Seliger Franz Jägerstätter (geb. Huber) OFS

Franz Jägerstätter 1940
Franz Jägerstätter 1940 (Mikrut 2000)

Personalia

Geboren:

20. Mai 1907, St. Radegrund

Gestorben:

9. August 1943, Brandenburg-Görden

Beruf:

Bauer

Verfolgung:

Haft 02.03.1943 - 09.08.1943,
Ermordet am 09.08.1943

Lebenslauf

Franz Jägerstätter kommt im Elternhaus seiner Mutter, der Adamsölde, Hadermark 22, als uneheliches Kind auf die Welt und wächst dort auf. Sein leiblicher Vater hieß Franz Bachmeier († 25. Oktober 1914 in Walawa bei Przemyśl gefallen), seine Mutter Rosalia Huber. Da seine Mutter bei seiner Geburt ledig ist, trägt er in den ersten zehn Jahren seines Lebens den Namen Franz Huber. Seine Eltern sind arm und können weder heiraten noch ein Kind großziehen, weshalb Franz bis 1916 bei seiner mütterlichen Großmutter Elisabeth Huber bleibt, dann kommt er auf den Hof seines gefallenen Vaters, zu seinen Großeltern Bachmeier. Am 19. Februar 1917 heiratet seine Mutter Heinrich Jägerstätter, einen Bauern in St. Radegund, der Franz adoptiert, welcher deshalb ab da den Namen Franz Jägerstätter trägt.

Franz Jägerstätter arbeitet im Sommer 1927 kurz auf einem Bauernhof in Teising, danach bis 1930 als Bergarbeiter in Eisenerz. Mit dem dabei erworbenen Geld kauft er sich ein Puch-Motorrad (Serie 250), mit dem er Aufsehen erregt, weil es das erste in St. Radegund zugelassene Motorrad ist. Als sein Stiefvater Heinrich Jägerstätter, der keine eigenen Kinder hat, 1933 verstirbt, erbt Franz den Bauernhof. Wenige Monate danach braingt Theresia Auer, Magd auf dem Hof Jägerstätters, ein Mädchen zur Welt, das auf den Namen Hildegard getauft wird. Franz Jägerstätter gibt an, der Vater des unehelichen Kindes zu sein.

Am 9. April 1936, einem Gründonnerstag, heiratet er Franziska Schwaninger. Die Vermählten verzichten auf eine Hochzeitsfeier und machen stattdessen eine Wallfahrt nach Rom. Der Ehe entstammen die drei Töchter Rosalia, Maria und Aloisia.

Nach der Okkupation Österreichs durch das Deutsche Reich am 12. März 1938 lehnt er es ab, das ihm angebotene Amt des Bürgermeisters zu übernehmen. Bei der am 10. April 1938 folgenden Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich votiert er als Einziger im Ort mit „Nein“. Die Wahlbehörde allerdings unterschlägt die Gegenstimme und meldet eine 100-prozentige Zustimmung für den Anschluss.

Seine Ablehnung des Nationalsozialismus zeigt sich zunächst darin, dass er sich aus dem öffentlichen Leben seiner Gemeinde immer mehr zurückzieht, Vergünstigungen durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) nicht in Anspruch nimmt und nichts für die Partei spendet, obwohl er sonst sehr freigebig ist. 1940 werden zehn Ortsbewohner, unter ihnen auch Franz Jägerstätter, in einem Brief an den Bürgermeister als Gegner des Nationalsozialismus denunziert; der Bürgermeister leitet das Schreiben jedoch an keine Behörde weiter.

Am 17. Juni 1940 wird er nach Braunau am Inn zur Wehrmacht einberufen. Weil er es zu diesem Zeitpunkt „für eine Sünde angesehen habe, den Befehlen des Staates nicht zu gehorchen“, leistet er dort auch den Fahneneid auf Adolf Hitler. Franz Jägerstätter lehnt es ab, um Freistellung anzusuchen, kann aber durch Intervention des Bürgermeisters nach wenigen Tagen auf seinen Hof zurückkehren. Im Oktober 1940 wird er zur Grundausbildung als Kraftfahrer nach Enns einberufen. Dort tritt er am 8. Dezember 1940 gemeinsam mit dem Soldaten Rudolf Mayr in den Dritten Orden des hl. Franziskus, OFS ein. Er wird auf Ansuchen seiner Heimatgemeinde im April 1941 als unabkömmlich eingestuft und kann zu seiner Familie zurückkehren. Danach feiert Franz Jägerstätter täglich die heilige Messe mit und ist ab dem Sommer 1941 Mesner in der Pfarrkirche St. Radegund.

