Schwester Angela Maria (Maria Cäcilia, „Engel von Auschwitz“) Autsch OSST

Schwester Angela Maria Autsch im Konzentrationslager
Sr. Angela Maria Autsch im Konzentrationslager (Buch Blutzeugen des Glaubens)

Personalia

Ordensname:

Angela Maria, OSST

Geboren:

26. März 1900, Röllecken (Deutschland)

Gestorben:

23. Dezember 1944, KZ Auschwitz

Beruf:

Ordensschwester

Verfolgung:

Haft 12.08.1940 – 29.08.1940,
KZ Ravensbrück 29.08.1940 – 26.03.1942,
KZ Auschwitz 26.03.1942 – 23.12.1944,
Ermordet 23.12.1944

KZ-Nummer:

4651, 512

Lebenslauf

Maria Cäcilia Autsch wird in Röllecken in Westfalen (Deutschland) als Tochter von August Autsch, einem aus dem Siegerland stammenden katholischen Maschinisten, als fünftes von sieben Kindern geboren. Um seine vielköpfige Familie zu ernähren, arbeitet der Vater in einem Kalksteinbruch. Die Mutter, Amalia Autsch, geborene Schmidt, ist ebenso wie ihr Ehemann stark religiös orientiert und vermittelt ihren Kindern eine streng katholische Einstellung.

Maria Cäcilia Autsch beginnt bereits im Alter von fünfzehn Jahren damit, zum Unterhalt der Familie beizutragen und nimmt am 12. April 1915 eine Stellung als Kindermädchen an. Später arbeitet sie in einem Modegeschäft der Firma Bischoff und Brögge. Am 17. Oktober 1921 stirbt ihre Mutter Amalia im Alter von fünfundfünfzig Jahren.

1930 verlässt Maria Cäcilia Autsch das Modegeschäft in dem sie arbeitet und zieht nach Heinsberg, wo sie ihren Bruder in seiner Gemischtwarenhandlung unterstützt. Im Rahmen einer Wallfahrt nach Trier im Jahre 1933 lernt sie die Schwestern des Instituts der Schwestern der Allerheiligsten Dreifaltigkeit (Trinitarierinnen) kennen. Ein Begleiter in dieser Phase ist der Pfarrer von Heinsberg, der bereits ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus ist. Noch im gleichen Jahr, am 27. September 1933, tritt sie in das Kloster der Trinitarierinnenkongregation von Valencia in Mötz in Tirol ein. Das Tinitarierinnenkloster in Mötz (Tirol) existiert nach einer Grundstückschenkung der Gräfin Sarolta Erdödy seit dem Jahre 1926; als erste Ordensfrauen des valencianischen Trinitarierinnenordens kommen Spanierinnen nach Österreich. Die Zielsetzung der Schwestern liegt in der Erleichterung des Schicksals von Menschen in Gefangenschaft. Sie wirken in der Krankenpflege, im Bildungswesen und im Dienst an Befreiung von allen Formen der Sklaverei.

Am 4. Juli 1934 bekommt Maria Cäcilia Autsch das Ordenskleid und nimmt den Namen „Angela Maria vom Heiligsten Herzen Jesu“ an. Am 20. August 1935 legt sie die Erste Profess ab. Sie führt den Kindergarten, leitet einen Stickkurs, pflegt Kranke, arbeitet als Mesnerin und hilft den Bauern bei der Feldarbeit. Am 28. September 1938 legt sie die Ewige Profess ab; zu einem Zeitpunkt, als das Deutsche Reich bereits in Österreich einmarschiert war.

Schwester Angela Maria im Klostergarten in Mötz
Sr. Angela Maria im Klostergarten in Mötz (Buch Blutzeugen des Glaubens)

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich versuchen diese, das Kloster in Mötz zu beschlagnahmen. Schwester Angela rettet das Kloster, indem sie juristisch zwingend argumentiert, dieses sei spanisches Eigentum. Sie kontaktiert den spanischen Konsul in Wien und führt mit ihm eine Korrespondenz, die schließlich dazu führt, dass die Nationalsozialisten, um internationale Verwicklungen zu vermeiden, vor der Enteignung des Klosters zurückschrecken. Diese Aktivitäten lenkten den bösen Blick der Gestapo auf Schwester Angela; der unmittelbare Grund für ihre Verhaftung liegt allerdings in ihren kritischen Bemerkungen über Adolf Hitler.

