Josefine (Josa) Morgan-Ruffner (geb. Lederer)

Josefine 'Josa' Lederer kommt in Wien als eheliche Tochter des Arztes Moriz Lederer und Antionia, geborene Michalup, zur Welt. Ihre Mutter entstammte dem venezianischen Adelsgeschlecht Zanetti. Josa Lederer hat einen älteren Bruder namens Heinrich.

Als die Mutter im Sommer 1908 nach langem Familienzwist heimlich auszieht, bleiben Josa Lederer und ihr Bruder beim Vater. Der Vater nimmt sich im September 1908 das Leben; er trinkt eine Flasche Karbolsäure und schießt sich zwei Mal ins Herz. Danach kommen die Kinder zur Mutter und ihrem neuen Ehemann, dem Rechtsanwalt Emil Meisel.

Nach der Schulbildung studiert sie Schauspiel, unter anderem bei Ernst Arndt, und zeigte schriftstellerisches beziehungsweise journalistisches Interesse. Mit 17 Jahren heiratet sie 1917 den Schauspieler und Kabarettisten Paul Morgan.

1918 erscheinen erste Zeitungsartikel von Josa Morgan in der Zeitschrift 'Forum. Monatsschrift für die Anwaltschaft'. Im gleichen Jahr wird ihr Ehemann an das Berliner Lessing-Theater engagiert, wohin sie ihm wohl folgt. Josa Morgan tritt auch selbst als Schauspielerin auf, etwa 1922 im Deutschen Theater in München oder 1924 auf der Neuen Wiener Bühne. Außerdem schreibt sie unregelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften. 1930/1931 verbringt das Ehepaar neuen Monate in den USA, da Paul Morgan dort zwei deutsche Hollywood-Filme drehte. Josa Morgan nutzt dies um nach ihrer Rückkehr in Zeitungsberichten und Vorträgen über ihre Erfahrung, unter anderem zur Stellung der Frauen, zu berichten.

Nach der Machtübernahme Deutschlands durch die Nationalsozialisten müssen Josa und Paul Morgan Deutschland 1933 aufgrund der politisch-kabarettistischen Arbeit ihres Ehemannes verlassen. Ab 1934 leben sie wieder in Wien, allerdings erhält Paul Morgan fast keine Engagements mehr. Josa Morgan schreibt in dieser Zeit diverse Beiträge für die österreichische Presse, vordergründig in der Kleinen Volks-Zeitung und der Wochenausgabe des Neuen Wiener Tagblatts. Außerdem arbeitet sie an einer Biografie zu Lucrezia Borgia.

Am 12. März 1938 erleben Josa und Paul Morgan, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, das freie und unabhängige Österreich untergeht. Zehn Tage nach der Besetzung Österreichs, am 22. März 1938 wird Paul Morgan, angeblich wegen eines Briefes von Gustav Stresemann, von der Gestapo verhaftet und am 23. Mai 1938 in das KZ Dachau deportiert und von dort am 23. September 1938 in das KZ Buchenwald überstellt. Josa Morgan setzt sich vergebens für seine Freilassung ein. Auch die von ihr organisierte Einreisebewilligung nach Holland kann ihn nicht retten. Er verstirbt er am 10. Dezember 1938 im KZ Buchenwald, angeblich wegen einer Lungenentzündung.

Nach den Novemberpogromen 1938 gelingt Josa Morgan die Flucht nach Großbritannien. 1939 reist sie nach Frankreich, wo sie 1940 wegen ihres deutschen Passes im Internierungslager Gurs festgesetzt wird. Nach ihrer Freilassung 1941 kann sie nach Portland (USA) ausreisen.

In den USA heiratet Josa Morgan am 18. Juni 1944 in New York City den Journalisten Joseph Ruffner III. und nimmt die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Sie führt den Doppelnamen 'Morgan-Ruffner.' Um 1948 publiziert sie unter anderem im New Yorker 'Aufbau' Artikel, Interviews und Nachrufe. Nach der Trennung von ihrem zweiten Ehemann übersiedelt Josa Morgan-Ruffner 1956 nach Großbritannien und lebt bis zu ihrem Tod 1986 in London, Berlin und München. Sie schreibt u.a. regelmäßig für die Sonntagsausgabe von 'Das Wiener Journal'.

Josa Morgan-Ruffner engagiert sich Zeit ihres Lebens um das Andenken Paul Morgans. 1986 übergibt sie Korrespondenzen, Manuskripte, Fotografien und andere Materialien von ihr selbst und Paul Morgan an die Wiener Holocaust Library.

Josa Morgan-Ruffner verstirbt mit 88 Jahren in London.