Hofrat Dr. Heinrich Georg Peter Dürmayer

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 04.09.1940 - 16.03.1942,
KZ Flossenbürg 16.03.1942 - 06.01.1944,
KZ Auschwitz 06.01.1944 - 25.01.1945,
KZ Mauthausen 25.01.1945 - 05.05.1945
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Heinrich Georg Peter Dürmayer kommt als ehelicher Sohn des Schlossermeisters Peter Dürmayer und Karoline, geborene Maliwanek, zur Welt. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums inskribert er Jus an der Universität Wien. Ab seiner Studienzeit ist er bereits überzeugter Kommunist, wird aber zuerst Mitglied der SDAP [heute: SPÖ]. 1926 tritt er der Studentenverbindung Marchia Wien bei. 1930 promoviert er und schlägt die Karriere eines Rechtsanwalts ein. 1933 tritt er aus der Studentenverbindung Marchia Wien wieder aus.
1934 beteiligt sich Heinrich Dürmayer als Mitglied des paramilitärischen Schutzbundes an den sozialistischen Februaraufständen und wird dafür vom 13. Februar 1934 auf den 14. Februar 1934 verhaftet. Am Ende des Jahres 1934 tritt er aus der SDAP aus und der KPÖ bei. 1935 tritt er aus der katholischen Kirche aus. Aufgrund seiner politischen Agitation für die KPÖ ist er von 6. Februar 1935 bis 6. März 1935 und von 19. Mai 1935 bis 30. September 1936 inhaftiert. Die letzten Monate der Haft verbringt er im Anhaltelager Wöllersdorf. Er wird entlassen mit der Auflage Österreich zu verlassen. 1937 wird er in Österreich ausgebürgert.
Nach Aufenthalten in Paris und London kämpft Heinrich Dürmayer ab Jänner 1937 im Spanischen Bürgerkrieg in den Internationalen Brigaden gegen Francisco Franco, wo er zum Major avanciert. Während seiner Zeit bei den Internationalen Brigaden betätigt er sich publizistisch und verfasst unter anderem Berichte für Frontzeitungen.
Seine Ehefrau Renée Dürmayer, geborene Renate Lelewer, folgt ihm aus England im Februar 1937 nach Spanien. Sie arbeitet als Pharmazeutin in der Zentralapotheke der Internationalen Brigaden in Albacete.
Nach der Niederlage der Republikaner flieht er nach Frankreich, wo er am 8. Februar 1939 in französische Internierungshaft gerät und in den Anhaltelagern Saint-Cyprien, Gurs und Le Vernet festgehalten wird.
Nach der Kapitulation Frankreichs wird er am 4. September 1940 an die Gestapo übergeben, die ihn über Haftanstalten in Kehl, Karlsruhe und Ingolstadt nach Wien bringt. Am 16. März 1942 wird er schließlich in das KZ Flossenbürg deportiert. Dort ist er neun Monate im Steinbruch eingesetzt. Im KZ Flossenbürg gehört er dem Lagerwiderstand um Karl Fugger an.
Am 6. Jänner 1944 wird er von dort in das KZ Auschwitz überstellt. Er ist dort führendes Mitglied des internationalen Lagerwiderstandes. Im Stammlager gehört er der Kampfgruppe Auschwitz an und nutzt seine Position als Funktionshäftling auch effizient für diese Organisation.

Als die Rote Armee kurz vor dem Konzentrationslager steht wird er am 25. Jänner 1945 in das KZ Mauthausen gebracht. Im KZ Mauthausen hat er als Präsident des Internationalen Komitees erneut eine führende Position im Lagerwiderstand inne. Nach dem bis zum 3. Mai 1945 erfolgten Abzug der Lager-SS aus dem Stammlager des KZ Mauthausen übernimmt das Internationale Lagerkomitee die Lagerleitung. Die Hauptaufgabe des Komitees nach dem Abzug der Lager-SS besteht darin, die Versorgung der Häftlinge mit Nahrung zu gewährleisten. Im Stammlager des KZ Mauthausen wird Heinrich Dürmayer offiziell noch am 4. Mai 1945 – einen Tag vor der Befreiung des Lagers – letzter Lagerältester.
Am 16. Mai 1945, kurz nach der Befreiung des KZ-Mauthausen, verliest Heinrich Dürmayer für das internationale Komitee namens aller ehemaligen politischen Mauthausenhäftlinge den sogenannten ‘Mauthausen-Schwur’.
Nach der Befreiung Österreichs wird Heinrich Dürmayer noch im Mai 1945 wieder eingebürgert und umgehend von dem Staatssekretär für Inneres der Provisorischen Regierung Renner, dem KPÖ-Führungsmitglied Franz Honner, mit dem Aufbau und der Leitung einer neuen und unbelasteten Staatspolizei beauftragt. Als Leiter der Staatspolizei – formal Staatspolizeiliches Büro der Bundespolizeidirektion Wien – untersteht ihm auch die Abteilung zur Ermittlung von Kriegsverbrechern.
Als Leiter der Staatspolizei forciert er die Aufnahme von Kommunisten, was dazu führt, dass etwa 90 Prozent der Mitarbeiter Mitglieder der KPÖ sind. Die unter Heinrich Dürmayers Leitung stehende Staatspolizei läuft Gefahr, „Staat im Staat“ zu werden, da sie sich dem Einfluss der Polizeidirektion Wien weitgehend entzieht und durch Handlungen abseits der österreichischen Gesetze auch die Autorität der Regierung in Frage stellt.
Im September 1947 wird er von seiner Funktion enthoben und scheidet aus dem Polizeidienst aus. [Anm.: Der SPÖ-nahe Politologe Norbert Leser meint später, dass Heinrich Dürmayer im Fall einer kommunistischen Machtübernahme in Österreich „ein kleiner Berija geworden wäre“.]
Heinrich Dürmayer wird in der Folge wieder Rechtsanwalt und Rechtsberater der KPÖ. Als Rechtsanwalt und überzeugter Kommunist geht er in Pension.
Über 50 Jahre nach seinem Austritt wird Heinrich Dürmayer im November 1988 wieder in die Studentenverbindung Marchia aufgenommen.
Er verstirbt mit 95 Jahren in Wien und findet seine letzte Ruhe am Wiener Zentralfriedhof.
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Dürmayer
Homepage Studentenverbindung Marchia unter www.corps-marchia.at
Matricula Online
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
