Oberstleutnant Robert Bernardis

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 20. Juli 1944 - 08.08.1944,
Ermordet am 08.08.1944
Lebenslauf
Robert Barnardis kommt in Innsbruck als ehelicher Sohn des Militär-Baumeisters Nikolaus Bernardis und Antonia, geborene Kropik, zur Welt. Robert Bernardis wird evangelisch getauft. Sein Vater wird bald darauf nach Linz versetzt, als Folge übersiedelt die Familie dorthin. Nach dem Besuch der Volks- und Militär-Unterrealschule in Linz und Enns maturiert er gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich 1925 an der damaligen Bundeserziehungsanstalt in Wiener Neustadt.
Im Anschluss absolviert er die zweijährige Gewerbeschule in Mödling, die er als ausgebildeter Bautechniker verläßt. In dieser Zeit tritt er der 1922 gegründeten Fachstudentischen Burschenschaft Wiking zu Mödling bei. Da Robert Bernardis keine seiner Ausbildung entsprechende Tätigkeit findet, muss er seinen Lebensunterhalt zunächst als Maurer und Vorarbeiter verdienen.
1928 geht Robert Bernardis schließlich wegen der schlechten Lage auf dem Arbeitsmarkt 'den Weg ins Militär, so wie viele andere es taten – weniger aus großer Begeisterung, als aus Not'. [Anm.: Robert Barnardis in seinem handschriftlich verfassten Lebenslauf.]
Er wählte, seiner zivilen Ausbildung entsprechend, als Waffengattung an der Offiziersakademie in Enns die Pioniertruppe. Als Maturant konnte er dort studieren und musste nicht zuvor die Offiziersschule absolvieren.
Im Ausmusterungsjahr 1932 heiratet er die Linzer Geographie- und Sportstudentin Hermine Feichtinger. Seine erste Truppenverwendung führt ihn in das Linzer Pionier-Bataillon 4. Dort bewirbt er sich 1936 um die Aufnahme in die 'Höheren Offizierskurse' und wird dem 'Kriegstechnischen Kurs' zugeteilt. Dabei handelt es sich um eine spezielle Generalstabsausbildung für Pionier-Offiziere, die es nur im österreichischen Bundesheer gibt. Diese Ausbildung trägt auch wesentlich zu seiner späteren engen Freundschaft mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg bei, da dieser für das geplante Attentat auf Hitler unbedingt einen ausgebildeten Pionier-Offizier benötigt.
Am 12. März 1938 erlebt Robert Bernardis, wie das freie und unabhängige Österreich, auf welches er seinen Fahneneid geschworen hat, mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Er wird in die deutsche Wehrmacht inkorporiert.
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 wird der mittlerweile zum dritten Generalstabsoffizier (Ic) des 51. Armeekorps (LI.) avancierte Offizier in einem Lager bei Shitomir, etwa 140 Kilometer westlich von Kiew, Zeuge von Massenerschießungen und Kannibalismus. Als Robert Bernardis das Lager wieder verlässt, muss er sich übergeben und spricht an diesem Tag nicht mehr.
Auch bei der Einnahme von Charkow Ende Oktober 1941 muss Robert Bernardis miterleben, wie hunderte Einwohner, vornehmlich Juden, in den Straßen öffentlich gehängt werden. Anfang 1942 erkrankt Robert Bernardis schwer und wird im März 1942 zunächst in einem Feldlazarett und danach in einem Berliner Krankenhaus wegen Zwölffingerdarmgeschwüren behandelt.
Nach seiner Genesung steigt Robert Bernardis ab Juni 1942 als Oberstleutnant im Generalstab bis zum Gruppenleiter 'Personal' im Allgemeinen Heeresamt im Berliner Bendler-Block auf.
Als Claus Schenk Graf von Stauffenberg im September 1943 Chef des Stabes des Ersatzheeres wird, ist der tägliche dienstliche Kontakt zwischen Robert Bernardis und ihm obligatorisch. Wer sich von den beiden dem anderen in der Widerstandsfrage zuerst offenbart hat, lässt sich nicht nachweisen. Fest steht, dass man rasch zu einem Konsens über die Beseitigung des nationalsozialistischen Regimes kommt. Robert Bernardis tritt nun aktiv handelnd in den Kreis der Verschwörer, indem er, wie aus den Briefen an seine Frau hervorgeht, zunächst beginnt, die schon existierenden Befehle zum Unternehmen Walküre noch konkreter für einen Aufstand der Wehrmacht gegen Hitler in allen Wehrkreisen zu adaptieren. Wie Carl Szokoll später mitteilte, fährt Robert Bernardis ab Februar 1944 regelmäßig nach Wien. Zunächst besucht er dabei den Chef des Stabes im Wehrkreis XVII (Wien), seinen persönlichen Freund, den Ritterkreuzträger Heinrich Kodré. Anschließend informiert er Hauptmann Carl Szokoll über den Stand der Vorbereitungen für den geplanten Sturz des NS-Regimes.
