Univ.-Prof. Dr. Karl Hilgenreiner
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft Juni 1944 - Mai 1945
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Karl Hilgenreiner wird in Friedberg in Hessen geboren. Zwei Jahre später übersiedeln seine Eltern nach Haid in Westböhmen. Als Halb-Egerländer und halb als Hesse (seine ursprüngliche Heimat kennt er nur aus Erzählungen) wird er von den Dorfkindern als „Preuße“ betitelt. 1877–1885 besucht er das von Jesuiten geleitete Bischöfliche Knabenseminar mit Privatgymnasium von Mariaschein [Bohosudov] bei Teplitz-Schönau [Teplice-Sanov] in Nordböhmen [heute Tschechien].
Nach der Matura geht er zum Studium nach Rom. Er tritt hier in das Collegium Germanicum et Hungaricum ein und absolviert seine philosophische und theologische Ausbildung. 1888 promoviert er zum Dr. phil. und 1892 zum Dr. theol. Am 1. November 1891 wird er in Rom zum Priester für das Bistum Leitmeritz [Litomerice] geweiht. In diese Zeit fallt auch die Verkündigung der I. Sozialenzyklika LEOS XIII. (1878–1903) „Rerum novarum“ vom 15. Mai 1891, deren Inhalt und vor allem die hier erörterte soziale Frage ihn von da an nachhaltig beeindrucken und seinen späteren Lebensweg prägen. Nach Kaplansjahren an der Stadtpfarre in Eger [Cheb] in Westböhmen wird er zum Leiter des Fürstbischöflichen Knabenseminars in Mies [Stribro – heute Tschechien] bestellt.
Auf Grund seiner wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit erhält er 1899 einen Ruf als a. o. Universitätsprofessor für Kirchenrecht, Christliche Gesellschaftslehre und Spekulative Dogmatik an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag, später wird er Rektor. 1905 ernennt ihn die Studentenverbindung Ferdinandea zum Ehrenmitglied, 1914 folgt die Ehrenmitgliedschaft bei der Studentenverbindung Saxo-Bavaria.
Während des Ersten Weltkriegs ist er als Feldkurat und geistlicher Leiter der Prager Feldspitäler eingesetzt und muss auch seine Vorlesungstätigkeit fortsetzen. Nach dem Krieg und der Gründung der Tschechoslowakischen Republik [CSR] geht Karl Hilgenreiner in die Politik und gründet in Anlehnung an die Österreichische Christlichsoziale Partei, mit deren Repräsentanten Prälat Dr. Ignaz Seipel und Leopold Kunschak er in persönlichem Kontakt steht, zusammen mit Professor Dr. Robert Mayr-Harting [1926–1929 Justizminister] und dem Prager Weihbischof Wenzel Frind (1843–1932) 1919 die „Deutsche Christlich-Soziale Volkspartei“ [DCSV] für die deutschsprachige Bevölkerungsgruppe in der CSR. 1927 wird er Vorsitzender, 1920–1938 vertritt er die DCSV im Senat der CSR.
Im Frühjahr 1938 lösen sich alle nichtsozialistischen deutschen Parteien auf und werden in die „Sudetendeutsche Partei“ [SdP] Konrad Henleins [1898–1945] eingegliedert, deren Alleinvertretungsanspruch Adolf Hitler gefordert hat. Wegen seiner offenen Kritik an der Okkupation der Tschechoslowakei, wegen der Repressalien der deutschen Besatzungsmacht gegenüber der Kirche und wegen seines Eintretens für die Rechte der deutschen Volksgruppe in Böhmen wird er unter dauernde Polizeiaufsicht gestellt. Im Juni 1944 wird Karl Hilgenreiner von der Gestapo verhaftet und ohne Anhörung in das speziell für Geistliche als Arbeitslager umfunktionierte ehern. Franziskanerkloster Sasmik [Zasmuky] südwestlich von Kolin verbracht, wo er bis zum Kriegsende bleiben muss.
Im Mai 1945 kommt er für wenige Wochen frei, wird im Juni auf Grund einer Denunziation von den Tschechen verhaftet und im Internierungslager Rupa in Modfany bei Prag inhaftiert. Nach einem Jahr gelingt ihm – unter anderem durch die Vermittlung von Leopold Kunschak und des Österreichischen Konsulats in Prag die Ausreise nach Österreich. Gleich nach seiner Ankunft in Wien im Sommer 1946 betätigt er sich als Kaplan an der Karlskirche in Wien. Er gehört auch zu den ersten Dozenten der neu gegründeten Wiener Katholischen Akademie.
Er verstirbt zwei Jahre später in Wien.
Orte
Wirkungsstätte:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 121/122.