Ökonomierat Franz Josef Kranebitter

Photo von Josef Kranebitter
Josef Kranebitter (Parlament)

Personalia

Geboren:

7. Jänner 1906, Oberlienz

Gestorben:

3. Jänner 1977, Perlog

Beruf:

Landwirt, Politiker, Künstler

Verfolgung:

Haft 1940 (3 Wochen),
Sicherungsgeld

Mitgliedschaften

Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem - Statthalterei Österreich

Lebenslauf

Franz Josef Kranebitter kommt in Oberlienz als ehelicher Sohn des Bergbauern Peter Kranebitter und Pauline, geborene Oblasser, zur Welt. Er wächst in einer bekennend gläubigen römisch-katholischen Familie auf. Nach dem Besuch der Volksschule besucht er die Fortbildungsschule und die Landwirtschaftliche Schule in Lienz. Darüber hinaus betätigt sich Franz Kranebitter als Musiker, Sänger und Theaterschauspieler in Oberlienz.

1932 wird Franz Kranebitter zum Obmann der Jungbauernschaft Osttirols gewählt und setzt sich im besonderen für seine Heimat, Tradition und religiöse Werte ein. 1935 wird er Gemeinderat in Oberlienz. Seine Berufswünsche als Priester, Bildhauer bzw. Bildschnitzer stellt er hintan, als er 1936 den elterlichen Hof übernimmt. Im gleichen Jahr heiratet er die Tochter des benachbarten Bauern, Anna Stotter, mit der er in der Folge 13 Kinder hat und wird Ortsbauernführer und Ortsbauernrat. Ein Jahr später, 1937 wird der überzeugte Österreicher und Legitimist Ortssachwalter des Werkes 'Neues Leben' der Vaterländischen Front.

Am 12. März 1938 muss Franz Kranebitter erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Er wird sofort seiner politischen Funktionen enthoben und auf einer Liste der Gestapo als Staatsfeind unter der Kategorie 'Politischer Katholizismus' geführt. Im Falle einer Mobilmachung soll er sofort in Schutzhaft genommen werden. Nachdem die Bewirtschaftung seines Hofes als systemnotwendig angesehen wird, wird Franz Kranebitter 'u.k.' (unabkömmlich) gestellt.

Anfang 1940 tritt Franz Kranebitter mit einer Rede vor Jungbauern, in welcher er sich vehement für die Rechte der katholischen Religion einsetzt. Zusätzlich schickt er seine schulpflichtigen Kinder am Dreikönigstag nicht in die Schule. [Anm: Da das nationalsozialistische Regime betont feindlich gegenüber der römisch-katholischen Kirche stand, wurden viele kirchliche Feiertage abgeschafft.] Wahrscheinlich aus diesem Grund wird er Anfang 1940 von der Gestapo verhaftet und in das Gefängnis Klagenfurt eingeliefert. Nach drei Wochen wird er wieder aus der Haft entlassen und muss ein Sicherungsgeld von 300 Reichsmark zahlen. Danach zieht er sich auf seinen Hof zurück, bleibt aber in strikter Gegnerschaft zum Nationalsozialismus.

[Es war eine] siebenjährige düstere und leidvolle Karwoche Österreichs.

Franz Kranebitter im Rahmen einer parlamentarischen Rede 1948

Im Mai 1945 erlebt Franz Kranebitter die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Bereits am 11. Mai 1945, drei Tage nach der bedingungslosen Kapitulation Hitler-Deutschlands, wird er Bezirksbauernobmann und Leiter des Ernährungsamtes und am 12. November 1945 Obmann des Bezirksbauernbundes der ÖVP. Gleichzeitig zieht er als Vertreter des ÖVP-Bauernbundes in den Tiroler Landtag ein und ist 1946 Gründer der Landwirtschaftskammer-Zeitung Osttiroler Bote. Am 27. September 1947 wird er schließlich Nationalrat, eine Funktion die er bis 1970 innehat. 1958 wird er in den Ritterorden vom heiligen Grab zu Jerusalem (OESSH) aufgenommen.

Franz Kranebitter bleibt auch in der II. Republik seiner legitimistischen Überzeugung treu und pflegt Kontakt mit dem Widerstandskämpfer und überzeugten Österreicher und Europäer Otto von Habsburg-Lothringen. Er setzt sich vehement gegen das Einreiseverbot und den Vermögensentzug des Hauses Österreichs ein.

In seiner Freizeit dichtet und komponiert Franz Kranebitter Heimatstücke und schnitzt Weihnachtskrippen. Bei der Wahl 1970 zieht er nicht mehr für die ÖVP in den Nationalrat ein. Die letzten Lebensjahre verbringt er auf seinem Hof in Osttirol. Er verstirbt wenige Tage vor seinem 71. Geburtstag und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Oberlienz.

Einer seiner Enkel ist der wissenschaftliche Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW), Andreas Kranebitter.

Orte

Wohnort:

Oberlienz 54 (Oberlienz)

Quellen

Kofler, Martin (2006): Franz Kranebitter. Bergbauer, Parlamentarier, Kunstschaffender (Innsbruck)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Franz_Kranebitter_(Politiker,_1906)

Parlament unter www.parlament.gv.at/person/961

Franz Kranebitter

Landwirt, Politiker, Künstler
* 7. Jänner 1906
Oberlienz
† 3. Jänner 1977
Perlog
Sicherungsgeld, Haft