Alois Knecht
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 10.10.1939 - 27.01.1940,
KZ Sachsenhausen in Oranienburg 27.01.1940 - 14.12.1940,
KZ Dachau 14.12.1940 - 27.03.1945
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Alois Knecht besucht das Jesuitengymnasium „Stella Matutina“ in Feldkirch. Nach bestandener Matura beginnt er zunächst in Innsbruck mit dem Medizinstudium, wird dann aber zu Beginn des Ersten Weltkriegs zur k. u. k. Armee eingezogen. Er kämpft u. a. am Isonzo und gerät in italienische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1919 entlassen wird. Dann beginnt er sein Theologiestudium in Innsbruck und wird 1919 bei der Studentenverbindung Leopoldina Innsbruck aufgenommen. Er beendet seine Studien am Priesterseminar in Brixen und wird 1923 zum Priester geweiht. Nach verschiedenen Tätigkeiten als Kooperatorn (Kaplan) in Vorarlberg wird er Mitte der 30er Jahre zum Pfarrer in Meiningen (Bez. Feldkirch/Vbg. ernannt.
Am 17. September 1939 hält er ausgehend von Psalm 67 Vers 13 („Herr, zerstreue die Völker, die Krieg wollen.“) eine unerschrockene Predigt und verurteilt unter Zuhilfenahme von päpstlichen Aussagen alle, die zwar immer von Frieden reden, aber insgeheim zum Krieg aufrüsten. Er prangert den Krieg als größtes Übel der Menschheit an und zitiert Benedikt XV., der den Ersten Weltkrieg als „ehrlose Menschenschlächterei“ bezeichnet hat. Nach verschiedenen Denunziationen, die der NS-Kreisleiter Anton Plankensteiner (1890–1969) persönlich der Gestapo mit der handschriftlichen Bemerkung „Verhaftung und Belangung nach dem Heimtückegesetz“ meldet, wird Alois Knecht nach einer erfolglosen Hausdurchsuchung am 10. Oktober 1939 verhaftet und dem Bregenzer Gefängnis zugeführt, weil er „durch seine Predigten Unruhe ins Volk getragen“ und somit den Kanzelparagrafen [§ 130a StGB] übertreten habe. Im von Reinhard Heydrich, Chef des SD, persönlich unterzeichneten Haftbefehl stehen noch zwei weitere Haftgründe: Er habe gemeint, „der Krieg sei verspielt“ und habe daraufhin seinem Mesner sein Radio angeboten mit dem Bemerken: „Um eine Reichsmark monatlich lasse ich mich nicht anlügen.“
Am 3. Jänner 1940 wird er nach Innsbruck verbracht, wo ihn Provikar Carl Lampert noch einmal besuchen kann. Zusammen mit 60 weiteren Gefangenen wird er am 17. Jänner 1940 in das KZ Sachsenhausen überstellt, wo die Gefangenen nach 10-tägigem Transport am 27. Jänner ankommen. Später trifft er auch hier wieder mit Carl Lampert zusammen. Von hier wird er zusammen mit anderen katholischen Priestern am 14. Dezember 1940 in das KZ Dachau verlegt, wo er bis zum 27. März 1945 verbleiben muss. Mit ihm wird auch Karl Leisner nach Dachau verlegt, der hier in der Lagerkapelle zum Priester geweiht wird. Alois Knecht arbeitet in der sog. Plantage, einem von der SS unterhaltenen großen Kräutergarten, wo Heilkräuter, Gewürze und Vitaminpflanzen angebaut werden: „Der Dachauer Kräutergarten garantiert Reinheit, Echtheit und Sauberkeit der Ware.“ – so steht es auf den Etiketten. Verschiedene Entlassungsgesuche sind erfolglos – so von GV Franz Tschann und der seines Bruders Fidel, der sich durch den Einsatz der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch bei der Kreisleitung die Freilassung erhofft hat. In diesem Schreiben vom 29. März 1943 erwähnt er, „da sich mein Bruder nun schon seit bald 3 1/2 Jahren in Haft befindet, wäre es wohl nicht mehr unbillig, einen Akt der Gnade ergehen zu lassen und dem alten Kriegsteilnehmer die Freiheit zu schenken.“
Alois Knecht verbringt die nächsten Jahre bis 27. März 1945 im Konzentrationslager Dachau.
Nach dem Krieg kehrt er nach Vorarlberg zurück, wird Pfarrer in Warth, anschließend auf der Fluh bei Bregenz und bis zu seiner Pensionierung in Hohenweiler. Er kann das öffentliche Schweigen über die Zeit des Nationalsozialismus kaum ertragen. Er würde gerne über die Konzentrationslager, den Widerstand und die Mitläufer reden, doch die Nachkriegsgesellschaft will davon nichts hören.
Zudem muss er sich aus kirchlichen Kreisen sagen lassen, seine fehlende Klugheit habe ihn ins KZ gebracht. Dies schmerzt ihn zutiefst und die anscheinende Sinnlosigkeit seines Martyriums verbittert ihn sehr. Fast hundertjährig stirbt er im Altersheim seiner Heimatgemeinde Rankweil.
Quellen
hKrause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 167/168.