Franz Jägerstätter bei seiner Hochzeit
Franz Jägerstätter bei seiner Hochzeit (Kardinal König Haus)

Die negativen Erfahrungen beim Militär, die Euthanasiemorde der Nationalsozialisten, von denen er um diese Zeit erfährt, und die Verfolgung der katholischen Kirche durch die Nationalsozialisten festigen seinen Entschluss, den Kriegsdienst zu verweigern. Die folgenschwere Entscheidung Franz Jägerstätters basiert sowohl auf den zahlreichen Gesprächen und Briefen mit Freunden und Geistlichen als auch auf der gründlichen Lektüre der Bibel, von zahlreichen Kleinschriften und Büchern. Er erklärt öffentlich, dass er als gläubiger Katholik keinen Wehrdienst leisten dürfe, da es gegen sein religiöses Gewissen wäre, für den Nationalsozialistischen-Staat zu kämpfen. Seine Umgebung versucht ihn umzustimmen und weist ihn auf die Verantwortung seiner Familie gegenüber hin, kann seine Argumente aber nicht widerlegen. Er spricht sogar mit Josef Fließer, dem Bischof von Linz; auch dieser rät ihm von einer Wehrdienstverweigerung ab. Seine Ehefrau unterstützt ihn, obwohl sie sich der Konsequenzen bewusst ist.

Dieser Zug fährt zur Hölle.

Franz Jägerstätters innere Stimme

Am 23. Februar 1943 erhält Franz Jägerstätter die Einberufung zur Wehrmacht nach Enns, wo er sich am 1. März meldet. Nach der Erklärung seiner Wehrdienstverweigerung wird er am 2. März nach Linz ins Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis gebracht. Dort erfährt er, dass auch andere Männer den Wehrdienst verweigern und Widerstand leisten. Am 4. Mai wird er nach Berlin-Tegel verlegt. Er weigert sich, seine Wehrdienstverweigerung zu widerrufen. Seine letzten Zweifel werden zerstreut, als er durch den Gefängnisseelsorger Heinrich Kreutzberg erfährt, dass der österreichische Verbindungsstudent und Pallottinerpater Franz Reinisch ebenfalls den Wehrdienst verweigert hatte und dafür hingerichtet worden war.

Das habe ich doch immer gesagt, ich kann doch nicht auf dem falschen Weg sein, wenn aber sogar ein Priester sich so entschieden hat und dafür in den Tod gegangen ist, dann darf ich es auch tun.

Franz Jägerstätter zur Ermordung von Franz Reinisch

Am 6. Juli 1943 verurteilt ihn der 2. Senat des Reichskriegsgerichts (RKG) in Berlin-Charlottenburg unter dem Verhandlungsleiter Reichskriegsgerichtsrat Werner Lueben wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode. Am 14. Juli 1943 wird das Urteil von Admiral Max Bastian, dem Gerichtsherren des RKG, bestätigt. Laut RKG ist Jägerstätter bereit, Sanitätsdienst zu leisten, worauf das Gericht jedoch nicht einging. Franz Jägerstätter wird am 9. August 1943 zur Zentralen Hinrichtungsstätte für den Vollstreckungsbezirk IV in das Zuchthaus Brandenburg an der Havel gebracht und dort um 16 Uhr durch das Fallbeil ermordet.

Nach der Hinrichtung wird sein Leichnam am 11. August 1943 im Krematorium Brandenburg verbrannt. Anstatt dabei jedoch den Vorgaben der Anstaltsbetreiber zu folgen, wonach für zum Tode Verurteilte eine anonyme Bestattung vorgesehen ist, verfährt die Friedhofsverwaltung gemäß den allgemeinen Vorschriften zur Feuerbestattung und beschriftet die Urne mit Namen, Geburts-, Todes- und Kremationsdatum und gibt auch den Schamottestein mit der Verbrennungsnummer zur eindeutigen Identifikation dazu. Bestattet wird die Urne auf dem städtischen Friedhof, wo Franziskanerinnen Blumen am Bestattungsort pflanzen, nachdem ihnen der Friedhofsverwalter den Ort zeigt.

Franz Jägerstätter um 1938
Franz Jägerstätter um 1938 (Mikrut 2000)

Im Juni 1946 wird die Urne auf Wunsch von Franziska Jägerstätter durch eine Franziskanerin nach Vöcklabruck gebracht, wo sie im Juli der Pfarrer von St. Radegund abholt. Am 9. August 1946 wird die Urne an der südseitigen Kirchenmauer, links vom Eingang in die Kirche, beigesetzt. Pfarrer Karobath schreibt in die Pfarrchronik: „Meine Nachfolger bitte ich, dieses Grab zu erhalten.“

Besser die Hände gefesselt als der Wille!

Franz Jägerstätter

Am 26. Oktober 2007 wird Franz Jägerstätter von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen.

Orte

Wohnort:

St. Radegund 30 (St. Radegund)

Ehrung:

Stolperstein (St. Radegund), Franz Jägerstätter Park (Braunau am Inn), Franz Jägerstätter Straße (Wels)

Denkmal:

Quellen

  • Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Franz_Jägerstätter

Franz Jägerstätter OFS

Bauer
* 20. Mai 1907
St. Radegrund
† 9. Aug. 1943
Brandenburg-Görden
Haft, Ermordet