Otto Müller

Personalia

Geboren:

3. März 1901, Karlsruhe

Gestorben:

10. Februar 1956, Salzburg

Beruf:

Verleger

Verfolgung:

Haft Dezember 1939 - 31.07.1940,
Haft 1940 (einige Monate),
Berufsverbot 1940

Mitgliedschaften

W.K.St.V. Unitas Juvavia Salzburg

Lebenslauf

Nach dem Abitur 1920 in Karlsruhe beginnt Otto Müller eine Bankausbildung und studiert nebenbei in Heidelberg Volkswirtschaft. 1924 erhält er aus Graz das Angebot als kaufmännischer Leiter der Paulus-Druckerei- und Verlagsanstalt. 1927 wechselt er als Direktor und Werbeleiter zur Druckerei und Verlagsanstalt Heinrich Stiasny’s Söhne. 1930 übernimmt er im Auftrag des Styria-Verlages in Graz die Leitung des Verlages Anton Pustet in Salzburg und baut dessen Verlagsprogramm in Verbindung mit den „Salzburger Hochschulwochen“ zu einem bedeutenden Kulturinstitut aus. 1937 gründet er seinen eigenen Otto Müller Verlag; Sitz des Verlages wird aus Konzessionsgründen zunächst Innsbruck, Arbeitsort ist aber Salzburg.

„Zuversicht und Begeisterung waren zunächst größer als die nach landläufiger Meinung nötige Grundlage – in diesem Falle die Kapitalien.“ Otto Müller setzte den Namen, den er sich als Leiter des Pustet-Verlages erworben hatte, als Bürgschaft ein, und das Vertrauen namhafter Autoren, Persönlichkeiten und Herstellungsfirmen ermöglichte einen raschen Aufbau des neuen Verlages. Viel trug zu der guten Aufnahme die schöne, gepflegte Gestalt der Bücher in Druck und Einband bei, die Otto Müller als passionierter Hersteller schuf. Sein Verlagsprogramm bildet von der „Schönen Literatur“ – wie z. B. die Werke Georg Trakls, Paul Claudels oder Elisabeth Langgässers – bis zu den geisteswissenschaftlichen und theologischen Werken eines Hans Urs von Balthasar ein zunehmendes Gegengewicht gegen das nationalsozialistische Ideengut eines Alfred Rosenberg (1892–1946).

Kann Otto Müller nach dem Anschluss zunächst noch sein Verlagsprogramm fortführen, so gerät er zunehmend ins Visier der NS-Behörden. Auf verschärfte Diffamierung des nationalsozialistischen Literaturkritikers Will Vesper (1882–1962) hin, der verschiedene Publikationen als „Gift gegen den Nationalsozialismus“ bezeichnet, werden verschiedene Titel verboten und Otto Müller selbst im Dezember 1939 „wegen des Handels mit verbotenen Druckschriften“ von der Gestapo verhaftet. In der Begründung des von Reinhard Heydrich (1904–1942) erlassenen Schutzhaftbefehls heißt es u. a.:

„Die Verhaftung erfolgte, weil er die verbotenen Druckschriften des aufgelösten ‚Seraphinischen Liebeswerkes‘ versandt hat. Das Verhalten ist geeignet, das Vertrauen der Bevölkerung zu den Anordnungen des Staates zu erschüttern, und gibt außerdem, unter Berücksichtigung der staatspolitischen Gesinnung des Genannten, zu der Befürchtung Anlass, dass er in Freiheit seine Tätigkeit fortsetzt.“

Am 31. Juli 1940 wird er mit der Maßgabe freigelassen, den Otto Müller Verlag zu liquidieren und weitere verlegerische Tätigkeiten einzustellen. Dieser Aufforderung verweigert er sich und legt erfolglos Protest beim Reichspropagandaministerium ein. Daraufhin wird er erneut verhaftet und „als unwürdig“ aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, wenige Monate später erhält er endgültiges Berufsverbot. Das erneute Ultimatum zur Liquidierung des Verlages binnen drei Monaten umgeht er mit dem Verkauf – von der Reichsschrifttumskammer am 13. Mai 1941 genehmigt – an den Berliner Verleger Lambert Schneider; der Verlag firmiert daraufhin als „Otto Müller Verlag, Berlin – Inhaber Lambert Schneider“ weiter.

Otto Müller erhält 1945 von Lambert Schneider die Verlagsrechte zurück und kann seinen Verlag unter eigenem Namen fortführen.

Orte

Wohnort:

Nonnberggasse 11 (Salzburg)

Quellen

Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStg, 2013) S. 224/225.

Otto Müller

Verleger
* 3. März 1901
Karlsruhe
† 10. Feb. 1956
Salzburg
Tätigkeitsverbot, Haft