Josef Anton Geiger
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 03.12.1939 - Februar 1941,
Gauverbot
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Josef Anton Geiger stammt aus einer Bergbauernfamilie. Er besucht zunächst das bischöfliche Knabenseminar Vinzentinum in Brixen und wechselt zum Franziskanergymnasium in Hall/Tirol, wo er 1898 der Mittelschulverbindung Sternkorona Hall beitritt.
Nach der Matura 1899 kehrt er nach Brixen zurück und tritt dort ins Priesterseminar ein. Nach Abschluss seiner theologischen Studien wird er 1903 zum Priester geweiht. Im gleichen Jahr tritt er der Studentenverbindung Vindelicia bei. Er ist als Kooperator in Fließ und Zirl tätig. Ab 1909 wirkt er als Pfarrprovisor der neu errichteten Expositur in Karrösten im Überinntal (bei Imst) bis zu seiner Verhaftung 1939 – mit einer Unterbrechung, als er im Ersten Weltkrieg 1916–1918 als k. u. k. Feldkurat bei den Tiroler Standschützen eingesetzt ist.
Bis 1938 betätigt er sich auch politisch als Vorstandsmitglied des Bauernbundes Oberinntal, als Ersatzmitglied des Tiroler Landtages, wo er den verhinderten Landeshauptmann Dr. Franz Stumpf vertritt, sowie 1934–1938 als Ortsleiter der VF und als Mitglied des Bundeswirtschaftsrates in Wien.
Nach dem Anschluss wird er aller politischen Funktionen enthoben und wegen seiner früheren Aktivitäten in besonderer Weise überwacht und verfolgt. Als von der Gestapo bei Hausdurchsuchungen Aufzeichnungen über Kreuzschändungen durch die Nazis entdeckt werden, wird ihm die Ausübung des Religionslehrerberufs untersagt.
Am 3. Dezember 1939 wird er verhaftet. Der offizielle Vorwurf gegen Josef Anton Geiger lautet, er habe eine “Hitler-Eiche” umgeschnitten.
Am 8. März 1940 wird Josef Anton Geiger auf Grund der Anklageschrift vom 29. Februar 1940 – von der Hitlereiche ist hier keine Rede mehr – „wegen Rundfunkverbrechens“ vom Sondergericht in Innsbruck zu achtzehn Monaten Zuchthaus verurteilt, weil er in der Zeit von September bis Ende November 1939 mit einem seiner Schwester gehörenden Radiogerät ausländische Sender gehört hat, wie Radio Vatikan und den Schweizer Sender Beromünster. Nach Ansicht des Gerichtes hat hier kein „leichterer Fall“ vorgelegen, „da ja Geiger nicht so sehr aus Neugierde gehandelt bat, sondern aus Misstrauen in die Wahrhaftigkeit der Berichte der Obersten Heeresleitung.“ Bei der Hausdurchsuchung hat man einen Zettel mit den Sendedaten gefunden. Nach Verbüßung von 13 Monaten im Polizeigefangenenbau Innsbruck und in der Haftanstalt in Garsten/OÖ [Gau Oberdonau] mit wöchentlich einem verstärkten Fasttag bei Wasser und Brot wird er im Februar 1941 entlassen und gauverwiesen. Er muss das Land Tirol verlassen und übernimmt Anfang 1941 die Stellung eines Hausgeistlichen im Schwesternheim Waldesruh in Brückenau [seit 1970: Bad Brückenau] in der bayerischen Rhön im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen. Auch hier wird er weiter – nach seinen eigenen Angaben – von der Gestapo „betreut“.
Nach dem Krieg will er wieder nach Österreich in sein geliebtes Tirol zurückkehren. Als alle Formalitäten erledigt sind, erkrankt er plötzlich und stirbt am 20. Oktober 1945 im Luitpoldspital zu Würzburg an Speiseröhrenkrebs – wohl auch an den Folgen der NS-Verfolgung und Haft. Seinem Wunsch entsprechend wird er auf dem Schwesternfriedhof in Würzburg-Zell beigesetzt.
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 85/86.