht handeln!“ gibt man sich unpolitisch, was sich vor allem in den 1930er Jahren ändern sollte. 1935 erfolgt die Umbenennung in ‚Vereinigung christlicher Angehöriger der bewaffneten Macht Österreich (Wehrbund)‘ bzw. ‚Kameradschaft der Angehörigen der bewaffneten Macht‘. Im Sinne der Vaterländischen Front wird der Vereinszweck wie folgt definiert: „Die Vereinigung hat die Aufgabe: die österreichische, vaterländische Gesinnung zu vertiefen, die Mitglieder in wirtschaftlicher, geistiger und sittlicher Beziehung zu fördern“. Der Wehrbund wird zu einer Fachkörperschaft im Berufsstand der Öffentlichen Bediensteten im Beamtenbund, Matthias Gruber der ‚Kameradschaftsführer‘ und wichtiger Vertreter der Interessen der ständestaatlichen Regierung im Bundesheer.
1934 zum Oberstleutnant befördert, wird er 1936 zum Kommandanten der 1. Abteilung des Leichten Artillerieregiments Nr. 2 ernannt.
Als Soldat und österreichischer Patriot erlebt er den Untergang des freien und unabhängigen Österreichs, als am 12. März 1938 die Deutsche Wehrmacht in Österreich einmarschiert. Aufgrund seiner politischen Funktion wird Matthias Gruber mit 15. März 1938 als Leiter des Wehrbundes durch Zwangspensionierung entlassen.
Am 15. Juni 1938 wird Matthias Gruber frühmorgens nach einer Hausdurchsuchung erstmals durch die Gestapo in Haft genommen. Wegen „fortgesetzter Bekämpfung des NS Regimes“ soll er für ein Jahr in das KZ Dachau eingewiesen werden. Während seiner Einvernahme erscheint ein Beamter der Gestapo, der mit Matthias Gruber bei der Artillerie in Kaiserebersdorf gedient hatte. Dieser soll gegen ihn aussagen und bestätigt zwar, dass Matthias Gruber nie Nationalsozialist doch „der am sozialsten denkende und handelnde Offizier“ des Bundesheeres gewesen sei. Matthias Gruber wird in der Folge nach einer Verwarnung durch den Chef der Gestapo entlassen.
Nach dem am 8. November 1939 in München versuchten Attentat auf Adolf Hitler wird Matthias Gruber und seine Frau Hilde schon am Tag darauf nach einer Hausdurchsuchung wegen Hoch- und Landesverrat verhaftet und in die Gestapo-Zentrale im Hotel Metropol im 1. Wiener Bezirk gebracht. Ende November in das Polizeigefängnis Wien IX Rossauerlände verlegt, können trotz wiederholter Kreuzverhöre keine Beweise erbracht werden. Die Anklage wird fallen gelassen und die Haft am 23. Dezember 1939 beendet. Matthias Gruber tritt in der Folge der Österreichischen Freiheitsbewegung – Widerstandsgruppe Dr. Lederer bei und findet Arbeit als Versicherungsbeamter.
Am 12. September 1940 wird Matthias Gruber durch die Gestapo an seinem Arbeitsplatz verhaftet, in seine Wohnung gebracht und nach einer Hausdurchsuchung in die Gestapo im Hotel Metropol eingeliefert.
In Duisburg-Hamborn wird Matthias Gruber wie viele seiner Mithäftlinge mit Ruhr infiziert, 28 Häftlinge erliegen der Seuche, hauptsächlich aus Mangel an Medikamenten und Unterernährung. Mit Folgezuständen der Ruhr, einem Gallensteinleiden und einer schweren Schädigung des Herzmuskels musss er sich zurück in Wien zweimal wöchentlich am Polizeirevier melden und wird überdies von einem Kriminalbeamten des Kommissariats XVIII Klostergasse überwacht. Am 23. November 1944 findet schließlich die Hauptverhandlung wegen Vorbereitung zum Hochverrat im Wiener Justizpalast statt, indem Matthias Gruber zu zwei Jahren Kerker verurteilt wird– die wegen seiner langen Haft als verbüßt gelten.
In Wien erlebt er die Befreiung und das Wiedererstehen Österreichs. Bald danach wird er rehabilitiert und der Staatskanzlei, Abteilung B Heerwesen (später Heeresamt) zugetreilt, am 23. Juni 1945 dem Rechtsbüro unterstellt und mit der Durchführung der Sonderbestimmungen für Wehrmachtsangehörige des Verfassungsgesetzes vom 8. Mai 1945 über das Verbot der NSDAP (Verbotsgesetz) betraut – d.h. Maßnahmen zur Entnazifizierung der ehemaligen Militärpersonen und Wiedergutmachung. Am 13. November 1945 wird er zum provisorischen Leiter der Heeresamtsstelle Niederösterreich ernannt. Am 4. Dezember 1945 erfolgt seine Ernennung zum Generalmajor mit Wirksamkeit vom 27. April 1945. Nachdem das Heeresamt auf Weisung des Alliierten Rates aufgelöst und Anfang Jänner 1946 aufgeteilt wird, findet er eine Anstellung im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, in dem er bis zu seiner Pensionierung 1951 als Hofrat Dienst versieht.
Schon vier Jahre später, am 14. November 1955, verstirbt er nach langem schwerem Leiden.
Abschließend sei erwähnt, dass die Enkelin des Generalmajors Matthias Gruber, Vikto- ria Gruber, im Jahr 1993 den Enkel des Widerstandskämpfers und 1944 hingerichteten Jakob Kastelic, Alexander Kastelic, ehelicht.
Orte
Wohnort:
Quellen
Strigl Mario in "Der Freiheitskämpfer": 72. Jahrgang – Nr. 67 – März 2023. S.2-3
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