Hofrat Dr. Meinrad Rohracher

Meinrad Rohracher

Personalia

Geboren:

5. Jänner 1894, Lienz

Gestorben:

24. Dezember 1962, Wien

Beruf:

Beamter

Verfolgung:

Haft 12.03.1938 - 24.09.1938, Entlassung 06.09.1938, Gauverbot 1938, Widerstandskämpfer, Haft 09.02.1943 - 23.09.1944

Ehrungen:

Goldenes Verdienszeichen der Republik Österreich

Mitgliedschaften

Antifaschistische Freiheitsbewegung Österreich, ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Meinrad Rohracher wird als eines von sieben Kindern als Sohn des Antiquars und ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Bürgermeister von Lienz, Franz Rohracher geboren. Einer seiner Brüder ist der spätere Erzbischof von Salzburg, Andreas Rohracher.

Er besucht die Volksschule in Lienz und später das Gymnasium in Brixen, wo er maturiert und ein Jusstudium in Innsbruck beginnt. 1915 unterbricht er sein Studium um am 1. Weltkrieg im 2. Tiroler Kaiserregiment teilzunehmen. 1918 mustert er als Fähnrich aus und nimmt sein Studium wieder auf, in welchem er 1921 promoviert. Im selben Jahr heiratet er. Aus dieser Ehe entspringen zwei Kinder. Nach dem Gerichtspraktikum tritt er in den Kärntner Landesdienst ein und ist schließlich als Bezirkshauptmann-Stellvertreter in Hermagor und Spittal tätig.

Er engagiert sich in der Vaterländischen Front und ist aktiv an der Niederwerfung des Putschversuchs der Nationalsozialisten im Juli 1934 beteiligt. Im August 1934 wird er von einem Nationalsozialisten verletzt und ein Sprengkörper und zwei Böller vor seine Wohnung gelegt.

Noch in der Nacht des Einmarsches der deutschen Wehrmacht wird Meinrad Rohracher verhaftet und in das Landesgericht in Klagenfurt überstellt. Dort wird am 31. Mai 1938 wegen „Missbrauch der Amtsgewalt“ zu drei Monaten schweren Kerkers verurteilt. Nachdem sich sein Gesundheitszustand in der Haft drastisch verschlechtert, wird er im September 1938 enthaftet. Er erhält Gauverbot und muss Kärnten binnen 24 Stunden verlassen.

Nach Wien übersiedelt schlägt er sich mit verschiedenen Jobs durch um seine Ehefrau und zwei Kinder ernähren zu können. Nach Wien übersiedelt wird Meinrad Rohracher gegen Ende 1941 von seinem ehemaligen Schulkameraden Karl Wanner, zu der Lamberti-Runde im Gasthaus des Franz Lambert [heute: Pürstner] eingeladen. Die Gruppe har sich der Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreichs (AFÖ) um den Pfarrer Anton Granig angeschlossen. Auf sie ist Karl Wanner durch Flugblätter aufmerksam geworden, wo es u. a. heißt:

„Kärntner, unsere Heimat ist in Not! Braune Verbrecher haben unsere Heimat verraten […]. Kärnten und unser Österreich müssen wieder frei werden vom preußischen Joch. Alle einig gegen die braunen Verbrecher! Es lebe Kärnten!“

Aus einem Flugzettel der AFÖ

Im März 1942 trifft Meinrad Rohracher mit dem Führer der AFÖ, Anton Granig, den er bereits seit 1938 kennt, persönlich zusammen. Über ihn entsteht auch der indirekte Kontakt der AFÖ zu seinem Bruder, Andreas Rohracher, der 1943 Erzbischof von Salzburg wird.

Am 9. Februar 1943 wird Meinrad Rohracher von der Gestapo Wien verhaftet und am 14. und 15. August 1944 vor dem Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt. Obwohl er aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, bleibt er weiterhin in Haft. Schließlich wird er am 23. September 1944 aufgrund seines, durch die Haft erlittenen schlechten Gesundheitszustandes, entlassen. Er muss sich jedoch weiterhin wöchentlich bei der Polizei melden.

„Abschließend glaube ich wohl nicht erwähnen zu müssen, dass ich und besonders meine Frau wegen unserer eindeutig österreichischen und religiösen Einstellung während der Nazi-Invasion und während der mehr als 2-jährigen Haft unsagbar viel Leid, Not, Drangsal und Ungemach erlitten haben und ich und meine Familie die Wiederbefreiung Österreichs als meine wahre Erlösung empfinden.“

Meinrad Rohracher rückblickend

Nach der Befreiung Österreichs im Mai 1945 wird er sofort wieder in den Landesdienst aufgenommen und zuerst Bezirkshauptmann von Klagenfurt, später Leiter der Staatsbürgerschaftsabteilung des Landes Kärnten. 1947 wechselt er in den Bundesdienst und wird administrativer Direktor des Staatsarchivs. Er geht 1959 in den Ruhestand und verstirbt 1962 in Wien.

Orte

Wohnort:

Quellen

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW), Österreichisches Staatsarchiv; Photo: Österreichisches Staatsarchiv

Meinrad Rohracher

Beamter
* 5. Jän. 1894
Lienz
† 24. Dez. 1962
Wien
Entlassung, Gauverbot, Haft