Zentralinspektor Friedrich Otto Haller-Heimann (geb. Holzgruber)

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Entlassung 01.10.1938
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Friedrich Holzgruber kommt als uneheliches Kind der vom Judentum zum evangelischen Glauben konvertierten Therese Holzgruber und Julius Haller-Heimann zur Welt. Sein Vater legitimiert seinen Sohn, worauf er den Nachnamen 'Haller-Heimann' annimmt. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts erhalten geblieben.
Friedrich Haller-Heimann zieht nach Wien und beginnt 1911 am Wiener Nordbahnhof bei der k.k. Staatsbahn zu arbeiten. Er wird in den Ersten Weltkrieg eingezogen und erlebt 1918 die Niederlage Österreich-Ungarns, die Zerschlagung der Doppelmonarchie und die Vertreibung des Hauses Habsburg. Er heiratet Maria Wimmer und wird 1918 Vater einer Tochter und 1920 Vater eines Sohnes.
Friedrich Haller-Heimann ist überzeugter Legitimist und leitet eine legitmistische Gruppe in seinem Heimatort Perchtoldsdorf bei Wien sowie eine in der nunmehrigen Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) am Nordbahnhof. In dieser Funktion verteilt er Werbung für die Rückkehr Otto von Habsburg-Lothringens auf den österreichischen Thron. Als Legitimist ist er entschiedener Gegner des Nationalsozialismus.
Am 12. März 1938 erlebt Friedrich Haller-Heimann den Untergang des freien und unabhängigen Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen er als 'Mischling I. Grades' bzw. ‘Halbjude’ gilt. Er wird sofort vom Dienst suspendiert und mit 1. Oktober 1938 durch Zwangspensionierung entlassen. Im Februar 1939 muss er auf Verlangen der NSDAP-Ortsgruppe Perchtoldsdorf seine Wohnung räumen, da sie als Parteilokal gebraucht wird. Versuche neue Arbeit zu finden werden von der NSDAP verhindert. So wird beispielsweise eine Bewerbung bei der Wiener Allianz Versicherungs-AG vom Gaupersonalamt verhindert, indem sie ihm politische Unzuverlässigkeit unterstellen und anführen, dass er 'Mischling I. Grades' sei. Am 19. Februar 1940 wird Friedrich Haller-Heimann erkennungsdienstlich von der Gestapo erfasst.
Obengenannter [Friedrich Haller-Heimann] ist Mischling I. Grades. Er war ausgesprochener Gegner d. NSDAP und in der letzten Zeit vor dem Umbruch Legitimistenführer. Er hat für die Propaganda zur Rückkehr der Habsburger Richtlinien ausgegeben. Eine Überwachung seiner Korrespondenz bestätigte den Verdacht monarchistischer Werbetätigkeit.
Eine bereits fixe Zusage für seine Tochter Else für einen Arbeitsbeginn bei der Postsparkasse aufgrund einer Intervention der Gestapo wieder zurückgezogen. Sein Sohn Ernst wird am 1. November 1940 verhaftet und derart misshandelt, dass er im März 1942 aus gesundheitlichen Gründen als haftunfähig entlassen wird. Er verstirbt in weiterer Folge im August 1943 an einer Herzschwäche in Baden bei Wien. Ab Ende 1942 findet Friedrich Haller-Heimann wieder Arbeit als Büroangestellter.
In Wien erlebt Friedrich Haller-Heimann die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) bei und ist einer der Mitgründer der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich, wo er bis zu seinem Tode die Funktion des Landesobmann-Stellvertreters der Wiener Landesorganisation innehat.
Am 7. Februar 1946 wird Friedrich Haller-Heimann rehabilitiert und tritt seinen Dienst in der Zentralstelle der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) an, wo er zum Zentralinspektor aufsteigt. 1951 tritt er in den Ruhestand und verstirbt mit 80 Jahren in Wien. Er findet seine letzte Ruhestätte am evangelischen Friedhof in Wien-Simmering.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Matricula Online
www.findagrave.com
