Professor Fritz Wilhelm Alexander Lehmann

Photo von Fritz Lehmann
Fritz Lehmann
Bild: DÖW

Personalia

Geboren:

1. August 1915, Wien

Gestorben:

16. April 1999, Wien

Beruf:

Schauspieler

Verfolgung:

Haft 31.07.1940 – 05.04.1943,
Tätigkeitsverbot April 1944

Ehrungen:

Ehrentitel Professor

Ernennung zum Kammerschauspieler

Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs

Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich

Mitgliedschaften

Österreichische Freiheitsbewegungen, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands

Lebenslauf

Friedrich Wilhelm Alexander Lehmann, genannt Fritz, kommt in Wien als jüngster von fünf ehelichen Söhnen des Finanzbeamten Alois Lehmann und Hermine, geborene Stastny, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er die Unterstufe des Gymnasiums Fichtnergasse im 13. Wiener Gemeindebezirk und wechselt danach für ein Jahr an das Aufbaukonvikt in Horn, bevor er in das Internat des Juvenats des Chorherrenstiftes Klosteneuburg geht. Dort maturiert er 1934, tritt im September des gleichen Jahres in den Orden der Augustiner Chorherren ein und nimmt den Ordensnamen Dietmar an. Im Chorherrenstift Klosteneuburg lernt er den Augustiner Chorherren Roman Karl Scholz CanReg kennen.

1936 entschließt sich Fitz Lehmann jedoch Schauspieler zu werden und verlässt den Orden. Auf Anraten von Katharina Schratt studiert er an der Staatsakademie für Musik und darstellenden Kunst [heute: Max Reinhardt-Seminar] in der Meisterklasse von Prof. Wilhelm Klitsch. Nach der bestandenen Aufnahmeprüfung erhält er einen 'Freiplatz‘ wegen besonderer Begabung und muss daher keine Studiengebühren zahlen. Von 1933 bis 1937 ist er Mitglied der Studentenfraktion des Heimatschutzes und danach Mitglied der Vaterländischen Front.

Am 12. März 1938 muss der gläubige Katholik und patriotische Österreicher Fritz Lehmann erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich von den Nationalsozialisten besetzt wird. 1939 wird er von Lothar Müthel, der von den Nationalsozialisten eingesetzte neue Direktor des Burgtheaters, direkt von der Staatsakademie für Musik und darstellenden Kunst an das Burgtheater geholt.

Photo von Fritz Lehmann als Novize bei den Augustiner Chorherren
Fritz Lehmann (2 Reihe links) als Novize bei den Augustiner Chorherren
Bild: Cordelia Lehmann-Reinthaller, Privat

Über seinen alten Bekannten Roman Karl Scholz CanReg und Viktor Reimann kommt er Anfang 1939 in Kontakt mit er Österreichischen Freiheitsbewegung – Gruppe Scholz. Als er zufällig kurze Zeit später mit dem Widerstandskämpfer Karl Lederer zusammentrifft, unterrichtet ihn Fritz Lehmann, dass Roman Karl Scholz CanReg eine Gruppe mit ähnlichem Inhalt aufbaut, worauf Karl Lederer mit Roman Karl Scholz in Kontakt tritt.

In der Folge steht Fritz Lehmann in laufenden Kontakt mit Roman Karl Scholz CanReg und ist genauestens von den Vorgängen informiert. Auch wenn im späteren Prozess Fritz Lehmann, verständlicherweise bestreitet aktives Mitglied der Gruppe gewesen zu sein, geht die Anklageschrift des VGH davon aus, dass er Neumitglieder geworben und Schriften weitergegeben hat.

Ab Juli 1940 werden gut 300 Personen dieser Widerstandsgruppen vom Burgschauspieler Otto Hartmann verraten (Otto Hartmann wird in der Folge 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt und 1957 begnadigt) und Fritz Lehmann am 31. Juli 1940 von der Gestapo verhaftet. Während der Haft schreibt er Gedanken und Gedichte von Roman Karl Scholz CanReg nieder und veranlasst den Schmuggel der Schriften nach außen. Sein Deckname in der Haft ist William Harden, ihm ist auch Scholzes Buch 'Goneril' gewidmet.

Am 5. April 1943 wird er enthaftet und steht bereits am 9. April 1943 wieder auf der Bühne. In einem Prozess vor dem Volksgerichtshof wird er am 8. Dezember 1943 wegen ‚Nichtanzeige eines hochverräterischen Vorhabens‘ zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, die Strafe gilt jedoch mit der Untersuchungshaft bereits als verbüßt. Im April 1944 erhält er auf ausdrücklichen Befehl des Gauleiters Baldur von Schirach das Verbot an allen Staatstheatern zu spielen.

Photo von Fritz Lehmann mit seinen Kindern und Cordelia Lehmann-Reinthaller
Fritz Lehmann mit seinen Kindern und Cordelia Lehmann-Reinthaller
Bild: Cordelia Lehmann-Reinthaller, Privat

Danach erhält er die Dienstverpflichtung als Fahrer einer Textilfirma. Im gleichen Jahr heiratet er die Burgschauspielerin Maria Kramer, die eine Tochter in die Ehe mitnimmt. Im Oktober 1944 wird er abermals auf ausdrücklichen Befehl des Gauleiters zur Wehrmacht eingezogen und wird in der Tschechei eingesetzt. Dort erlebt er die Befreiung Österreichs im April bzw. Mai 1945.

Fritz Lehmann kehrt nach dem Krieg nach Wien zurück und spielt wieder am Burgtheater. Da jedoch sein Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime bei manchen Kollegen negativ beurteilt wird, ist sein künstlerisches Weiterkommen behindert. Daher verlässt er 1949/50 Wien und geht nach Graz. Später macht er auch Stationen in der Schweiz und Deutschland. Darüber hinaus spielt er in unterschiedlichen Fernsehfilmen. Ab 1960 spielt Fritz Lehmann wieder am Burgtheater in Wien. Er engagiert sich als Kuratoriumsmitglied des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW).

1977 absolviert Fritz Lehmann seinen letzten Auftritt am Akademietheater, seine letzte Rolle am Burgtheater war jene des Patriarchs in 'Nathan der Weise'. Seine Ehefrau Maria Kramer verstirbt 1980. 1981 heiratet er Cordelia Reinthaller und hat in der Folge zwei Söhne mit ihr.

Photo von Fritz Lehmann im höheren Alter
Fritz Lehmann im höheren Alter
Bild: Cordelia Lehmann-Reinthaller, Privat

Fritz Lehmann verstirbt mit 83 Jahren in Wien und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Schönberg am Kamp in Niederösterreich.

Orte

Wohnort:

Quellen

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Cordelia Lehmann-Reinthaller, Privat

Fritz Lehmann

Schauspieler
* 1. August 1915
Wien
† 16. April 1999
Wien
Tätigkeitsverbot, Haft