Heinrich Kodré löst am 20. Juli Walküre aus, wobei er zunächst den Kommandierenden General, Hans-Karl Freiherr von Esebeck, übergeht und ihn erst später über die getroffenen Maßnahmen informiert. Hans-Karl Freiherr von Esebeck billigt diese, obwohl er erkennt, dass die Fernschreiben durch den längst pensionierten Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben unterzeichnet und somit ungültig sind. Erst nachdem Robert Bernardis stundenlang mit Heinrich Kodré gesprochen hat, begibt er sich zu Carl Szokoll, um diesem die nötigen Befehle für die Organisation des Unternehmens Walküre im Wiener Wehrkreis zu geben. Carl Szokoll kann also die Aktion organisieren, ist aber nicht berechtigt, sie auch auszulösen. Dazu ist der Befehl des Wehrkreis-Kommandos unbedingt erforderlich. Als Claus Schenk Graf von Stauffenbergs Verbindungsmann zwischen Wien und Berlin nimmt Robert Bernardis ein beträchtliches Risiko auf sich, da die dafür erforderlichen zahlreichen Dienstreisen bei einer Überprüfung durch die Gestapo kaum plausibel zu erklären sind. Schließlich ist Robert Bernardis Gruppenleiter 'Personal' und hat den Nachschub für die Fronten zu organisieren. Persönliche Anwesenheit in Wien ist dazu nicht erforderlich.
Am 20. Juli 1944 ist es für General der Nachrichtentruppe Erich Fellgiebel nicht möglich, die Verschwörer in Berlin exakt über die Ereignisse zu informieren. Offen sind nach dem Attentat nämlich nur die Telefonleitungen der SS, was es Adolf Hitler ermöglicht, mit Major Otto Ernst Remer zu sprechen.
Damit ist das Gerücht eines erfolgreichen Attentats rasch geplatzt und das Schicksal der Operation Walküre besiegelt, denn die Gegenmaßnahmen des Regimes setzten schneller ein, als die nicht verlässlich informierten Verschwörer in Berlin handeln können. Nachdem das Attentat auf Adolf Hitler misslungen ist und der Sturz des nationalsozialistischen Systems am späten Nachmittag des 20. Juli 1944 zu scheitern droht, greift Robert Bernardis zum Telefon und alarmiert die Kampfverbände in den außerhalb des Stadtgebietes von Berlin gelegenen Teilen des Wehrkreises III.
Nach 16 Uhr begann Oberstleutnant Bernardis die Truppenteile außerhalb Berlins zu alarmieren: Die Panzertruppenschulen Krampnitz und Wünsdorf, die Panzerlehrgänge Groß-Glienicke, die Infanterieschule Döberitz, die Fahnenjunkerschule und die Unteroffiziersschule Potsdam.
Damit enttarnt sich Robert Bernardis als Mitglied der Verschwörung. Die von ihm alarmierten Verbände befolgen seine Befehle sofort und verzichten auf die vorgeschriebene telefonische Rückfrage und Bestätigung durch das Wehrkreis-Kommando, weil auch sie schon in den wirklichen Zweck der Maßnahmen durch Bernardis eingeweiht sind. Er kann allerdings nur die außerhalb Berlins stationierten Kampfverbände des Wehrkreises alarmieren, da das Stadtgebiet von Berlin einen eigenen Befehlsbereich bildet und Generalleutnant Paul von Hase unterstehen. Hinzu kommt, dass in der Stadt selbst relativ rasch die Gegenmaßnahmen durch das unter dem Kommando von Remer stehende Wachbataillon 'Großdeutschland' zum Tragen kommen und sich die Verschwörer deshalb von außerhalb verstärken müssen. Dafür ist ursprünglich auch das Reiterregiment Mitte unter dem Kommando von Philipp Freiherr von Boeselager vorgesehen. Dieses sollte aus dem Raum Brest-Litowsk mit Transportmaschinen nach Berlin verlegt werden. Die Verschwörer rechnen mit schweren Kämpfen in der Stadt infolge der starken SS-Präsenz. Infolge der raschen Gegenmaßnahmen des Systems ist allerdings an Überstellungen in den Raum Berlin am späten Nachmittag des 20. Juli 1944 nicht mehr zu denken, weil die beiden Berliner Flugplätze nicht mehr gesichert werden können. 'Zurück in die alten Löcher' – so das über Funk übermittelte vereinbarte Code-Wort für das Scheitern der Aktion – bewirkt daher Philipp Freiherr von Boeselager dazu, schnellstens wieder 200 Kilometer ostwärts seine alten Stellungen zu beziehen, um unentdeckt zu bleiben, was auch gelingt.
Nach dem Scheitern des Umsturzversuches ist auch Robert Bernardis’ Schicksal besiegelt: Er wird noch am 29. Juli 1944 in der Kaserne verhaftet.
Am 8. August 1944 wird er aus der Wehrmacht ausgestoßen, vor dem Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt und noch am selben Abend im Strafgefängnis Plötzensee gehängt, wobei man darauf achtet, dass die Verurteilten durch langsames Ersticken ums Leben kommen. Adolf Hitler zufolge sollen die Verschwörer möglichst qualvoll und wie in einem Schlachthof sterben, nicht etwa durch Erschießung.
Seine Frau Hermine Bernardis wurde zusammen mit ihrer Schwiegermutter Antonia Bernardis am 27. August 1944 als Sippenhäftling in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert und am 6. Oktober 1944 wieder entlassen. Die beiden Kinder von Robert Bernardis, Lore (6 Jahre) und Heinz (4 Jahre), werden wie die der anderen Verschwörer im Kinderheim im Borntal in Bad Sachsa interniert.
Orte
Wohnort:
Ehrung:
Denkmal:
Quellen
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Robert_Bernardis
