Seliger Jakob Gapp SM

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Ortsverbot 04.11.1938,
Flucht 21.01.1939,
Haft 09.11.1942 - 13.08.1943,
Ermordet 13.08.1943
Lebenslauf
Jakob Gabb wird in Wattens in Tirol als 7. Kind des Fabrikarbeiters Martin Gapp und seiner Ehefrau Antonia geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Wattens geht er auf das Gymnasium der Franziskaner in Hall in Tirol. Der I. Weltkrieg, zu dem er sich freiwillig meldet, unterbricht seine Schulausbildung. Er wird an die Italien geschickt und dort im April 1916 verwundet. Er gerät 1918 in italienische Kriegsgefangenschaft, kehrt von dieser im August 1919 zurück und holt die Matura nach.
1920 tritt Jakob Gapp in die Gesellschaft Mariä (Marianisten) ein, legt seine Erste Profess 1921 ab und wird noch im gleichen Jahr als Erzieher in das Marieninstitut nach Graz geschickt. Dort bereitet er sich auf das internationale Priesterseminar der Marianisten in Freiburg in der Schweiz vor, welches er ab 1925 besuchen kann. In Freiburg beginnt er auch seine Studien, welche er 1930 abschließt und zum Priester geweiht wird. 1931 wird Jakob Gapp Präfekt und Religionslehrer im Marianum in Freistadt in Oberösterreich. 1934 übersiedelt er wieder nach Graz um am Marieninstitut Religionsleher zu werden.
Schon früh beschäftigt sich Jakob Gapp mit dem aufkommenden Nationalsozialismus und lehnt diesen aufgrund des fanatischen Führerkultes und seiner menschenverachtenden und rassistischen Ideologie ab. In Graz erlebt er die Okkupation Österreichs durch Hitler-Deutschland. Der entschiedener Gegner des Nationalsozialismus trägt die Ablehnung des Nationalsozialismus öffentlich zur Schau. So verweigert er in der Schule die Ableistung des 'Hitler-Grußes' und trägt kein Hakenkreuzabzeichen. Um die Situation nicht vollkommen eskalieren zu lassen, versetzt ihn die Ordensleitung mit 1. September 1938 als Kooperator (Kaplan) in die Pfarre Breitwang in Tirol.

So versteht es sich, dass ich im Sinne des Heiligen Stuhles und der deutschen Bischöfe den Nationalsozialismus verwarf und es als meine Pflicht erkannte, aufklärend in diesem Sinne bei den Katholiken zu wirken. Ich hätte mich ja nach der Einverleibung Österreichs in das Reich mit einer rein innerlichen Ablehnung des Nationalsozialismus zufriedengeben können, so wie es viele Priester taten, aber ich sagte mir, dass es meine Pflicht wäre, als Priester der katholischen Kirche die Wahrheit auch zu lehren und den Irrtum zu bekämpfen.
Auch in der Pfarre Breitenwang mach er weder bei seinen Predigten noch im Rahmen seines Religionsunterreichts einen Hehl aus seiner Ablehnung gegenüber dem Nationalsozialismus. Seine 11–13 Jahre alten Schüler werden verhört und das Protokoll der Gestapo übergeben.
Jakob Gapp wird mit Schulverbot belegt und muss mit 4. November 1938 die Pfarre wieder verlassen. Er geht zu Verwandten nach Wattens und predigt auch dort in der hl. Messe. Am 11. Dezember 1938 raten ihm die Priester in Wattens und seine Oberen das Land sofort zu verlassen, da der Inhalt seiner Predigten an die Gestapo weitergeleitet wurde und man schon mehrmals mit dem KZ Dachau gedroht hatte.
Zwar stellt man ihm in Tirol keinen Reisepass mehr aus, aber er bekommt einen in Wiener Neustadt und kann so am 21. Jänner 1939 über Italien nach Frankreich, und dort nach Bordeaux, dem Ursprungsort der Marianisten, ausreisen. Am 24. Mai 1939 reist er weiter ins Colegio Católico de Santa Maria in San Sebastian in Spanien. Dort unterrichtet er Deutsch, Latein, Französisch und Religion.
Auch in Spanien ist ihm die Gestapo auf den Fersen und setzt Agenten auf ihn an. So geben zwei Agenten an, sie seien aus Berlin geflohene Juden und wollen zum Katholizismus konvertierten. Jakob Gapp erteilt ihnen Konvertitenunterricht und so erschleichen sie sich sein Vertrauen. Zu dieser Zeit überlegt er in das besetzte Österreich zurückzukehren, da er kein "feiger Hund sein" möchte. Die nationalsozialistischen Agenten laden ihn zu einem mehrtägigen Ausflug an die spanisch-französische Grenze ein. Dort wird er am 9. November 1942 von der Gestapo entführt und nach Berlin gebracht.

Am 2. Juli 1943 wird Jakob Gapp nach nur 100 Minuten Verhandlungsdauer vom Volksgerichtshof wegen Landesverrats zum Tode verurteilt. Er wird in das Strafgefängnis in Berlin-Pötzensee eingeliefert. Schon bei der Einlieferung macht sich das Reichssicherheitshauptamt Gedanken, wie mit einem Leichnam zu verfahren ist.
Gapp selbst hat in seiner Vernehmung wiederholt angegeben, dass sein katholsicher Glaube ihm zu seinem landesverräterischen Tun geführt habe, und hat seine Handlungsweise ausschließlich religiös begründet. Unter der konfessionell gebundenen Bevölkerung würde Gapp als Märtyrer seines Glaubens gelten und seine Bestattung könnte von katholischen Volksgenossen zum Anlass einer stillen Demonstration für einen angeblich um seines Glaubens willen hingerichteten Volksverräters genommen werden.
Am Freitag, dem 13. August 1943, genau 23 Jahre nach seinem Eintritt bei den Marianisten, um 19:08 Uhr wird Jakob Gapp mit dem Fallbeil ermordet. Der Leichnam wird dem Anatomisch-biologischen Institut der Universität Berlin zu Lehr- und Forschungszwecken übergeben. Der goldene Ring, den der Marianist bei der Ablegung der Ewigen Profess erhalten hat, wird seinem Bruder postalisch zugesendet.
Wenn ich Ihnen nun aus seinen letzten Wochen oder Tagen etwas sagen soll, so kann ich Ihnen versichern, dass er sein Schicksal mit bester Haltung trug und dem Tode mit aufrichtiger Ergebung in Gottes heiligen Willen, ja ich möchte sagen, mit einer gewissen Freudigkeit entgegensah.
[…]
So war der Tod für Ihn keine schmerzliche Trennung von der Erde, sondern ein freudiger Hingang zu Gott.
[…]
Ich glaube, wir brauchen nicht für ihn zu beten, sondern wir können durch ihn Gott bitten, dass er uns zu einer seligen Sterbestunde Kraft und Gnade gebe.
Jakob Gapp wird gemeinsam mit dem ebenfalls ermordeten Priester Otto Neururer von Papst Johannes Paul II. am 24. November 1996 seliggesprochen.
Zwei Institutionen widmen sich der Forschung über Jakob Gapp, der Jakob Gapp Arbeitskreis in Wattens in Tirol und das Archiv der Marianisten, Region Österreich-Deutschland.
Orte
Wirkungsstätte:
Denkmal:
Ehrung:
Quellen
- Mikrut, Jan (1999): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts (Wien)
Kolozs, Martin (2022): Für Christus zu leiden ist eine Ehre - Lebensbild des seligen Paters Jakob Gapp (Wien)
Archiv der Marianisten
