Polizeioberstleutnant Leopold Rauch

Photo von Leopold Rauch
Leopold Rauch
Bild: BPDion Wien

Personalia

Geboren:

9. Oktober 1881, Oberrabenthan

Gestorben:

13. Mai 1959, Wien

Beruf:

Beamter

Verfolgung:

Haft 15.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 20.09.1938,
Entlassung 17.11.1938,
Widerstandskämpfer (unentdeckt) ab 1943

KZ-Nummer:

13850

Mitgliedschaften

O5 (Österreich), Österreichische Volkspartei, ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Leopold Rauch kommt in Oberrabenthan bei Zwettl in Niederösterreich als ehelicher Sohn des Landwirts Franz Rauch und seiner Gattin Maria, geborene Hahn, zur Welt. Nach der Absolvierung der Volksschule in Oberrabenthan übersiedelt er nach Wien, erlernt das Kaufmannsgewerbe und besucht die Handelsschule. Von 1902 bis 1905 dient er beim k.u.k. Infanterieregiment Nr. 49 'Freiherr von Hess'.

Am 10. September 1905 tritt Leopold Rauch in den Dienst der Wiener Sicherheitswache und wird in weiterer Folge Postenkommandant im 1. Wiener Gemeindebezirk. 1909 heiratet er Katharina Bock. 1914 wird er zum Rayonsinspektor und 1918 zum Bezirksinspektor befördert.

Nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung der Habsburger, wird Leopold Rauch noch 1918 zum ersten Obmann der Personalvertretung der Wiener Sicherheitswache gewählt, legt das Mandat jedoch bald danach nieder. 1927 gründet er die 'Wirtschaftsvereinigung' als Interessensvertretung innerhalb der Österreichischen Sicherheitswache. 1928 schließen sich unter seiner Führung die Interessensvertretungen der Sicherheitswache, der Gendarmerie, der Zoll- und Justizwache zusammen zu einer Arbeitsgemeinschaft, deren Obmann Leopold Rauch ebenfalls wird. Zusätzlich wird er Obmann der Kameradschaft der Wachebeamten im Berufstand des öffentlichen Dienstes.

1934 tritt Leopold Rauch der Vaterländischen Front bei und führt die Wirtschaftsvereinigung in die Einheitsgewerkschaft. Innerhalb der Vaterländischen Front wird er Werbereferent für die Bundessicherheitswache. Als oberster Personalvertreter aller Sicherheitswachebeamten Österreichs tritt er innerhalb der Wachkörper entschieden gegen Nationalsozialisten auf und entfernt illegale Nationalsozialisten aus der Sicherheitswache.

Rauch war der Obmann des Wirtschaftsverbandes der Bundes-Sicherheitswache und einer der gehässigsten Gegner der NSDAP. Er war durch und durch christlichsozial eingestellt, verkehrte gemeinsam mit Hofrat Skubl nur unter den christlichsozialen Ministern und Systemgrößen, die stets bestrebt waren, mit den staatlichen Machtmitteln, Polizei und Militär den Nationalsozialismus, wie Rauch es in seinen Reden oft betonte, auszubrennen. Nach dem Misslingen der Julierhebung 1934 nützte Rauch die Niederlage der Nationalsozialisten für seine politischen Zwecke in einer Art und Weise aus, die nur Systemgrößen und Schuschnigg über ihr Herz bringen konnten. Er bezeichnete die Julikämpfer bei jeder Rede als Verbrecher, Mordbestien, u.s.w. Ausserdem war ihm jeder Schimpfname gerade gut für unseren Führer und die Bewegung.

Aus dem Gestapo-Akt über Leopold Rauch vom 16. Mai 1939

Rauch war Obmann der Wirtschaftsverbandes der Bundessicherheitswache Österreichs und somit im ganzen Landes bekannt. Er war einer der gehässigsten Gegner der NSDAP und die rechte Hand des damaligen Pol. Präsidenten Skubl. Seine Stellung als Obmann des Wirtschaftsverbandes missbrauchte er dazu, um die ganze Polizei in das Lager der VF zu treiben, und so der Systemregierung auszuliefern. Während der Verbotszeit gebrauchte er in seinen Reden die abfälligsten Äusserungen über unseren Führer und die Bewegung. Nach Misslingen der Julierhebung 1934 trat Rauch für die Todesstrafe der am Juli-Aufstand beteiligten Parteigenossen ein und bezeichnete diese nur als Mörder und Verbrecher.

Rauch verdient mit Rücksicht auf sein politisches Vorleben vom heutigen Staat keinerlei Begünstigung bzw. Milderung. Ebenso wird eine Wiedereinstellung in den Polizeidienst von der Gauleitung entschieden abgelehnt.

Aus dem Gestapo-Akt über Leopold Rauch vom 22. Mai 1939

Am 12. März 1938 muss Leopold Rauch erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Am 15. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und mit dem sogenannten 'Prominententransport' am 2. April 1938 in das KZ Dachau deportiert. Im Konzentrationslager werden ihm von der SS sechs Zähne ausgeschlagen und von einen Stiefeltritt trägt er einen Leistenbruch davon. Aus dem KZ Dachau kommt er am 20. September frei. Seine offizielle Entlassung aus dem Polizeidienst erfolgt am 17. November 1938.

Danach leben Leopold Rauch und seine Frau von einer kleinen Versorgungsrente. 1943 schießt sich der überzeugte österreichische Patriot der Widerstandsbewegung 'O5 (Österreich)' an. Seine Tätigkeit innerhalb der Widerstandsbewegung bleibt von den Nationalsozialisten unentdeckt.

Im April bzw. Mai 1945 erlebt Leopold Rauch die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Bereits am 14. April 1945 meldet er sich wieder zum Polizeidienst. Er hilft entschieden mit, die neue österreichische Polizei aufzubauen und wird in weiterer Folge zum Polizeioberstleutnant befördert. Er engagiert sich in der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und in der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich.

Photo von Leopold Rauch als Polizeioffizier
Leopold Rauch als Polizeioffizier
Bild: BPDion Wien

Am 31. Dezember 1949 geht er schließlich in den Ruhestand und verstirbt mit 77 Jahren in Wien. Er findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Hietzing.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Archiv BPDion Wien

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Matricula Online

Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche Wien

Leopold Rauch

Beamter
* 9. Oktober 1881
Oberrabenthan
† 13. Mai 1959
Wien
Entlassung, Haft, Widerstandskämpfer (unentdeckt), KZ Dachau