Richard Pollak
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
KZ Theresienstadt 10.03.1944 - 01.10.1944,
KZ Auschwitz 01.10.1944,
Ermordet nach dem 01.10.1944
Lebenslauf
Richard Pollak kommt in Wien als ehelicher Sohn des jüdischen Handelsagenten Leo Pollak und der jüdischen Henriette, geborene Ressl, zur Welt. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts erhalten geblieben.
Richard Pollak wird Handelsvertreter, konvertiert zum katholischen Glauben und heiratet 1912 die katholische Josefine Johanna Hrbernik. 1919 kommt Sohn Robert Pollak und 1924 der Sohn Kurt Pollak zur Welt.
Am 12. März 1938 muss Richard Pollak erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Richard Pollak als 'Volljude’ gilt.
[Anm.: Das 'Gesetz zum Schutze deutschen Blutes', eines der 'Nürnberger Gesetze', das am 15. September 1935 erlassen wurde, untersagte sowohl Eheschließungen als auch außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen 'Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes'. Sexuelle Beziehungen zwischen Juden, Jüdinnen und 'Deutschblütigen' erfüllten den strafbaren Tatbestand der 'Rassenschande', der für 'arische' Männer mehrjährige Haftstrafen, für Juden und ab Beginn der großen Deportationen im Jahr 1941 auch für Jüdinnen die Verbringung in ein KZ nach sich zog. Bereits existierende 'deutsch-jüdische' 'Mischehen' duldete das NS-Regime und schreckte angesichts des hohen Werts, dem der Institution der Ehe im Deutschen Reich beigemessen wurde, letztlich vor Zwangsscheidungen zurück. Auf die in Mischehe lebenden 'Arier' wurde aber massiv Druck ausgeübt, sich scheiden zu lassen: Berufliche Schlechterstellungen, direkte Nötigungsversuche durch NS-Funktionäre und gesetzliche Erleichterungen sollten die Trennung von den jüdischen Ehepartner befördern. Dennoch blieben die meisten 'Mischehen' bestehen, was sich mit Beginn der systematischen Deportationen für die jüdischen Partner und 'geltungsjüdischen' Kinder als lebensrettend erwies, da sie nur bei aufrechter 'Mischehe' davon ausgenommen waren. Der Druck auf 'Mischlinge' und Mischehepaare und ihre Gefährdung wuchsen im Verlauf des Krieges jedoch beständig.]
Durch die bestehende 'Mischehe' aus der zwei Kinder hervorgingen ist Richard Pollak vor einer möglichen Deportation geschützt. Am 17. August 1940 geht die Ehe zwischen Josefine und Richard Pollak in Brüche und wird geschieden. Die Kinder Robert und Kurt bleiben bei der Mutter wohnend, während Richard Pollak auszieht und am Fleischmarkt 18, im 1. Wiener Gemeindebezirk eine neue Wohnung findet. Die Vaterschaft von zwei 'Mischlingen I. Grades' bewahrt ihn weiterhin vor einer Deportation.
Im Herbst 1943 treten Robert und Kurt Pollak der Widerstandsgruppe Mischlingsliga in Wien (MLW) bei. Die Gruppe fliegt im Jänner 1944 auf und beide Söhne werden von der Gestapo verhaftet. Für Richard Pollak bedeutet dies, dass er seinen Schutz verliert. Er wird am 10. März 1944 in das KZ Theresienstadt deportiert. Von dort wird er am 1. Oktober 1944 in das KZ Auschwitz überstellt, wo er nach dem 1. Oktober 1944 ermordet wird.
Orte
Wohnort:
Verfolgung:
Sterbeort:
Quellen
Landesarchiv NÖ
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Lappin-Eppel, Eleonore in: Zeithistoriker – Archivar – Aufklärer. Festschrift für Winfried R. Garscha, Hrsg. v. Claudia Kuretsidis- Haider und Christine Schindler im Auftrag des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes und der Zentralen österreichischen Foschungsstelle Nachkriegsjustiz, Wien 2017
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