Alfred Edlinger

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Alfred Edlinger
Bild: DÖW

Personalia

Geboren:

29. September 1887, Wien

Gestorben:

5. Jänner 1962, Wien

Beruf:

Fabrikant

Verfolgung:

Haft 16.03.1938 - 21.09.1938,
KZ Buchenwald 21.09.1938 - 30.11.1938,
Haft 09.11.1939 - 23-12-1939

Mitgliedschaften

ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Alfred Edlinger kommt, neben seinem Bruder Richard, in Wien als Sohn des katholischen Textilfabrikanten Ferdinand Edlinger zur Welt. Sein Vater kaufte am 10. Mai 1882 ein großes Gelände im damals noch ländlichen Kaisermühlen (damals noch im 2. Wiener Gemeindebezirk gelegen), welches zwischen der regulierten Donau und der Alten Donau lag und über den Vorteil der für Färberei und Bleichung notwendigen Wassermengen verfügte. An der heutigen Adresse Schiffmühlenstraße 92–116, weitete sich der Betrieb auf bis zu 11.000 m2 Grundfläche aus und entwickelte sich zum bedeutendsten und größten seiner Art in Österreich. 1884 führte Ferdinand Edlinger den ersten Betrieb in Kontinentaleuropa, der die Merzerisation von Baumwolleindustriell anwendete. Bereits 1885 wurde der Betrieb elektrifiziert.

Zahlreiche Patente zur Textilverarbeitung und -veredelung werden angemeldet, beispielsweise 1915 ein heute noch in Gebrauch stehender Geschwindigkeitsregler für stufenlose Getriebe in Textilmaschinen. 1922 wird von der Firma Edlinger vermutlich das erste Kunstleder erfunden und zur Produktionsreife gebracht, der Herstellungsprozess wird allerdings erst 1948 erst zum Patent angemeldet. 1925 wird der Betrieb in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Nach dem Tod dem Tod Ferdinand Edlingers im Jahr 1932 übernehmen seine Söhne Alfred und Richard Edlinger den Betrieb. Alfred Edlinger ist zu dieser zeit bereits mit Rudolfine Edlinger verheiratet, die Ehe bleibt jedoch kinderlos.

Alfred Edlinger engagiert sich in der Vaterländischen Front und damit im ständestaatlichen-konservatien Lager, vehement für ein freies und unabhängiges Österreich. Am 12. März 1938 erlebt er die Besetzung seines Heimatlandes mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht.

Vier Tage später, am 16. März 1938 wird er ohne Angabe von Gründen von der Gestapo verhaftet und am 21. September 1938 in das KZ Buchenwald deportiert. Von dort wird er am 30. November 1938 entlassen. Von 9. November 1939 bis 23. Dezember 1939 kommt er ein zweites Mal, abermals ohne Angaben von Gründen, in Gestapohaft.

Danach lebt er, von der Gestapo beobachtet in Wien. Das Textilunternehmen wird vom Krieg sehr in Mitleidenschaft gezogen. In Wien erlebt Alfred Edlinger die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik.Er tritt sofort der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei.

Die Brüder bauen den Betrieb nach dem II. Weltkrieg wieder auf, dieser erreicht 1950 eine Leistung von 40.000–50.000 m Stoff pro Tag. 1956 wird das Stammhaus in Gumpendorf verkauft. In der Nachkriegszeit befindet sich auch eine eigene Kunststofferzeugung (Polyurethan für die Kunstledererzeugung) unter dem Namen TEBBE (Textil Beschichtung Betrieb Edlinger) am Firmenstandort, deren Produkt auch zur Lack- und Klebstofferzeugung verwendet wird. Auch ein eigenes Schwimmbad im Garten des A-Werkes gibt es, es wird mit Abdampf aus der Fabrik geheizt. Zur Stromgewinnung setzt man lange Zeit auf Dampfkraft, so wird beispielsweise noch 1963 eine 1.500 PS starke Gegendruckdampfturbine von ELIN mit einer Drehzahl von 12.500/min angeschafft. Der Abdampf geht in die Kunstledererzeugung und in die Appretur. Im Zuge einer Textilkrise muss das traditionsreiche Unternehmen im Jahr 1986 schließen. Auf dem ehemaligen Firmenareal stehen heute Wohnbauten.

Alfred Edlinger erlebt dies nicht mehr. Er verstirbt mit 74 Jahren im Jahre 1962 und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Hietzing. Seine Ehefrau Rudolfine verstirbt zwei Jahre nach ihm.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Buchenwald (Weimar, Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/F._Edlinger#:~:text=Edlinger%20Kommanditgesellschaft%20war%20ein%20Betrieb,Betrieb%20seiner%20Branche%20in%20Österreich.

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Alfred Edlinger

Fabrikant
* 29. September 1887
Wien
† 5. Jänner 1962
Wien
Haft, KZ Buchenwald