Marianne Leopoldine Schönauer (geb. Schiffers, geschiedene Manker)

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Marianne Schönauer
Bild: unbekannt

Personalia

Geboren:

31. Mai 1920, Wien

Gestorben:

9. Juli 1997, Wien

Beruf:

Schauspielerin

Verfolgung:

Tätigkeitsverbot September 1938 - Mai 1945

Lebenslauf

Marianne Leopoldine Schifferes kommt in Wien als eheliche Tochter des jüdischen Musikers Karl Schifferes und der katholischen Marianne, geborene Pieringer, zur Welt. Nach der Volksschule besucht sie fünf Klassen eines Wiener Gymnasiums, bevor sie 1935 an die Fachhochschule für Musik und darstellende Kunst [heute: Max Reinhardt Seminar] wechselt, welches sie 1937 abschließt. Während des Studiums ist sie bei Max Reinhardt und dessen Faust-Inszenierung bei den Salzburger Festspielen beschäftigt. Nach dem Studium wird sie als Schauspielerin in Mährisch-Ostrau engagiert.

Am 12. März 1938 muss sie erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Marianne Schifferes als 'Mischling I. Grades' bzw. ‘Halbjüdin’ gilt.

Am 18. April 1938 muss sie ihr Engagement in Mährisch-Ostrau beenden und nach Wien heimkehren, wo sie aufgrund ihrer 'Abstammung' arbeitslos wird. Die Familie Schifferes wird aus ihrer Wohnung delogiert und muss ein neues Quartier suchen. Im September bzw. Oktober 1938 erhält sie offiziell ein Tätigkeitsverbot als Schauspielerin vom Reichspropagandaministerium. Damit kann sie ein bereits fixiertes Engagement am Volkstheater in Wien nicht mehr antreten. Auch den weiterführenden Schauspielkurs an der renommierten Schauspielschule Kestranek im 7. Wiener Gemeindebezirk muss sie aufgeben. Mit 28. September 1938 wird sie als Arbeiterin zur Firma Ing. Tiltsch dienstverpflichtet und erhält dafür einen ganz geringen Lohn.

1939 flieht ihr Vater, Karl Schifferes, der als 'Volljude' gilt, nach Frankreich, wo er nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht interniert und im August 1942 in das KZ Auschwitz deportiert und ermordet wird.

Am 30. November 1944 endet kriegsbedingt die Dienstverpflichtung und Marianne Schifferes ist abermals arbeitslos. In Wien erlebt sie die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Nach dem Ende ihres Tätigkeitsverbots arbeitet sie wieder als Schauspielerin und legt sich den Künstlernamen 'Schönauer' zu. Im Juli 1945 heiratet sie den Bühnenbildner, Regisseur und späteren Theaterdirektor Gustav Manker und wird Mutter zweier Töchter. Die Ehe geht jedoch bereits 1956 in Brüche.

Gleich nach dem Krieg beginnt sie 1945 ihre Karriere am Volkstheater, von wo sie 1948 über das Raimundtheater (1949), das Landestheater Salzburg (1950) und das Stadttheater in Wien (1951) ans Theater in der Josefstadt kommt, an dem sie (mit Unterbrechungen) bis 1987 zum Ensemble gehört. Bereits ab 1946 arbeitet sie auch beim Film (sie drehte insgesamt rund 40 Filme), häufig mit prominenten Partnern wie Hans Moser, O. W. Fischer, Ewald Balser, Hans Holt und Johannes Heesters. 1969 ändert sie ihren Nachnamen offiziell in 'Schönauer'.

Nach ihrem Abschied von der Bühne (1987) widmet sich Marianne Schönauer hauptsächlich dem Fernsehen (auch Mitwirkung an Serien und Lehrtätigkeit (Unterricht von Rhetorik und Schauspiel an einer Volkshochschule), hält aber auch Lesungen.

Marianne Schönauer verstirbt mit 77 Jahren in Wien und findet ihre letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Hernals.

Orte

Wohnort:

Ehrung:

Marianne Schönauer Gasse (Wien)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Marianne_Schönauer

Wien.Geschichte.Wiki unter www.geschichtewiki.wien.gv.at/Marianne_Schönauer

Matricula Online

Marianne Schönauer

Schauspielerin
* 31. Mai 1920
Wien
† 9. Juli 1997
Wien
Tätigkeitsverbot