Barta Aloisia Maria Baroness von Hagenauer (geb. Ritter)

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Berta Baroness von Hagenauer
Bild: SalzburgWIKI

Personalia

Geboren:

3. Mai 1903, Graz

Gestorben:

22. September 1972, Wien

Beruf:

Diplomierte Heilgehilfin

Verfolgung:

Haft 22.09.1944 - 04.04.1945

Mitgliedschaften

Österreichischer Kampfbund, Österreichische Volkspartei, ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Berta Aloisia Maria Ritter kommt in Graz als eheliche Tochter des Hausbesitzers Josef Ritter und seiner Gattin Aloisia, geborene Kalcher, zur Welt. Sie ist die älteste von drei Schwester aus einem katholisch gläubigem Hause. Nach der Schulbildung heiratet sie mit 21 Jahren 1924 Simon (III.) Baron von Hagenauer, der ebenfalls aus einer sehr religiösen katholischen Familie entstammt.

Simon (III.) Baron von Hagenauer, ein Jurist, hatte bereits 1922 die neue burgenländische Landesverfassung mitausgearbeitet. Von 1925 bis 1938 ist der inzwischen zum wirkl. Hofrat ernannte Simon Baron von Hagenauer Abteilungsleiter der Landeskultur- und Gewerbeabteilung am Amt der Burgenländischen Landesregierung. Im Jahr 1925 wird in Wien das erste und einzige Kind der Barone Hagenauer geboren, Wolfgang Maria Simon Hugo Johannes, der bereits seit der dritten Generation der jeweils letzte männliche Nachkomme ist.

Im Jahr 1929 wird die päpstliche Baronie der Hagenauer durch die Lateranverträge, die zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Italien abgeschlossen werden, als italienischer Adel anerkannt. In einem späteren Dekret des Königreichs Italien (König Viktor Emanuel III.) wird rückwirkend der erbliche Freiherrnstand des 'Nobile Francesco de Hagenauer di Salisburgo', mit Ausweitung auf alle Nachkommen beiderlei Geschlechtes mit dem 'titolo di barone de Hagenauer', durch die königliche Consulta Araldica bestätigt. Somit ist der Freiherrnstand des Hof- und Gerichtsadvokaten Simon (III.) de Hagenauer und seiner Frau Berta, sowie seiner Geschwister (Mathilde und Sabine), ein italienischer. 1930 übersiedelt die Familie nach Eisenstadt, nachdem dort das Gebäude der neuen Landesregierung fertiggestellt worden ist.

1934 tritt Berta Baroness von Hagenauer der Vaterländischen Front bei und wird Leiterin des katholischen Frauenreferates und des Mutterschutzwerkes der Vaterländischen Front im Burgenland. Berta Baronin von Hagenauer pflegt intensive freundschaftliche Kontakte zu anderen politsch und sozial aktiven Frauen, wie zu Franziska Fürstin von Starhemberg (Fanny Starhemberg) oder Leopoldine Miklas (Frau des österreichischen Bundespräsidenten) sowie Burgenländern jüdischer Herkunft.

1937 nötigt man nach dem Erstarken der Nationalsozialisten in der österreichischen Regierung den Verfassungsjuristen Simon Baron von Hagenauer, für den eine führende Stelle beim Obersten Gerichtshof (OGH) vorgesehen gewesen ist, auf Grund seiner "religiösen Gesinnung", seine Entlassung einzureichen. Er uns seine Familie kehren nach Wien zurück, wo er schwer erkrankt.

Am 12. März 1938 muss die tief-gläubige Familie erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, das freie und unabhängige Österreich untergeht. 1940 verstirbt Simon Baron von Hagenauer in Wien. Der der vierzehnjährige Sohn Wolfgang wird daraufhin in die Schweiz auf das St. Gallener Internat 'Institut auf dem Rosenberg' gesandt, um ihn dem Wunsch seines verstorbenen Vaters entsprechend der NS-Propaganda und dem nationalsozialistischen Antikatholizismus zu entziehen.

Während der Abwesenheit ihres Sohnes Wolfgang hilft Berta Baroness von Hagenauer öfters Jüdinnen und versteckt diese in ihrer Wiener Wohnung. Ebenso organisiert sie immer wieder als Bridge-Abende getarnte Treffen ehemaliger österreichischer Politiker, die im Widerstand arbeiteten. Unter diesen befanden sich auch Lois Weinberger, Leopold Figl und Felix Hurdes. Diese Widerstandsgruppe nennt sich Österreichischer Kampfbund. Man plant dort den Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime und die Zukunft Österreichs nach der Befreiung Österreichs. Die geheimen Treffen werden aber von der Gestapo entdeckt und am 22. September 1944 wird die verwitwete Baroness von Hagenauer als Mitglied des katholisch-konservativen Lagers in Wien wegen 'Hochverrats' von der Gestapo verhaftet und inhaftiert. Zwar wird sie in der Haft gefoltert, sie gibt jedoch keine Namen preis. Zusätzlich erleidet sie Herzinfarkte, von denen sie sich nie mehr ganz erholen wird. Nach einem Bombentreffer des Gefängnis-Gebäudes Anfang April 1945 wird sie in am 4. April 1945 aus der Haft entlassen und es gelingt ihr mit Hilfe von Freunden in das Lainzer Spital im 13. Wiener Gemeindebezirk aufgenommen zu werden. Dort erlebt sie die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945.

Sie muss umziehen, zumal ihre Wohnung ausgebombt wurde und nunmehr im russischen Sektor ist.

Auf Wunsch bestätige ich, dass Frau Berta Hagenauer, wohnhaft Wien III, Am Mondenapark 3, im Herbst 1944 im Zusammenhang mit einer Aktion, in welche u.a. der Präsident des Nationalrates Dr. Felix Hurdes und ich selbst verwickelt waren, von der Gestapo verhaftet wurde.

Die Verhaftung erfolgte ebenso wie bei Präs. Dr. Hurdes und mir aus politischen Gründen und zwar wie ich später erfuhr, am 22. September 1944. Während meiner Haft wurde ich einige Male nach der Rolle, die Frau Berta Hagenauer im Zusammenhang mit unserer Aktion gespielt hat, befragt.

Wie ich nach meiner Enthaftung in Erfahrung brachte, wurde Frau Berta Hagenauer wenige Tage vor unserer Enthaftung, also knapp vor dem Zusammenbruch des NS-Regimes freigelassen.

Alois Weinberger an 20. Mai 1953

Orte

Wohnort:

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

SalzburgWIKI unter https://www.sn.at/wiki/Hagenauer_-_der_Wiener_Zweig

biographiA unter http://biografia.sabiado.at/hagenauer-berta/

Matricula Online

Barta Baroness von Hagenauer

Diplomierte Heilgehilfin
* 3. Mai 1903
Graz
† 22. September 1972
Wien
Haft