Dr. Heinrich Pühringer
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 14.10.1944 - 19.12.1944,
Ermordet durch Erschießen am 19.12.1944
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Heinrich Pühringer besucht das Gymnasium in seiner Heimatstadt Ried, wo er 1935 maturiert. Anschließend dient er als Einjährig-Freiwilliger beim Österreichischen Bundesheer und scheidet dort als Kadettkorporal aus. Dann beginnt er in Innsbruck, kurzzeitig unterbrochen auch in München, das gymnasiale Lehramtsstudium in den Fächern Geografie und Leibesübungen. 1936 tritt er der Studentenverbindung Austria Innsbruck bei.
Im Oktober 1938 wird er als Unteroffizier in die deutsche Wehrmacht übernommen und im Jänner 1940 zu den Gebirgsjägern eingezogen. Am 7.3.1940 kann er sein Studium mit Erfolg abschließen. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. wird er als Studienassessor in Schwaz/Tirol angestellt, kann diesen Posten aber nicht antreten, weil er in der deutschen Wehrmacht zunächst im Bau-Bataillon Landeck in Tirol dienen muss, dann ab 10.4.1941 im Bau-Ersatz-Bataillon 17. Am 4.6.1941 wird er zum 7. GJR 136 (Gebirgsjägerregiment) versetzt, das Norwegen besetzt, und erreicht den wichtigen Verschiffungshafen Kirkenes im Grenzdreieck zwischen Norwegen, Finnland und Russland. Im Krieg gegen die UdSSR wird seine Einheit in Lappland in einen erbitterten Stellungskampf verwickelt.
Ab Oktober 1944 beginnen die schweren Angriffe der Roten Armee, die einen schrittweisen Rückzug von Heinrich Pühringers Einheit erzwingen. Am 2. Oktober geht ein „mäßiges Artilleriefeuer“ nieder, das vier Tote zur Folge hat; ab 7. Oktober ist Heinrich Pühringers Einheit in anhaltende schwere Kämpfe verwickelt. In der Nacht zum 11. Oktober wird ein Teil des Bataillons an die vorderste Front beordert. Die Kampfhandlungen, in deren Verlauf Teile der Einheit versprengt werden, dauern bis zum Morgen des 14. Oktober.
„Der Angeklagte marschierte befehlsgemäß, kehrte aber […] wieder um, da ihm andere planlos zurückkehrende Soldaten seines Bataillons begegneten, die vom Verbleib seiner Kompanie nichts wussten.“ (aus dem Gerichtsurteil).
Heinrich Pühringer meldet sich am Abend des 12. Oktober bei der Versprengten-Sammelstelle der Division in Tarnet hinter der kämpfenden Front und zwei Tage später bei seiner Kompanie in der Nähe von Tarnet. Heinrich Pühringer wird „wegen Feigheit vor dem Feind“ beim Feld-Kriegsgericht angeklagt.
„Der Angeklagte bestreitet, aus Furcht vor persönlicher Gefahr/Feigheit seine Einheit verlassen zu haben. Er behauptet, er habe immer und immer wieder versucht Anschluss an seine Kp. zu gewinnen, jedoch habe ihm niemand etwas über deren Einsatzort sagen können.“
Alle Einlassungen Heinrich Pühringers zur Sache werden als Ausreden gewertet. Am 16.11.1944 kommt es zum Gerichtsverfahren mit folgendem Urteil:
„Der Feldwebel Heinrich Pühringer wird wegen Feigheit I § 85 MStGB I zum Tode und zum Verlust der Wehrwürdigkeit verurteilt.“ Aus der Begründung u. a.: „3) Durch sein feiges Verhalten hat er andere Soldaten ebenfalls wankelmütig gemacht und, denen er eigentlich ein Vorbild an Einsatzfreudigkeit hätte sein sollen, ein denkbar schlechtes Beispiel gegeben. – 4) Das Verhalten des Angeklagten ist umso schimpflicher, als man in ihm als Studienassessor und damit zur Führung der Jugend Berufenen fordern muss, dass er gerade in schwierigen Kampfhandlungen alles daransetzt, Härte gegen sind und andere zu zeigen.“
Die Begnadigung hat der bereits seit 1932 (damals illegal) der NSDAP angehörende österreichische Jurist und Generaloberst Dr. Lothar Rendulic (1887–1971), seit 1940 der Befehlshaber der 20. Gebirgsarmee in Finnland, am 3.12.1944 „im Interesse der Aufrechterhaltung der Manneszucht abgelehnt. Die Strafe ist zu vollstrecken.“
Lothar Rendulic hat am 7.5.1945 in St. Martin i. I. mit US-General Walton Walker die bedingungslose Kapitulation der Heeresgruppe Süd (Ostmark) unterzeichnet. Er wird 1948 in Nürnberg „wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen an Zivilisten in Jugoslawien und Norwegen zu 20 Jahre Haft verurteilt“, 1951 begnadigt und aus der Haft entlassen.
Die Exekution des Urteils erfolgt durch Erschießen kurz vor Weihnachten am 19.12.1944 in Nystad (Kreis Mosjoen, Nord-Norwegen, südlich von Narvik), so die Angaben des Roten Kreuzes sowie der Wehrmachtsauskunftsstelle (WASt). Heinrich Pühringer wurde ermordet. Ein Grab von Heinrich Pühringer ist nicht bekannt.
Quellen
- Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 263/264.
Photo: ÖVfStG