Josef (Jupp) Händler

Photo von Josef 'Jupp' Händler
Josef 'Jupp' Händler (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)

Personalia

Geboren:

29. Jänner 1910, Köscek

Gestorben:

10. August 1987, Hamburg

Beruf:

Anstreicher

Verfolgung:

Haft 12.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Mauthausen 27.09.1939 - 09.11.1939,
KZ Dachau 09.11.1939 - 23.01.1941,
KZ Neuengamme 23.01.1941 - 03.05.1945

KZ-Nummer:

13830, 4400

Mitgliedschaften

Sozialdemokratische Partei Österreichs, Kommunistische Partei Österreichs

Lebenslauf

Josef Händler, genannt Jupp, wird in Güns [Köscek] in Ungarn geboren. Bereits ein halbes Jahr nach seiner Geburt zieht die Familie nach Wien, wo seine beiden jüngeren Brüder zur Welt kommen. Aus ärmsten Arbeiterverhältnissen kommend, muss er bereits mit zwölf Jahren Holzhacken und Kohleaustragen.

Danach beginnt er eine Lehre als Anstreicher und tritt in die Gewerkschaft ein. Josef Händler engagiert sich in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und ist als Demonstrant bei der Julirevolte 1927, bei der der Justizpalast angezündet wird, aktiv. Nachdem die SPÖ im Anschluss an die Julirevolte 1927 den Proteststreik abbricht, tritt er aus dem Vorstand der SAJ aus und wendet sich der KPÖ und dort dem Kommunistischen Jugendverband (KJV) zu.

Im Rahmen des sozialistischen Februaraufstandes 1934 wird Josef Händler verhaftet, da er Munition mit sich führt. Zu vier Jahren Haft verurteilt, wird er zu Weihnachten 1935 zwar begnadigt, aber gleichzeitig in das Anhaltelager Wöllersdorf überstellt, wo er erst am 17. Februar 1938 freikommt.

Seine neuerlangte Freiheit ist jedoch nur von kurzer Dauer, da die Gestapo ihn bereits am Tag der Okkupation Österreichs, am 12. März 1938, in seiner Wohnung verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten Prominententransport in das KZ Dachau deportiert. Dort erhält er den Spitznamen ‘Jupp’.

[...] und ich bin genauso kein Held [...] und ich hab’ bei dem Pfahlhängen genauso gebrüllt und geschrieen wie alle übrigen Häftlinge, weil das einfach die unmöglichsten Schmerzen waren.

Josef Händler in einem Interview vom 15. Juni 1981

Nach dem Angriffskrieg auf Polen am 1. September 1939 wird das KZ Dachau kurzfristig für die SS geräumt und Josef Händler am 27. September 1939 in das KZ Mauthausen verlegt. Bereits am 9. November 1939 erfolgt die Rücküberstellung.

Er arbeitet in der illegalen politischen Lagerleitung mit. Josef Händler ist in der Effektenkammer beschäftigt. Dort kann er gelegentlich kleine Geldbeträge für Kameraden „abzweigen“, sodass sie sich in der Kantine etwas zu Essen kaufen können. Nach drei Monaten wird dies entdeckt und er muss für sechs Wochen in den Arrestbunker und danach in die Strafkompanie.

Am 23. Jänner 1941 wird Josef Händler in das KZ Neuengamme verlegt. Auch im KZ Neuengamme betätigt sich Josef Händler in der illegalen politischen Arbeit. Er arbeitet zunächst im „Kommando Elbe“, dann im Klinkerwerk und beim Bau der Lagerstraße. Dort bricht er zusammen, kommt ins Krankenrevier und bleibt dort drei Monate.

Ich selber hatte bei meinem Zusammenbruch das Glück, dass die Sanitäter politische Häftlinge waren [...]. Das war meine Rettung.

Josef Händler später über seine Zeit im Krankenrevier

Später arbeitet Josef Händler weiter auf Baustellen, unter anderem in der Dachdeckerkolonne; 1944 arbeitet er im Häftlingsbad.

Josef Händler leistet Hilfe, wann immer er kann. Er küm- mert sich um die Kinder, die vom SS-Arzt Dr. Kurt Heißmeyer für Tuberkulose-Versuche missbraucht werden. Weihnachten 1944 bringt er ihnen zusammen mit Kameraden Geschenke – Schokolade, die skandinavische Häftlinge aus Rote-Kreuz-Paketen erhalten haben, und Spielzeug.

Im April 1945 gehört Josef Händler zu den wenigen Häftlingen, die im Hauptlager zurückbleiben, um auf Befehl der SS Akten zu verbrennen und das Lager aufzuräumen. In den letzten Apriltagen marschieren sie dann zur SS-Kaserne nach Hamburg-Langenhorn, wo sie für SS-Sonderformation Dirlewanger zwangsrekrutiert werden sollen. Josef Händler gelingt es, in den ersten Maitagen zu fliehen.

Nach der Befreiung Österreichs bleibt Josef Händler in Hamburg und gründet gemeinsam mit anderen Häftlingen das Komitee ehemaliger politischer Gefangenen. Vor Gericht sagt er später über die SS-Verbrechen aus.

1948 heiratet er zum ersten Mal, 1952 ein zweites Mal. Er hat zwei Kinder. Zunächst arbeitet er in der Einkaufsabteilung einer Fischfabrik, später bei Studio Hamburg, wo er die meiste Zeit als Betriebsrat tätig ist. Firmenchef dort ist der KZ-Überlebende Gyula Trebitsch. Josef Händler ist in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und in der Kommunistischen Partei Deutschland (KPD) aktiv, später Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Bis zu seinem Tod engagiert er sich politisch gegen das Vergessen. Für ihn ist es wichtig, die Erinnerung an die Geschichte des KZ Neuengamme lebendig zu erhalten.

Erster Verfolgtenausweis von Josef Händler
Erster Verfolgtenausweis von Josef Händler (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)

Anfang der 1980er-Jahre beteiligt er sich am Protest gegen den drohenden Abriss des Klinkerwerks und unterstützt die Forderung, es unter Denkmalschutz zu stellen. Immer wieder berichtet er vor Schulklassen und bei den Alternativen Stadtrundfahrten des Landesjugendrings über seine Erinnerungen.

Josef Händler verstirbt am 10. August 1987 in Hamburg.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Mauthausen, KZ Neuengamme (Hamburg-Neuengamme, Deutschland)

Quellen

KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Gedenkschrift Josef Händler

Josef Händler

Anstreicher
* 29. Jän. 1910
Köscek
† 10. Aug. 1987
Hamburg
Haft, KZ Dachau, KZ Mauthausen, KZ Neuengamme