Dr. Bruno Kreisky

Photo von Bruno Kreisky
Bruno Kreisky
Bild: DÖW

Personalia

Geboren:

22. Jänner 1911, Wien

Gestorben:

29. Juli 1990, Wien

Beruf:

Staatssekretär, Außenminister, Bundeskanzler

Verfolgung:

Haft 16.03.1938 – 08.08.1938,
Emigration August 1938

Ehrungen:

Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes

Bayerischer Verdienstorden

Orden wider den tierischen Ernst

Freedom Award des International Rescue Committee

Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien

Karl-Valentin-Orden

Schärfste Klinge der Stadt Solingen

Nehru-Preis für internationaler Völkerverständigung

Großkreuz des portugiesischen Christusordens

Goldenes Doktorat der Wiener Universität

Friedenspreis der Martin-Luther-King-Stiftung

KF-Hanson-Medaille in Saltsjöbaden (Schweden)

Mitgliedschaften

Sozialdemokratische Partei Österreichs

Lebenslauf

Bruno Kreisky kommt als ehelicher Sohn in der jüdischen Familie von Max Kreisky und Irene, geborene Felix, zur Welt. Max Kreisky ist Generaldirektor der Österreichischen Wollindustrie AG und Textil AG, Zensor der Österreichischen Nationalbank und Mitglied des Zentralvereins der kaufmännischen Angestellten. Irene Felix entstammt eine Familie von Lebensmittelproduzenten, der Markenname Felix besteht bis heute.

Nach der Volksschule besucht Bruno Kreisky das Gymnasium Radetzkystraße und tritt dem Verband Sozialistischer Mittelschüler bei. 1927 wechselt er zur Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). 1930 wird er Vorsitzender der Regionalorganisation für die Wiener Umlandgemeinden Purkersdorf, Klosterneuburg und Tulln, 1933 leitet er die Bildungs- und Kulturarbeit der SAJ.

1929 inkribiert Bruno Kreisky Jus an der Universität Wien, was er auf Vorschlag des Parteivorsitzenden der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) [heute: SPÖ], Otto Bauer, macht. 1931 tritt er aus der Israelischen Kultusgemeinde (IKG) aus und bezeichnet sich fortan als Agnostiker.

Bruno Kreisky nimmt am sozialistischen Februaraufstand 1934 teil, indem er Propagandamaterial verteilt. Am 18. Februar 1934 nimmt er an einem Treffen ehemaliger SAJ-Funktionäre im Wienerwald teil, wo die Revolutionäre Sozialistische Jugend unter der Leitung von Roman Felleis und Kreisky gegründet wird. Kreisky nimmt mehrfach an Treffen der nun illegalen Partei in der Tschechoslowakei teil.

Aufgrund seiner illegalen Tätigkeit wird Bruno Kreisky am 30. Jänner 1935 in der Wohnung seiner Eltern verhaftet und am 16. März 1936 wegen Hochverrats zu einem Jahr Kerker verurteilt. Er kommt, unter Anrechnung der Untersuchungshaft am 3. Juni 1936 frei, er wird aber von allen Hochschulen relegiert.

Nachdem am 28. Dezember 1936 sein Antrag auf Aufhebung der Relegierung vom Unterrichtsministerium abgewiesen wird, beschließt Bruno Kreisky, Wien auf unbestimmte Zeit zu verlassen. Als „Exil“ diente Jadersdorf im Gitschtal in Oberkärnten, wo er auf Vermittlung seines Vaters für einige Monate als Hilfsarbeiter in einer Weberei arbeitet.

Erst Anfang 1938 kann Bruno Kreisky sein Studium fortsetzen. In der Zwischenzeit setzt er seine illegale Tätigkeit für die Revolutionären Sozialisten fort. Am 12. März 1938 muss er erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Bruno Kreisky als 'Volljude’ gilt. Am 14. März 1938 kann er noch gerade das letzte Rigorosum ablegen, bevor er, wie sehr viele Funktionäre des Ständestaates am 16. März 1938 von der Gestapo verhaftet wird. Am 8. August 1938 wird er aus der Haft, unter der Auflage das besetzte Österreich so schnell wie möglich zu verlassen, enthaftet.

Photo von Bruno Kreisky (1.v.l.) im schwedischen Exil
Bruno Kreisky im schwedischen Exil
Bild: DÖW

Bruno Kreisky fliegt wenige Tage später, ohne im Besitz eines Visums zu sein, nach Dänemark, wo er auf dem Flughafen Kopenhagen-Kastrup von der Polizei beinahe wieder nach Österreich zurückgeschickt wird. Dank eines durch Freunde im letzten Moment organisierten Durchreisevisums darf er dann doch nach Dänemark einreisen und kann von dort aus seine weitere Flucht organisieren. Zunächst stellt er ein Auswanderungsansuchen für Bolivien, erhielt dann jedoch vom Vorsitzenden der schwedischen Jungsozialisten, Torsten Nilsson, eine Einladung nach Schweden.

