Dr. Erich (Erik) Streitmann

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Erich Streitmann
Bild: WStLA

Personalia

Geboren:

15. März 1909, Wien

Gestorben:

24. Juni 1946, Wien

Beruf:

Polizeibeamter

Verfolgung:

Haft 13.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 02.03.1940,
KZ Dachau 02.03.1940 - 26.04.1945,
Todesmarsch 26.04.1945 - 02.05.1945

KZ-Nummer:

13785, 555

Lebenslauf

Erich Streitmann [auch manchmal 'Erik' geschrieben] kommt in Wien als ehelicher Sohn des Polizeibeamten Friedrich Streitmann und seiner Gattin Stefanie, geborene Kremser, zur Welt. Nach der Volksschule besucht der das Gymnasium Wien VI [heute: BRG Amerlingstraße], wo er 1927 maturiert. Noch im gleichen Jahr inskribert er Jus an der Universität Wien und wird im Dezember 1931 zum Doktor der Rechte promoviert.

Nach seinem Gerichtsjahr im Jahre 1932 beginnt Erich Streitmann 1933 bei der Beamtenversicherungsanstalt zu arbeiten, wechselt aber bereits mit 17. Jänner 1934 in den Dienst der Wiener Polizei. Dort wird er nach seinen Praktika an den Bezirkspolizeikommissariaten Leopoldstadt, Prater und Brigittenau, Leiter des staatspolizeilichen Referats des Bezirkspolizeikommissariats Prater. In dieser Funktion geht er energisch und entschlossen gegen illegale Nationalsozialisten vor.

Streitmann war in der Systemzeit politischer Referent. Er verfolgte die Nationalsozialisten mit fanatischem und geradezu sadistischen Hasse, beschimpfte den Führer und die NSDAP und verfasste willkürlich Einvernehmungsprotokolle oder Niederschriften über nat.soz. Häftlinge. Er misshandelte N.S. Frauen während der Vernehmung durch Faustschläge in das Gesicht. St. war ein typischer Vertreter der Systemzeit, der keine Mittel scheute, wenn es sich darum handelte, Nat.Soz. zu verfolgen und zu schädigen.

Schreiben der Gestapo Wien an den Inspektor der Sicherheitspolizei vom 9. Jänner 1939

Am 12. März 1938 muss Erich Streitmann erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, das freie und unabhängige Österreich untergeht. Bereits am 13. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und gemeinsam mit seinem Vater mit dem sogenannten 'Prominententransport' am 2. April 1938 in das KZ Dachau deportiert. Als nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen das KZ Dachau kurzfristig für die SS geräumt werden muss, wird er am 27. September 1939 in das KZ Flossenbürg überstellt. Von dort erfolgt seine Rücküberstellung in das KZ Dachau am 2. März 1940. Die Nationalsozialisten entlassen ihn nicht aus dem Konzentrationslager. Als 1945 die Front näher an das KZ Dachau heranrückt, wird er am 26. April 1945 auf einen 'Todesmarsch' vom KZ Dachau in Richtung Tirol geschickt. Er wird am 2. Mai 1945 von der US-Army befreit und kehrt zurück nach Wien.

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Karteikarte Erich Streitmann KZ Dachau
Bild: Arolsen Archives

In der wiedererrichteten Republik Österreich wird Erich Streitmann noch im Mai 1945 wieder in den Polizeidienst gestellt. Die psychischen Misshandlungen und Strapazen in den Konzentrationslagern dürften ihn jedoch schwer belastet haben. Er erhängt sich im Juni 1946 in der Familieneigenen Sommerhütte an der Alten Donau im 22. Wiener Gemeindebezirk. Er findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Döbling.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Flossenbürg (Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)

Arolsen Archives

Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche

Erich Streitmann

Polizeibeamter
* 15. März 1909
Wien
† 24. Juni 1946
Wien
Entlassung, Haft, KZ Dachau, KZ Flossenbürg