Edmund (Josef) Pontiller OSB

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Edmund Pontiller (Mikrut 2000/1)

Personalia

Ordensname:

Edmund, OSB

Geboren:

4. November 1889, Dölsach

Gestorben:

9. Februar 1945, München-Stadlheim

Beruf:

Priester

Verfolgung:

Flucht 1938,
Haft 20.05.1944 – 09.02.1945,
Ermordet am 09.02.1945

Ehrungen:

Ehrenzeichen für die Verdienste um die Befreiung Österreichs (postum verliehen)

Mitgliedschaften

Marianische Kongregation, Katholische Jugend

Lebenslauf

Josef Pontiller wird als Sohn des Fassbinders und Webers Josef Pontiller und seiner Gattin Anna als ältestes von fünf Kindern in Dölsach geboren. Nach dem Besuch der Volksschule wechselt er in die Oblatenschule der Benediktiner in Volders. Am 24. September 1912 tritt Josef Pontiller in den Benediktinerorden ein und erhält den Ordensnamen Edmund. Er legt am 22. Juli 1916 die feierlichen Gelübde ab und wird noch im selben Jahr zum Priester geweiht. Danach absolviert er sein Theologiestudium und engagiert sich in der Seelsorge für Jugendliche, auch als geistlicher Leiter der Katholischen Jugend in Ost- und Nordtirol.

1923 wird Edmund Pontiller Präfekt der Landwirtschaftlichen Lehrlingsanstalt in Kirchschletten bei Bamberg in Oberfranken, kehrt aber 1928 wieder nach Innsbruck zurück und wird Regens des Studienkonvikts bei der Johanneskirche am Innrain. 1930 kehrt er in die Seelsorge nach Oberfranken zurück.

Dort erlebt er auch die Machtergreifung Adolf Hitlers in Deutschland. Der überzeugte Gegner des Nationalsozialismus hält sich mit seiner Meinung nicht zurück und nimmt auch dazu in seinen Predigten Stellung. Daher soll er im Oktober 1936 wegen Kanzelmissbrauches von der Gestapo verhaftet werden. Er wird kurz zuvor gewarnt und kann nach Österreich flüchten. In Österreich wird Edmund Pontiller Aushilfspriester des Benediktinerstiftes Lambach und wirkt an der Dreifaltigkeitskirche in Stadl-Paura. Im Februar 1938 übernimmt er die Leitung der Marianischen Kongregation.

Nach der Okkupation Österreichs durch das Dritte Reich erhält er sofort Jugend- und Predigtverbot und wird von der Gestapo einvernommen. Nachdem auch hier seine Verhaftung unmittelbar bevorsteht, flieht er am 17. September 1938 in das Kloster Bakenybel in Ungarn; eine Flucht in die Schweiz war ihm nicht möglich. In Ungarn wird er Hauskaplan bei Prinzessin Stephanie von Belgien und bei Baron Biedermann auf Schloss Szentegat bei Szigotvar.

Auf Druck der Pfeilkreuzler in Ungarn wird Edmund Pontiller im Mai 1944 auf Schloss Szentegat von der Gestapo verhaftet und am 20. Mai 1944 in das Landesgericht Wien I überstellt. Am 14. Oktober 1944 wird er weiter nach Salzburg und schließlich nach Berlin geschickt, wo ihm am 15. Dezember 1944 vor dem Volksgerichtshof unter dem Vorsitz des Präsidenten Roland Freisler der Prozess gemacht wird. Edmund Pointiller werden folgende Vergehen angelastet: Flucht nach Ungarn, Devisenschiebung, Rundfunkverbrechen, Homosexualität und Briefkontakte mit dem Abt von Pannonhalma, in dem den Nationalsozialismus kritisiert.

Eure Exzellenz, hochwürdigster Herr Erzabt!

Trotz der traurigen Zeitlag, verrinnt schnell die Zeit und schon stehen wir unmittelbar vor dem lieblichen Weihnachtsfeste und dem Beginne eines neuen Jahres.

Ich will nicht versäumen Euer Exzellenz ein recht gesegnetes, gnadenreiches Weihnachtsfest zu wünschen, sowie weiters Gottes Hilfe und Schutz auch im neuen Jahre.

Der europäische Krieg ist nun durch die finsteren Mächte wohl zum Weltkrieg im buchstäblichen Sinne des Wortes geworden. Die Weihnachtsglocken werden daher auch dieses Jahr uns Künder des Herzensfriedens sein können, nicht aber des Weltfriedens. Das Schlachten und Morden wird gehen weiter; ja wird vielleicht im kommenden Jahre einen gewissen Höhepunkt erreichen. Dazu überall bitterste Not.

