Dr. Josef Gerö

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Josef Gerö (DÖW)

Personalia

Geboren:

12. September 1896, Maria Theresiopel

Gestorben:

28. Dezember 1954, Wien

Beruf:

Staatsanwalt und Bundesminister

Verfolgung:

Haft 20.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 25.07.1939,
Entlassung 1939,
Haft 17.04.1941 - 18.06.1941,
Zwangsarbeit 22.07.1944 - 13.04.1945

Lebenslauf

Josef Gerö wird als ehelicher Sohn eines jüdischen Kaufmanns und einer katholischen Hausfrau in Maria Theresiopel in der Vojvodina im damaligen Ungarn [heute Serbien] geboren. 1898 übersiedelt die Familie nach Wien, wo Josef Gerö die Volksschule und im Anschluss das Gymnasium besucht. 1914 maturiert er, meldet sich als Einjährig-Freiwilliger zum Ersten Weltkrieg und wird 1915 zur Artillerie (Feldhaubitzenregiment) eingezogen.

Als Leutnant mit einigen Kriegsauszeichnungen rüstet er Ende November 1918 ab und iskribiert Jus an der Universität Wien. 1920 promoviert er, tritt in den Justizdienst ein, wird 1922 in den richterlichen Vorbereitungsdienst übernommen und absolviert 1923 die Richteramtsanwärterprüfung. Danach wird er Richter bzw. Staatsanwalt in Wiener Neustadt und Baden bei Wien. 1929 wechselt er in die Staatsanwaltschaft Wien II. 1934 wechselt Josef Gerö in das Justizministerium und wird 1936 politischer Referent des Justizministers.

Ich kann versichern, dass ich mein Amt dortselbst lediglich nach den damals in Österreich bestehenden Gesetzen gehandhabt habe, und mich weder von rechts- noch von links diesbezüglich beeinflussen ließ.

Josef Gerö über seine Amtsauffassung

In dieser Funktion erlebt Josef Gerö die Okkupation Österreichs, als am 12. März 1938 die deutsche Wehrmacht in Österreich einmarschiert. Er wird am 20. März 1938 von der Gestapo verhaftet und mit dem sogenannten Prominententransport am 2. April 1938 in das KZ Dachau überstellt. Dort bleibt er bis zum 25. Juli 1939 und wird anschließend freigelassen. Gleichzeitig wird er durch Zwangspensionierung entlassen.

Da er als “Mischling ersten Grades” auf keine Anstellung in Deutschland hoffen kann, siedelt er mit seiner Mutter und seiner Tochter Margarete zu seinem Bruder nach Agram/Zagreb. Seine Ehefrau Leopoldine bleibt mit dem gemeinsamen Sohn Heinz in Wien, da dieser gerade die 8. Klasse des Gymnasiums besucht. Nach dessen Matura, zieht seine Ehefrau 1940 ebenfalls nach Agram/Zagreb.

Am 17. April 1941 wird Josef Gerö von der Feldpolizei zu Hause unter dem Verdacht mit fremden Nachrichtendiensten zusammenzuarbeiten, neuerlich verhaftet. Am 23. April 1941 wird er zu weiteren Verhören nach Graz und von dort am 5. Mai 1941 nach Wien überstellt. Am 7. Juni 1941 wird er wieder zurück nach Graz gebracht. Am 18. Juni wird er schließlich in Graz aus der Haft entlassen.

Aufnahmeschein im KZ Dachau von Josef Gerö
Aufnahmeschein im KZ Dachau von Josef Gerö

Obwohl sein Sohn Heinz am 2. Oktober 1941 zur Wehrmacht eingezogen wurde, wird Josef Gerö, seiner Frau und seinen beiden Kindern am 14. Jänner 1942 mitgeteilt, dass sei ausgebürgert worden seien, und sie ihre Reisepässe abgeben müssen. So bleiben sie als Staatenlose in Agram/Zagreb.

Am 22. Juli 1944 wird Josef Gerö abermals verhaftet und zur Zwangsarbeit nach Wien geschickt. Dort erlebt er die Befreiung Österreichs im Mai 1945.

Nach dem Krieg wird er auf Vorschlag der SPÖ 1949 und 1952–1954 österreichischer Justizminister. In der Zwischenzeit ist Gerö Präsident des Oberlandesgerichts Wien. Als Opfer des NS-Regimes, sieht man in der SPÖ darüber hinweg, dass er 1934 bis 1938 als Staatsanwalt an der Verfolgung von revolutionären Sozialisten und sozialistischen Aufständischen mitgewirkt hat.

1945 wird er zusätzlich erster Präsident des wieder belebten ÖFB und übt dieses Amt bis zu seinem Tode aus. Zudem wird er am 22. Juni 1954 zum ersten Vizepräsidenten der UEFA bestellt. Außerdem ist er 1946 bis 1954 Präsident des ÖOC.

Nach seinem Tod wird er am Döblinger Friedhof bestattet.

Orte

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland)

Wohnort:

Quellen

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Universität Wien unter gedenkbuch.univie.ac.at/person/josef-geroe

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Josef_Gerö

Josef Gerö

Staatsanwalt und Bundesminister
* 12. Sep. 1896
Maria Theresiopel
† 28. Dez. 1954
Wien
Haft, Zwangsarbeit, KZ Dachau