Hans Arno Fritsche

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Hans Fritsche
Bild: DÖW

Personalia

Geboren:

16. September 1919, Prag

Gestorben:

27. April 1981, Wien

Beruf:

Kaufmann

Verfolgung:

Haft 16.12.1943 - 02.12.1944,
KZ Buchenwald 02.12.1944 - 11.04.1945

KZ-Nummer:

33349

Mitgliedschaften

Österreichische Volkspartei, ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Hans Arno Fritsche kommt in Prag als ehelicher Sohn des Kaufmanns Ewald Fritsche und Helene Ida, geborene Konrad, zur Welt. Seine Mutter entstammt einer jüdischen Familie, der Vater seiner Mutter hatte seinen Nachnamen von Kohn auf Konrad geändert, Hans Fritsches Mutter konvertierte 1912 vom Judentum zum katholischen Glauben.

Die Familie zieht früh von Prag nach Wien um, wo Ewald Fritsche einen Texilhandel in der Gonzagagasse 5, im 1. Wiener Gemeindebezirk eröffnet. Hans Fritsche besucht die Volks- und Hauptschule und wechselt 1935 auf die Ordens-Lehrerbildungsanstalt der Schulbrüder im 21. Wiener Gemeindebezirk, mit dem Ziel Lehrer zu werden.

Am 12. März 1938 muss Hans Fritsche erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, das freie und unabhängige Österreich untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Hans Fritsche als 'Mischling I. Grades' bzw. ‘Halbjude’ gilt.

Unmittelbar nach der Okkupation Österreichs wird von den kirchenfeindlichen und anti-klerikalen Nationalsozialisten die Ordens-Lehrerbildungsanstalt der Schulbrüder geschlossen. Das Ansuchen auf Aufnahme in die öffentliche Lehrerbildungsanstalt Hagmüllergasse im 3. Wiener Gemeindebezirk wird aus 'rassischen' Gründen am 25. August 1938 abgelehnt.

Danach fängt er in der Firma seines Vaters an zu arbeiten. Nachdem sein Vater sich in einer 'Mischehe' mit einer getauften Jüdin befindet und sich weigert sich scheiden zu lassen, wird er gezwungen, den deutschen Nationalsozialisten, den Ortsgruppenleiter und Gauredner Stefan Lander als Mit-Gesellschafter aufzunehmen, um eine Schließung des Unternehmens zu verhindern.

Im Sommer 1940 lernt Hans Fritsche im Prater die 18-jährige Maria Presl kennen und geht in weiterer Folge eine intime Beziehung mit ihr ein. Maria Presl wird schwanger, eine Ehe ist jedoch auf Grund der ‘Nürnberger Rassengesetze’ verboten, ebenso wie der sexuelle Kontakt zwischen 'Ariern' und 'Mischlingen I. Grades'. Ein Onkel von Maria Presl zeigt Hans Fritsche daraufhin wegen 'Rassenschande' bei der Gestapo an.

Um einer Verhaftung zu entgehen, behauptet Hans Fritsches Vater, er wolle in Agram in Jugoslawien [heute: Zagreb in Kroatien] eine Zweigniederlassung seiner Firma errichten und erhält eine Ausreisegenehmigung für seinen Sohn, befristet mit 31. Mai 1942. In Agram bestreitet Hans Fritsche mit Gelegenheitsarbeiten wie Chauffeurdiensten und Hilfsarbeit seinen Lebensunterhalt. Am 20. November 1941 wird er in Wien in Abwesenheit wegen 'Rassenschande' und angeblich versuchter Abtreibung zu vier Monaten Haft verurteilt. Sein Sohn kommt am 9. Juni 1942 zur Welt.

Nach Ablauf seiner Ausreisegenehmigung kehrt Hans Fritsche nicht nach Wien zurück, sondern bleibt in Agram. Am 16. Dezember 1943 wird er in Agram verhaftet und am 2. Dezember 1944 in das KZ Buchenwald deportiert. Dort wird er am 11. April 1945 von der 3. US-Armee befreit.

Häftlings-Personal-Karte des KZ Buchenwald von Hans Fritsche
Häftlings-Personal-Karte des KZ Buchenwald von Hans Fritsche
Bild: Arolsen Archives

Im April bzw. Mai 1945 erlebt er die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Er kehrt zurück nach Wien und versucht seine Ausbildung als Lehrer wieder aufzunehmen, schließt aber die Ausbildung aus ökonomischen Gründen nicht ab. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei.

Hans Fritsche gründet eine Firma für die Vertretung von Textilwaren aller Art, heiratet 1949 Edda Renate Gettiner und wird Vater eines Sohnes, später heiratet er Gertrude Kratzer und wird Vater einer Tochter. Zu seinem unehelichen Sohn hält er immer Kontakt und finanziert seine Ausbildung.

Hans Fritsche verstirbt als Kaufmann mit 61 Jahren und finden seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Buchenwald (Weimar, Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Birgit Schlager, Privat

Arolsen Archives

Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche

Hans Fritsche

Kaufmann
* 16. September 1919
Prag
† 27. April 1981
Wien
Haft, KZ Buchenwald