DI Alfred Unger
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 09.11.1939 - 22.04.1940, KZ Dachau 22.04.1940 - 25.08.1940, KZ Neuengamme 25.08.1940 - 14.09.1941, KZ Dachau 14.09.1941 - 02.05.1945
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Alfred Unger absolviert nach der Matura zunächst das Einjährig-Freiwilligenjahr und studiert anschließend Ingenieurwissenschaften an der TU in Wien. 1913 tritt er der Studentenverbindung Franco-Bavaria bei. Er nimmt am Ersten Weltkrieg (1914–1918) – zuletzt im Dienstrang eines Oberleutnants d. R. – an der Front in Südtirol teil und gerät in italienische Gefangenschaft.
Das Technikstudium beendet er als Dipl.-Ing., anschließend geht er in die Bauwirtschaft. Er arbeitet als Bauleiterstellvertreter am Bau der Großglockner-Hochalpen-Straße. Er wirkt bei der Gründung der Tochterverbindung der Franco-Bavaria, der Studentenverbindung Pflug mit.
Nach dem Anschluss versucht Alfred Unger, die Studentenverbindung Franco-Bavaria im Untergrund am Leben zu erhalten und sich mit der Gründung einer eigenen Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus zur Wehr zu setzen. Hierzu organisiert er geheime Treffen, über die er später berichtet:
„Bei unseren Zusammenkünften zu Sieben wurde nun jedes einzelne Verbindungsmitglied genauestens wegen Verlässlichkeit, Unerschrockenheit und Sicherheit im Falle der Verhaftung besprochen und die in jeder Beziehung verlässlichen Bundesbrüder bestimmt. Jeder von uns Sieben hatte einige Bezirke unter sich und durfte nichts über uns Übrige weiter bekannt geben.“
Diese Gruppe nimmt Kontakt mit London auf und berichtet dorthin.
Am 8.11.1939 hat Johann Georg Elser (1903–1945) ein Attentat auf Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller geplant, das aber sein Ziel verfehlt hat. Am Tag darauf wird Alfred Unger zusammen mit seiner Frau Hermine und den beiden Kindern Trude und Herbert sowie fünf der Gruppe von der Gestapo im Polizeigefangenenhaus inhaftiert und am 19.12.1939 erkennungsdienstlich behandelt. Seine Frau wird wegen Hoch- und Landesverrats zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, seine Tochter ist fünf Monate und sein Sohn drei Monate in Gestapohaft
Der Schutzhaftbefehl vom 20.1.1940 führt aus:
„Er gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilichen Feststellungen durch sein Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und Staates, indem er im dringenden Verdacht der Vorbereitung zum Hochverrat steht und weiter verdächtig ist, an den hoch- und Landesverräterischen Handlungen einer Ausländerin beteiligt zu sein.“
Da sich alle verhafteten Gruppenmitglieder an ihr gegebenes Versprechen gehaltenhaben, kann ihnen nichts nachgewiesen werden. Sie werden nach mehrmonatiger Haft entlassen und zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Alfred Unger wird als „Spitzenführer“ am 22.4.1940 in das KZ Dachau überstellt und von dort am 25.8.1940 ins KZ Neuengamme verlegt. Hier wird er schwer misshandelt und erleidet dadurch erhebliche gesundheitliche Schäden. Am 14.9.1941 kommt er wieder ins KZ Dachau zurück. „Als schwer Invalider“, so schreibt seine Tochter, wird er nach Dachau zurückverlegt, „wo sich Kanzler Figl seiner annahm und ihn von der Vergasungsliste weg brachte!“ Es ist nämlich vorgesehen gewesen, ihn in Hartheim vergasen zu lassen. Und im Gestapo-Bericht vom 10.10.1941 wird über Alfred Unger festgehalten:
„Der im Betreff Genannte war ‚Leibbursch‘ des Dollfuss, in der engsten CV-Verbindung ‚Franco-Bavaria‘ und gehörte den engsten Freundeskreis des Dollfuss an. Er wurde auch wegen seiner Einstellung im Zuge einer Aktion gegen Legitimisten und Reaktionäre am 9.11.1939 festgenommen, ebenso seine Frau und seine Tochter und befindet er sich zur Zeit noch in Schutzhaft.“
Auf Grund dieser Beurteilung erhält die Abwehrstelle im Wehrkreis XVII die Nachricht, „dass eine Verwendung des Alfred Unger als Offizier d. B. nicht in Frage komme.“
Als die US-Army sich München nähert, wird Alfred Unger zusammen mit einer Gruppe von Häftlingen in Richtung Tirol in Marsch gesetzt. Am 2.5.1945 wird er befreit und kehrt nach Wien zurück. Er tritt sofort wieder in die Dienste der Stadt Wien, zuletzt als Stadtoberbaurat.
Bereits zwei Tage nach Kriegsende gelingt ihm am 10.5.1945 die Wiederbegründung seiner Studentenverbindung Franco-Bavaria.
Orte
Verfolgung:
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 369/370.; Photo: ÖVfStg