Bruno Kreisky emigriert nach Schweden, wo er sich in Stockholm niederlässt. Er findet Arbeit als ökonomischer Berater im Sekretariat der Stockholmer Konsumgenossenschaft. Daneben schreibt er Artikel für schwedische und ausländische Zeitungen. Im Juli 1939 nimmt er in Lille am Kongress der Sozialistischen Jugendinternationale teil, wo er sich vehement gegen eine Fusionierung mit den kommunistischen Jugendverbänden ausspricht. Im sowjetisch-finnischen Winterkrieg ist er als Kriegsreporter tätig. Im Februar 1940 treffen seine Eltern aus Wien in Schweden ein.

Im Sommer 1940 lernt Bruno Kreisky den im norwegischen Exil lebenden Willy Brandt kennen – der Beginn einer lebenslangen Freundschaft. Mit Brandt arbeitet er in der internationalen Gruppe demokratischer Sozialisten, die auch „kleine Internationale“ genannt wird, an Fragen der Nachkriegsordnung Europas.

1941 wird Bruno Kreisky Obmann des Klubs österreichischer Sozialisten in Schweden. 1942 heiratet er Vera Fürth und wird in der Folge Vater eines Sohnes und einer Tochter. In Schweden erlebt er die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik 1945. Er organisiert schwedische Hilfslieferungen nach Österreich, ab Oktober 1945 als offizieller Beauftragter der schwedischen Regierung.

Photo von Bruno Kreisky mit Willy Brandt im schwedischen Exil
Bruno Kreisky (2.v.l.) mit Willy Brandt im schwedischen Exil
Bild: DÖW

Im Mai 1946 kehrt er zurück nach Wien, tritt in den Dienst des Außenministeriums und wird nach Schweden zurückgeschickt, um dort die österreichische Gesandtschaft aufzubauen. Ab 1947 ist er Legationssekretär unter dem Botschafter Paul Winterstein. Ab 1951 ist er außenpolitischer Berater von Bundespräsident Theodor Körner, 1953 wird er Staatssekretär unter Außenminister Karl Gruber und Leopold Figl. Er ist an den Verhandlungen zum österreichischen Staatsvertrag beteiligt. Von 1959 bis 1966 ist er Außenminister.

Zwischen 1970 und 1983 ist Bruno Kreisky schließlich Bundeskanzler der Republik Österreich. Zwischen 1970 und 1971 steht er einer Minderheitsregierung vor, die vom FPÖ-Parteiobmann Friedrich Peter, der vor 1945 SS-Obersturmführer beim Infanterie-Regiment 10 der 1. SS-Infanteriebrigade war, gestützt wird. Auch in seinen Regierungen bis 1983 befinden sich viele Minister mit ehemaliger NS-Vergangenheit, wie zB das SA und SS Mitglied Untersturmführer Johann Öllinger, das illegale NSDAP-Mitglied und Burschenschafter Oskar Weihs oder die NSDAP-Mitglieder Günther Haiden, Otto Rösch, Josef Moser und Erwin Frühbauer. Es gibt keine Phase der österreichischen Politik, in der derart viele ehemalige Nationalsozialisten politisch aktiv waren.

1983 verliert die SPÖ die absolute Mehrheit im Nationalrat und schließt eine Koalition mit der FPÖ. Bruno Kreisky zieht sich politisch zurück und erhält den Ehrenvorsitz der Partei. Nach einer Entfremdung mit der SPÖ und internen Streitigkeiten, legt er den Ehrenvorsitz zurück. Kurz vor seinem Tod bezeichnete Kreisky die Entwicklung der österreichischen Sozialdemokratie als ‚größte Enttäuschung seines Lebens‘. Er verstirbt mit 79 Jahren und findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.

Orte

Wohnort:

Ehrung:

Bruno Kreisky Gasse (Wien), Bruno Kreisky Platz (Wien), Bruno Kreisky Hof (Wien), Dr. Bruno Kreisky Schule (Wien), Bruno Kreisky Büste, Bruno Kreisky Park, Doktor Bruno Kreisky Straße (Traiskirchen), Doktor Bruno Kreisky Straße (Kottingbrunn), Bruno Kreisky Straße (Villach), Bruno Kreisky Straße (Klagenfurt), Bruno Kreisky Straße (Ebenthal in Kärnten), Doktor Bruno Kreisky Straße (Strasshof an der Nordbahn), Doktor Bruno Kreisky Straße (Mattersburg), Doktor Bruno Kreisky Straße (St. Pölten), Doktor Bruno Kreisky Gasse (Gloggnitz), Kreiskystraße (Linz)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Kreisky

Der Standard vom 19.12.2005: Kreiskys braune Minister

Bruno Kreisky

Staatssekretär, Außenminister, Bundeskanzler
* 22. Jänner 1911
Wien
† 29. Juli 1990
Wien
Emigration, Haft