Dr. Alfred Bass

Personalia

Geboren:

1. August 1867, Linz

Gestorben:

November 1941, Ghetto Litzmannstadt

Beruf:

Arzt

Verfolgung:

Deportation in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) am 28.10.1941,
Ermordet nach dem 28.10.1941

Ehrungen:

Ehrenzeichen 2. Klasse des Roten Kreuzes

Mitgliedschaften

Großloge von Österreich der Alten, Freien und Angenommenen Maurer

Lebenslauf

Alfred Bass kommt in Linz als ehelicher Sohn von des aus Pilsen in Böhmen [heute: Plzeň in Tschechen] stammenden Lehrers Josef Bass und Katharina, geborene Fissler, zur Welt. Seine Eltern sind jüdischer Herkunft. Er besucht das k.k. Staatsobergymnasium in Pilsen und maturiert 1886. Danach studierte er Medizin an der Universität Wien und promoviert 1892. In der Folge arbeitet er als praktischer Arzt in Mariaschein in Nordböhmen. In den Jahren 1897 bis 1899 verfasst er Artikel zu sozialen Fragen. Er engagiert sich für eine Verbesserung der rechtlichen und materiellen Lage der Kassenärzte, sowie für deren Organisation, für Änderungen der Gesundheitsversorgung und für staatliche Regelungen im Bereich der Krankenversicherung. Ab 1899 ist er als praktischer Arzt in Wien-Mariahilf tätig. Am 29. April 1900 tritt er der Freimaurerloge Lessing – Zu den 3 Ringen der Großloge von Wien [heute: Großloge von Österreich der Alten, Freien und Angenommenen Maurer] bei.

1908 erscheint das Medizinische Handlexikon für praktische Ärzte, herausgegeben von Max Kahane, für welches Alfred Bass einige Artikel schreibt. Am 10. Oktober 1906 ist er erstmal bei einem Vortragsabend von Sigmund Freuds Mittwoch-Gesellschaft anwesend, aus der sich die Wiener Psychoanalytische Vereinigung (WPV) entwickelt, die 1908 formell als Verein gegründet wird. Am 7. November 1906 hört er dort den Vortrag Alfred Adlers über Die Grundlagen der Neurosen. Aus den Protokollen der WPV geht hervor, dass Alfred Bass 1908 und 1909 regelmäßig an den Sitzungen teilnimmt. Er wird auch von Alfred Adler, der damals noch zum Kreis um Sigmund Freud zählt, mit Literaturrecherche zu soziologischen Fragen betraut. Am 3. April 1909 hält er selbst in der WPV einen Vortrag zum Thema Wort und Gedanke, tritt jedoch am 3. November 1909 aus dem Verein aus. Am 30. Oktober 1912 ist er nochmals Gast bei einem Vortrag Sigmund Freuds. Er heiratet Martha Weiss und hat mit ihr einen Sohn.

Im Ersten Weltkrieg ist Alfred Bass als Sanitätsarzt tätig. In den Jahren nach dem I. Weltkrieg ist er auch als städtischer Schularzt der Gemeinde Wien tätig, engagiert sich weiterhin für Soziale Medizin und fungiert als Kontaktmann des Stadtrates Julius Tandler zur Psychoanalyse. Er wird in der Folge Chefarzt der Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien. Alfred Bass ist Mitglied der 1934 als Dachorganisation gegründeten Gesellschaft des Grauen Kreuzes, einer Hilfsorganisation für Flüchtlinge aus dem nationalsozialistischen Deutschland.

Als am 12. März 1938 das freie und unabhängige Österreich untergeht, stehen die neuen Machthaber schon bereit, die österreichischen Freimaurer-Logen zwangsaufzulösen. Noch am Abend der Besetzung Österreichs wird die Großloge von Wien von SS-Männern durchsucht und alle Logenbesitztümer beschlagnahmt. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die „Nürnberger Rassengesetze“, nach denen Alfred Bass als „Volljude“ gilt.

1940 verstirbt seine Ehefrau und am 4. Mai 1940 zieht Alfred Bass in die Köstlergasse 10 im 6. Wiener Gemeindebezirk, am 28. Oktober 1941 erfolgt seine Deportation ins Ghetto Litzmannstadt (Łódź), im Alter von 74 Jahren. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt, seine Spur verliert sich nach seiner Deportation. Nach der Befreiung Österreichs im Mai 1945 wird er gerichtlich für Tod erklärt.

[Anm: Nachdem Alfred Bass mit 74 Jahren sicherlich als „nicht arbeitsfähig“ eingestuft wurde, geht man davon aus, dass er entweder im Ghetto verhungerte oder im angeschlossenen Vernichtungslager Kulmhof ermordet wurde.]

Orte

Wohnort:

Sterbeort:

Ehrung:

Stolperstein (Wien)

Quellen

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Kodek, Günter K. (2009): Die Mitglieder der Wiener Freimaurer 1869 - 1938 (Wien). S. 31

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Bass

Plattform zur Geschichte der Psychoanalyse unter www.psyalpha.net/de/node/1941

Alfred Bass

Arzt
* 1. Aug. 1867
Linz
† Nov. 1941
Ghetto Litzmannstadt
Ghetto, Ermordet