„In tiefer Verehrung und Dankbarkeit denke ich an Maria, die niemals klagte. Sie hatte für jeden Menschen Verständnis und wurde in dieser furchtbaren, nicht wiederzugebenden Zeit zu unserer Helferin und Trösterin. Maria bleibt eingeschreint in unseren Herzen. Auch jetzt noch, so lange Zeit später, gibt mir die Erinnerung Kraft in jeder Situation.“

Die SPÖ-Politikerin Rosa Jochmann 1990, die Sr. Angela aus dem KZ Ravensbrück kannte

In einem Geschäft in der Nähe des Klosters erzählt Schwester Angela von der Versenkung eines deutschen Schiffes in Norwegen – eine geheim gehaltene Tatsache, die nur durch das Hören von „Feindsendern“ bekannt geworden sein kann. So wird Schwester Angela – aufgrund einer anonymen Denunziation – am 12. August 1940 von der Gestapo verhaftet und in das Innsbrucker Polizeigefangenenhaus eingeliefert, wobei, wie Augenzeugen später berichten werden, äußerst brutal vorgegangen wird. Als offizielle Haftgründe werden „Beleidigung des Führers“ und „Aufwiegelung der Bevölkerung“ angegeben. Alle Versuche ihrer Mitschwestern, Schwester Angelas Freilassung zu erwirken, bleiben erfolglos. Mehrmals wendet sich die Mutter Oberin persönlich an die Gestapo und bittet die Familie Autsch dringlich um die Abfassung von Gnadengesuchen; auch die neuerliche Kontaktaufnahme mit dem spanischen Konsul kann Schwester Angela nicht retten. Ohne Gerichtsverhandlung wird sie am 29. August 1940 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie am 31. August 1940 eintrifft. Mit der Häftlingsnummer 4651 trägt sie den roten Winkel der politischen Gefangenen.

An den edelmütigen Zielsetzungen ihre Kongregation hält sie auch in Ravensbrück unerschütterlich fest. Wo immer sie kann, steht sie ihren Mitgefangenen hilfreich zur Seite. Zahllose Berichte von Überlebenden belegen ihren unermüdlichen Einsatz für die Erhaltung der menschlichen Würde unter unmenschlichen Bedingungen.

„An dem Tag, an dem ich eingeliefert wurde, trug ich Holzschuhe und eine alte russische Uniform ohne Knöpfe und war kahlgeschoren. Tagelang unterwegs ohne Essen und Wasser. Als sie mich gesehen hat, ist sie zu mir gekommen und hat meinen kahlgeschorenen Kopf gestreichelt. Es war etwas so Rührendes, dass, ich als Halbmensch, jemand zu mir kommt und mir den Kopf streichelt.“

Die jüdische Ärztin Margita Schwalbova, die ebenfalls im KZ Auschwitz war, über Sr. Angela Maria

Am 26. März 1942 wird Schwester Angela in das KZ Auschwitz überstellt, am 16. August kommt sie nach Birkenau, wo sie der Krankenabteilung zugeteilt wird. Sie versucht auch dort, wie schon zuvor in Ravensbrück, die Leiden der Gefangenen zu lindern. Sie wird dem Lazarett zugewiesen, das der SS und der Wachmannschaft vorbehalten ist, und kümmert sich um die Wäschekammer und die Verteilung der Essensrationen. Dadurch kann sie Mithäftlingen geheim mit Essen, warmen Wasser und Seife helfen; mitunter versteckt sie erkrankte Häftlinge in der Wäschekammer. Wegen ihrer aufopfernden Hilfsbereitschaft nennen ihre Mithäftlinge sie schließlich den „Engel von Auschwitz“. Im Oktober 1942 erkrankt sie an Flecktyphus, von dem sie sich nie mehr gänzlich erholt. Im Mai 1943 kommt sie als Krankenpflegerin ins SS-Lazarett. Sie stirbt nach einem Bombenangriff an einem Granatsplitter, der sie in die Lunge trifft, am 23. Dezember 1943 nach über vier Jahren Lagerhaft. Eine Gedenktafel in der Pfarrkirche von Mötz erinnert an Schwester Angela und ihr Wirken.

Orte

Wirkungsstätte:

Sterbeort:

KZ Auschwitz (Polen)

Verfolgung:

KZ Ravensbrück (Fürstenberg/Havel, Deutschland)

Quellen

  • Homepage von "biografiA" unter www.biografia.sabiado.at
  • Mikrut, Jan (1999): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts (Wien), S. 25–44.

Angela Maria Autsch OSST

Ordensschwester
* 26. März 1900
Röllecken (Deutschland)
† 23. Dezember 1944
KZ Auschwitz
Haft, KZ Auschwitz, KZ Ravensbrück, Ermordet