Heinrich Eduard Jacob
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 22.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 22.09.1938,
KZ Buchenwald 22.09.1938 - 10.02.1039,
Emigration in die USA im April 1939
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Heinrich Eduard Jacob wird als zweiter Sohn des jüdischen Bankdirektors und Chefredakteurs der Deutschen Konsularzeitung Richard Jacob und dessen jüdischer Ehefrau Martha Jacob, geborene Behrendt, Tochter eines Rittergutsbesitzers, in Berlin-Friedrichstadt geboren. Nach der Scheidung der Eltern 1895 heiratet die Mutter im selben Jahr den Wiener Bankier Edmund Lampl und übersiedelt 1898 nach Wien. Mit Edmund Lampl hat sie noch eine Tochter.
Mit seinem älteren Bruder Robert Jacob und seiner Halbschwester Alice Lampl wächst Jacob in einer Bildungsbürgerfamilie der alten deutsch-jüdischen Geisteswelt auf. Nach dem Besuch von Gymnasien in Berlin und Wien legt er sein Abitur am Askanischen Gymnasium in Berlin ab und beginnt an der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin Germanistik, Literatur, Geschichte und Musikwissenschaft zu studieren.
Bereits während des Studiums steht er in Verbindung mit dem Berliner Kreis der Frühexpressionisten in engem Kontakt. Mit Georg Heym, dessen erste Gedichten er im Berlin-Charlottenburger Wochenblatt „Herold“ veröffentlicht, ist er befreundet. Ab April 1912 ist er Theaterkritiker der Deutschen Montagszeitung.
Im Jahre 1912 erscheint eine erste Novellensammlung Das Leichenbegängnis der Gemma Ebria, 1915 das Tagebuch Reise durch den belgischen Krieg und im letzten Kriegsjahr der erste Roman unter dem Titel Der Zwanzigjährige.
In der Zeit der Weimarer Republik arbeitet Heinrich Eduard Jacob vor allem als Journalist und Feuilletonist. Im September/Oktober 1926 nimmt er als Delegierter und Sonderkorrespondent des Berliner Tageblatts am internationalen Filmkongress in Paris teil, der auf Veranlassung des Völkerbundes einberufen worden ist und sich mit dem neuen Medium Film als Propagandainstrument befasst. Als Beispiel eines verhinderten Hetzfilms variiert Heinrich Eduard Jacob einen 1924 produzierten und am 2. Juli 1926 in den Kinos angelaufenen Film über einen korsischen Räuberhauptmann, Romanetti. Le Roi du maquis. In seinem Roman Blut und Zelluloid (1929) verarbeitete Jacob den Pariser Filmkongress sowie den Film über den Räuberhauptmann.
Von 1927 bis 1933 ist Heinrich Eduard Jacob Leiter des Mitteleuropäischen Büros des Berliner Tageblatts in Wien. Er tritt dort der Freimaurerloge Humanitas bei. Daneben veröffentlicht er eine Reihe von Romanen, Erzählbänden und Theaterstücken. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland verliert Heinrich Eduard Jacob im März 1933 seine Stellung beim Berliner Tageblatt. Er lebt danach als freier Schriftsteller in Wien und konzentriert seine literarische und literaturwissenschaftliche Wahrnehmung neben Biographien vor allem auf das Sachbuch.
Anlässlich des XI. Internationalen PEN-Kongresses in Ragusa (Dubrovnik) tritt er in vorderster Reihe gegen die nationalsozialistisch eingestellten Schriftsteller auf und trägt damit zur Spaltung des österreichischen PEN bei. Während seiner anschließenden Bemühung – gemeinsam mit Raoul Auernheimer, Paul Frischauer u.a. –, die „Völkischen“ zum Austritt aus dem PEN zu bewegen, kommt es zur Kontroverse mit Stefan Zweig, der sich sehr zögerlich zeigt. Seine erzählerischen Werke stehen während der Zeit des Nationalsozialismus auf der Liste unerwünschter Bücher.
Als überzeugter Gegner des Nationalsozialismus und freier Schriftsteller erlebt er am 12. März 1938 den Untergang des freien und unabhängigen Österreich, mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht. Am 22. März 1938 wird er schließlich verhaftet und seine umfangreiche Bibliothek und Privatkorrespondenz, aber auch sein sonstiges Hab und Gut, beschlagnahmt. Mit dem sogenannten Prominententransport wird er am 2. April 1938 in das KZ Dachau deportiert und von dort am 22. September 1938 in das KZ Buchenwald.
Durch die ständigen Bemühungen seiner späteren Frau Dora Angel-Soyka, Schwester des österreichischen Dichters Ernst Angel und in erster Ehe mit dem Wiener Schriftsteller Otto Soyka verheiratet, sowie mit Hilfe eines amerikanischen Onkels, Michael J. Barnes, einem Bruder von Jacobs Mutter, gelingt es, seine Ausreise zu ermöglichen. Am 10. Jänner 1939 wird er aus dem KZ Buchenwald entlassen, heiratet am 18. Februar 1939 in Wien Dora Angel und emigriert im April 1939 mit ihr über Großbritannien in die USA. Dort läßt er sich in New York nieder und schreibt er für deutschsprachige Exilzeitschriften, wie zum Beispiel für die jüdische Wochenzeitung Aufbau, aber auch für die New York Times. Seine in Österreich gebliebene Mutter wird von den Nationalsozialisten im KZ Theresienstadt ermordet.
In New York erlebt Heinrich Eduard Jacob die Befreiung Österreichs durch die Alliierten im Mai 1945. Bereits am 28. Februar 1945 hatte er die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen.
Im Sommer 1953 kehrt Heinrich Eduard Jacob wieder nach Europa zurück und hält sich zeitweise auch in Deutschland und Österreich auf. Insgesamt ist sein Leben seit 1938 jedoch von großer Rastlosigkeit geprägt und er zieht mit seiner Frau von Hotel zu Pension. Seine angegriffene Gesundheit, vor allem bedingt durch die Internierung in den Konzentrationslagern, verhindert ab 1959 die Entstehung weiterer literarischer Werke.
Er verstirbt 1967 in Salzburg und findet seine letzte Ruhestätte am Jüdischen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend.
Orte
Wohnort:
Verfolgung:
Quellen
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Eduard_Jacob