Dr. Gustav Steinbauer

Gustav Steinbauer

Personalia

Geboren:

30. Mai 1889, Wien

Gestorben:

14. April 1961, Wien

Beruf:

Rechtsanwalt

Verfolgung:

Haft März 1938 (einige Zeit),
Berufsverbot 1938,
Ortsverbot 1938

Mitgliedschaften

K.Ö.H.V. Franco-Bavaria Wien, K.Ö.St.V. Bavaria Wien

Lebenslauf

Gustav Steinbauer maturiert am Jesuitengymnasium in Kalksburg bei Wien, wo er P. Nivard Schlögl OCist (1864–1939) kennenlernt, und studiert anschließend Rechtswissenschaften in Wien. 1909 wird er erstes Mitglied der Studentenverbindung Franco-Bavaria nach ihrer Gründung am 4.12.1908. 1913 beendet er sein Studium mit der Promotion zum Dr. iuris, schlägt daraufhin die Rechtsanwaltslaufbahn ein und tritt 1916 in die Rechtsanwaltskanzlei Martin Ritter in Innsbruck ein. 1917 wird er als Freiwilliger zum Infanterieregiment Nr. 73 nach Prag eingezogen. Er wird an der Isonzofront eingesetzt und kehrt als Fähnrich d. R. heim.

Nach dem Krieg gründet er 1919 zusammen mit einer Reihe sportbegeisterter CVer die „Sportvereinigung katholisch-deutscher Hochschüler und Hochschülerinnen Arminia in Wien“. 1924 eröffnet er eine eigene Kanzlei, verlegt sie dann aber 1927 wegen des Überangebotes an Rechtsanwälten in Wien nach Mistelbach. Hier engagiert er sich auch kommunalpolitisch bei den Christlich-Sozialen, wird 1929–1938 Vizebürgermeister und ab 12.2.1938 Bürgermeister der Stadt Mistelbach.

Nach dem Anschluss wird Gustav Steinbauer für einige Zeit inhaftiert und erhält nach der Freilassung Berufs- und Ortsverbot Daraufhin wird er Mitarbeiter in der Rechtsanwaltskanzlei Ludwig Margreiter in Wien. In dieser Zeit muss er auch weiterhin regelmäßige Hausdurchsuchungen der Gestapo erdulden. Ende 1939 wird er wieder als Rechtsanwalt zugelassen. Obwohl er als „wehrunwürdig“ eingestuft worden ist, muss er dennoch im fortgeschrittenen Alter von 55 Jahren im letzten Kriegsjahr als offiziersunwürdig als einfacher Soldat einrücken und gerät 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Ab August 1945 ist er wieder in Wien als Pflichtverteidiger beim Volksgerichtshof tätig.

Beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 1946 erstellte die Wiener Rechtsanwaltskammer eine Liste von Verteidigern, aus der er auf Wunsch des Angeklagten von einem amerikanischen Mitglied des Tribunals ausgewählt wird und die Verteidigung von Arthur Seyß-Inquart (1892–1946) – „Kurzzeit-Bundeskanzler“ und „Anschluss-Kanzler“, Reichsstatthalter und 1940–1945 Reichskommissar für die besetzten Niederlande übernimmt. Beide haben sich vor der NS-Zeit als Anwaltskollegen kennengelernt Die Dokumentenlage ist sehr schwierig, das ganze Verfahren verläuft weitgehend nach angloamerikanischem Rechtssystem. Seyß-Inquart wird zum Tode verurteilt und am 16.10.1946 in Nürnberg hingerichtet. Obwohl er dessen Gesinnung nicht im Geringsten geteilt hat, ist in Nürnberg oberster Grundsatz, dass jeder ein faires und rechtsstaatliches Verfahren erwarten kann. Dies unterscheidet die Nürnberger Prozesse auch von Schauprozessen und gibt ihnen historisch auch die Legitimation.

Orte

Wohnort:

Hafnerstraße 9 (Mistelbach)

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 335/336.

Photo: Biolex des ÖCV unter www.oecv.at/biolex; Stand: 15.10.2022.

Gustav Steinbauer

Rechtsanwalt
* 30. Mai 1889
Wien
† 14. Apr. 1961
Wien
Tätigkeitsverbot, Ortsverbot, Haft