Camilla Gerzhofer

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Ausschluss aus der Reichstheaterkammer und der Reichsfilmkammer am 6.10.1942
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Camilla Gerzhofer kommt in Wien als eheliche Tochter des Bahnbeamten Karl Gerzhofer und seiner Gattin Leopoldine, geborene Kowkal, zur Welt. Sie wird sehr gläubig katholisch erzogen.
Camilla Gerzhofer wird als zweieinhalbjähriges Mädchen für die Bühne entdeckt und darf zunächst probeweise in Burgtheater-Inszenierungen auftreten. Bereits mit sechseinhalb Jahren, im Herbst 1894, hat es das kleine Mädchen erreicht, den Rang einer 'Hofschauspielerin' zu erhalten, ist seitdem regelmäßig in Burgtheater-Aufführungen zu sehen und bekommt sogar die Gelegenheit zu einer Begegnung mit Kaiser Franz Joseph I.
1896 trifft sie Arthur Schnitzler im Burgtheater persönlich. Anderthalb Jahrzehnte später, am 14. Oktober 1911, spielt Camilla Gerzhofer mit der Rolle der Marie Rhon auch in der Uraufführung von Schnitzlers Das weite Land mit. 1914 und 1915 steht sie auch erstmalig vor der Kamera, beginnend mit dem Sensationsfilm Der Todesritt auf dem Riesenrad, wo sie eine der beiden weiblichen Hauptrollen als Zirkusartistin übernimmt.
Nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung der Habsburger spielt Camilla Gerzhofer auch Theater außerhalb Wiens (unter anderem in Mährisch-Ostrau und in Linz), ehe sie ab den 1930er Jahren ohne Festengagement ist. In den frühen Tonfilmzeiten kehrt sie Mitte der 1930er Jahre mit einer Reihe von Nebenrollen zurück zum Film. So spielt sie 1934 in Hohe Schule, 1935 in Die Fahrt der Jugend und Eva und 1936 in Donaumelodien,in Manja Valewska, in Hannerl und ihre Liebhaber und in Burgtheater (von Willi Forst) mit.
Am 12. März 1938 muss die gläubige Katholikin und patriotische Österreich den Untergang ihres Heimatlandes erleben, als die deutsche Wehrmacht einmarschiert. Auch im besetzten Österreich bekennt sich Camilla Gerzhofer weiterhin zu ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus.
1939 spielt sie im Film Das jungste Gericht, 1940 im Film Die Geierwally und schließlich 1942 in Willi Forsts Film Frauen sind keine Engel mit.
Aufgrund ihrer den Nationalozialismus ablehnenden Halten wird sie am 6. Oktober 1942 aus der Reichstheaterkammer und der Reichsfilmkammer ausgeschlossen, wodurch sie nicht mehr schauspielerisch Tätig werden kann. Sie ist bis Dezember 1943 arbeitslos und arbeitet danach als Pfarrsekretärin in der Pfarre Neufünfhaus im 15. Wiener Gemeindebezirk. Um zu überleben, muss sie ihre Wohnung aufgeben und weiteren Besitz veräußern.
Ich kenne Frau Gerzhofer schon über 30 Jahre, da meine Schwester mit ihr befreundet gewesen ist. Dass Frau Gerzhofer von der Reichstheaterkammer ausgeschlossen wurde, weiß ich. Ich hatte damals ein Caféhaus in Hernals (Café Föderl, der Komponist Carl Föderl ist mein Schwager). In der Wohnung fanden wöchentlich illegale Versammlungen von rassisch oder politisch Geschädigten statt.
In diesen Kreisen erschien Frau Gerzhofer sehr oft und überbrachte uns stets Neuigkeiten, vor allem abgelauschtes von alliierten Radiosendungen (damals Feindsender genannt). Außerdem las sie uns öfters aus maschinengeschriebenen Laufzetteln politische, hitlerfeindliche Artikel vor.
Gelegentlich der Durchführung des Hartmann-Prozesses nach dem Kriege, machte Frau Gerzhofer mir gegenüber die Bemerkung, dass Herr Hartmann auch ihr in jener Zeit sehr gefährlich hätte werden können.
Ich weiß, dass sie sich für damalige Zeiten sehr waghalsig benommen hatte und wegen ihrer politischen Einstellung ihren Grundbesitz und auch die Wohnung verloren hat. Ob sie tatsächlich auch Mitglied einer Widerstandsbewegung gewesen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
[Anm: Otto Hartmann war jener Schauspieler, der als Gestapo-Spitzel in die Österreichische Freiheitsbewegung um Roman Karl Scholz CanReg und Karl Lederer sowie die Großösterreichische Freiheitsbewegung im Jakob Kastelic eingeschleust wurde und die Widerstandsbewegungen enttarnte. Er zeichnet mitverantwortlich für die Ermordung unzähliger Widerstandskämpfer.]
In Wien erlebt Camilla Gerzhofer die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Sie tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. Altersbedingt geht sie in Pension und lebt fortan sehr zurückgezogen.
Camilla Gerzhofer verstirbt mit 73 Jahren ledig und kinderlos in Graz.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Archiv der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich
Matricula Online
Wikipedia unter www.de.wikipedia.org/wiki/Camilla_Gerzhofer
