Bernhard (Boruch) Schiffmann
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 13.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 23.09.1938,
KZ Buchenwald 23.09.1938 - 22.02.1939,
Emigration 01.06.1939
KZ-Nummer:
Lebenslauf
Boruch Szifmann kommt in Mielnica in Galizien [heute in der Ukraine] als ehelicher Sohn des Kaufmanns Josef Szifmann und seiner Gattin Perl, geborene Birkenfeld, zur Welt. Er ist der dritte der fünf Söhne der jüdischen Familie Szifmann. Er hat zwei altere Brüder Mayer und Hersch sowie die jüngeren Brüder Mechel und Moses.
Über die Kindheit und Jugend von Boruch Szifmann ist nichts erhalten geblieben. 1905 siedeln er und seine drei seiner vier Brüder nach Wien. Boruch Szifmann ändert seinen Namen auf Bernhard Schiffmann, Mayer Szifmann in Max Schiffmann, Hersch Szifmann in Hermann Schiffmann und Mechel Szifmann in Michael Schiffmann. Sie eröffnen das Herren-, Damen- und Kinderkleidermodenkaufhaus 'Brüder Schiffmann' in der Taborstraße 44 im 2. Wiener Gemeindebezirk, wobei Max Schiffmann als ältester Bruder die Rolle des Seniorchefs übernimmt.
Mit damals modernen us-amerikanischen Management- und Marketingmethoden (Mitarbeitermotivation durch Wertschätzung und guter Bezahlung, sowie günstigen Produkten) expandiert das Kaufhaus stetig. In weiterer Folge können die Brüder die Liegenschaft in der Taborstraße 44 und weitere Liegenschaften in der Starhemberggasse im 4. Wiener Gemeindebezirk, in der Neubaugasse in 7. Wiener Gemeindebezirk, am Hernalser Gürtel im 17. Wiener Gemeindebezirk und in der Wallensteinstraße im 20. Wiener Gemeindebezirk erwerben. 1926 zählt das Kaufhaus zu den großen Wiener Kaufhäusern.
Max Schiffmann wird Präsident bzw. später Ehrenpräsident des jüdischen Fußballvereins 'Hakoah' und 1934 in den Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Wien als Vertreter der Zionistischen Liste gewählt. Waren Max Schiffmann und seine Brüder anfangs noch sozialdemokratisch eingestellt, ändert sich deren politische Einstellung und sie nähern sich der Christlichsozialen Partei (CSP) unter Engelbert Dollfuss an. Wahrscheinlich hat die entschiedene Ablehnung des Nationalsozialismus durch den Obmann der Christlichsozialen Partei (CSP) ihr übriges getan, um die Brüder Schiffmann endgültig zu Unterstützern der Partei zu machen. Sowohl bei den sozialistischen Februaraufständen des Jahres 1934 als auch bei der nationalsozialistischen Putschversuch vom 25. Juli 1934, bei denen Bundeskanzler Engelbert Dollfuss ermordet wird, stellen die Brüder Schiffmann die firmeneigenen Kraftwagen dem Wiener Heimatschutz für Nachrichtendienste und Gefangenentransporte zur Verfügung. Darüberhinaus unterstützen die Brüder die neugegründete Vaterländische Front auch finanziell. Bernhard Schiffmann tritt der Vaterländischen Front bei.
Am 12. März 1938 muss Bernhard Schiffmann erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Bereits am 13. März 1938 werden er und seine Brüder von der Gestapo verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten ‚Prominententransport‘ in das KZ Dachau deportiert. Während der Abwesenheit der vier Brüder wird das Kaufhaus Brüder Schiffmann bewusst ein den Ausgleich getrieben und Olga Schiffmann, Max Schiffmanns Ehefrau, muss am 13. August 1938 im Wiener Handelsgericht den Ausgleich beantragen. Am 23. September 1938 erfolgt seine Überstellung in das KZ Buchenwald, wo er am 22. Februar 1939 unter der Auflage das besetzte Österreich so schnell als möglich zu verlassen, entlassen wird.
Am 1. Juni 1939 emigriert Bernhard Schiffmann nach London in England. Seine Brüder, seine Schwägerin und die Mutter seiner Schwägerin waren schon am 14. April 1939 nach London emigriert. Dort erhalten sie am 26. März 1940 ein Visum für die Vereinigten Staaten von Amerika. Sie verlassen Liverpool mit der M.V. Britannic am 3. Mai 1940 und erreichen New York am 11. Mai 1940.
In New York angekommen, eröffnen die Brüder Schiffmann wieder ein Kaufhaus. Bernhard Schiffmann erlebt dort die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945, beschließt jedoch in New York zu bleiben. Er nimmt die US-amerikanische Staatsbürgerschaft am 18. Mai 1946 an, heiratet Helen Eisbarth und wird in weiterer Folge Vater zweier Töchter.
Als Kaufhausbesitzer geht er in Pension. Er lebt zwischenzeitlich in Tel Aviv in Israel und verstirbt mit 89 Jahren in New York.
Orte
Wohnort:
Verfolgung:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
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