Aus meiner Heimat meldet man mir bittere leibliche Not aber noch bitterere seelische Not. Hitler kennt mit seinem Volke kein Erbarmen. Er glaubt berechtigt zu sein, ganz Europa mit sich in den Abgrund zu reißen. Aus der Klosterwelt schreibt man mir, dass viele Äbte sterben. Der eine im Konzentrationslager, wie jüngst der erst vor circa 3 Jahren benedicierte Cistercienserabt von Wilhering bei Linz [Anm.: Abt Bernhard Burgstaller, SOCist., verhungert im Strafgefängnis Anrath], andere in fernen Krankenhäusern. Alte Ordensleute werden als unproduktiv getötet und verbrannt. Ihre Asche kann man um 4 Mark erhalten. Die Abteikirchen und Klöster werden buchstäblich ausgeraubt. Selbst an den Gnadenbildern der Mutter Gottes vergreift man sich wie in der Abtei Lambach, wo man vor einigen Wochen die Mutter Gottesstatue entfernt hat, die jahrhundertelang der Zielpunkt aller Bedrückten und Bedrängten war. Das Volk protestierte, weinte, schrie förmlich vor Erregung; doch es half nichts; die allmächtige Gestapo plündert und raubt weiter im Hinterlande. Draußen aber, an der Front fallen die besten des Volkes, der junge Ordens- und Priesternachwuchs, die katholischen Akademiker und Familienväter. Was soll da noch übrigbleiben? Nur ein großer Trümmerhaufen und namenloses Elend. Stalin hat, wie berichtet wird, wenigstens jetzt während des Krieges seine Christenverfolgung eingestellt; Hitler aber treibt den Kampf gegen die Kirche gerade jetzt auf die Spitze. Da gibt es noch Katholiken, sogar katholische Priester, die diesem Nero auf deutschem Thron noch immer Weihrauch streuen, ihn verteidigen und seine Christenverfolgung als harmlos darstellen.

Mir dagegen hat Gott bisher ein sicheres Plätzchen verschafft! Wie habe ich das verdient? Womit soll ich danken. Doch in Gottes Fügungen will ich mich schicken, aus ganzem Herzen will ich sprechen: Herr Dein Wille geschehe und festes Vertrauen habe ich auf Gottes Eingreifen zur rechten Zeit.

Es zeichnet Eurer Exzellenz

In Ehrerbietung ergebenst

J. Pontiller

Brief an den Abt von Pannonhalma

Edmund Pontiller wird in der Gerichtsverhandlung wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt.

Mit diesen schweren Beschimpfungen unseres Führers und der NSDAP, damit des ganzen deutschen Volkes hast sich Pontiller bei einem einflussreichen Ungarn zum Propagandabüttel unserer Kriegsfeinde gemacht (Paragraph 91 b StGB). Das ist höchst gefährlich. Denn viele solche „Informationen“ können die Stimmung führender Kreise eines befreundeten und verbündeten Staates zu uns angreifen.

Aus dem Urteil

Edmund Pontiller wird am 9. Februar 1945 in München-Stadlheim durch das Fallbeil ermordet.

Wegen Wehrmachtzersetzung am Volksgerichtshof angeklagt, wurde ich zum Tode verurteilt. Ich habe nur eine Antwort auf diese Ankündigung: Herr, Dein Wille geschehe! Priester sein, heißt Opfer sein! Heute muss ich es im wahrsten Sinne des Wortes sein. Ich will mein Leben opfern für die großen Anliegen der Zeit und auch meines Klosters. Ich hoffe von Gottes Barmherzigkeit ein gnädiges Urteil. Ich verzeihe allen und jedem und hoffe von Gott Verzeigung meiner Sünden und Fehler.

Nun auf Wiedersehen in der ewigen Heimat! Bitte um Gebet und ein heiliges Meßopfer!

P. Edmund

Edmund Pontillers Abschiedsbrief vom 9. Februar 1945

Seine sterblichen Überreste werden in München begraben. 1964 werden sie exhumiert und nach in Niederaltaich beigesetzt.

Die Republik Österreich hebt 1999 das Todesurteil durch das Landesgericht Wien auf und ehrt Edmund Pontiller posthum mit dem Ehrenzeichen für die Verdienste um die Befreiung Österreichs.

Quellen

  • Mikrut, Jan (2000): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Band 3 (Wien), S. 88–105.

Edmund Pontiller OSB

Priester
* 4. Nov. 1889
Dölsach
† 9. Feb. 1945
München-Stadlheim
Haft, Flucht, Ermordet