Hofrat Dr. Friedrich Streitmann

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Friedrich Streitmann
Bild: OÖ Landesbibliothek

Personalia

Geboren:

20. Februar 1878, Wien

Gestorben:

5. Juni 1956, Wien

Beruf:

Polizeibeamter und Politiker

Verfolgung:

Haft 16.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 02.03.1940,
KZ Dachau 02.03.1940 - 20.07.1940,
Entlassung 20.07.1939

KZ-Nummer:

13784, 554

Ehrungen:

Kriegskreuz für Zivilbedienstete III. Klasse

Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

Mitgliedschaften

Lebenslauf

Josef Friedrich Streitmann kommt in Wien als ehelicher Sohn des Büroangestellten Josef Streitmann und seiner Gattin Maria, geborene Zerbst, zur Welt. Sein Vater ist bei seiner Geburt jüdisch, seine Mutter konfessionslos. Josef Friedrich Streitmann wird jedoch katholisch getauft. Nach der Volksschule besucht er das Staatsgymnasium im 2. Wiener Gemeindebezirk [heute: Bundesrealgymnasium Lessinggasse] und maturiert am Staatsgymnasium im 12. Wiener Gemeindebezirk. Noch im selben Jahr inskribiert er Jus an der Universität Wien und wird 1901 zum Doktor der Rechte promoviert. Zwischen 1902 und 1903 absolviert er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger.

1904 tritt Josef Friedrich Streitmann in den Dienst der Polizeidirektion Wien ein. 1908 heiratet er Stefanie Kremser und wird in weiterer Folge Vater von Erich Streitmann und Bruno Streitmann. 1921 erfolgt seine Ernennung zum Stadthauptmann des Bezirkspolizeikommissariats Wien-Margareten und 1932 des Bezirkspolizeikommissariats Wien-Alsergrund. Darüberhinaus ist er von 1924 bis 1933 Vizepräsident des Reichsverbandes der öffentlichen Angestellten Österreichs [heute: Gewerkschaft öffentlicher Dienst]. 1928 nennt sich Josef Friedrich Streitmann offiziell auf Friedrich Streitmann um.

1934 tritt der patriotische Österreicher der Vaterländischen Front bei und wird Präsident der Beamtenkammer für die Stadt Wien, Mitglied der Bundesbeamtenkammer und Obmann der Arbeitsgemeinschaft der Akademiker im öffentlichen Dienst. Am 1. November 1934 wird er Mitglied des Staatsrates und am 27. November 1934 Mitglied des Bundestages. In all diesen Funktionen setzt sich Friedrich Streitmann für ein freies und unabhängiges Österreich ein und lehnt den Nationalsozialismus strikt ab.

Am 12. März 1938 erlebt Friedrich Streitmann, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Am 16. März 1938 wird der überzeugte Österreicher von der Gestapo verhaftet und mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau deportiert. Als nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen das KZ Dachau kurzfristig für die SS geräumt wird, erfolgt seine Überstellung in das KZ Flossenbürg am 27. September 1939. Von dort findet seine Rücküberstellung in das KZ Dachau am 2. März 1940 statt. Friedrich Streitmann, der aus dem öffentlichen Dienst bereits am 20. Juli 1939 entlassen wurde, kommt am 20. Juli 1940 aus dem Konzentrationslager frei und kehrt zurück zu seiner Familie nach Wien. Sein Sohn Erich Streitmann, der ebenfalls mit ihm in das KZ Dachau deportiert wurde, wird erst 1945 von der US-Army aus dem Konzentrationslager befreit.

In Wien erlebt Friedrich Streitmann die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Noch im Mai wird er wieder in den Dienst gestellt und ist im Bundesministerium für Inneres tätig. 1946 erfolgt seine offizielle Rehabilitierung. Zwischen 1947 und 1949 ist er Direktor der Briefzensurstelle im Bundesministerium für Inneres, danach ist er bis 31. Mai 1954 mit Sondervertrag Zensurdirektor und Leiter der Abteilung Z [Zentrale Dienste]. Danach geht er mit 76 Jahren endgültig in den Ruhestand. Er ist darüberhinaus Gründer und Vorsitzender der KZ-Kameradschaft Dachau.

Friedrich Streitmann verstirbt in Wien mit 78 Jahren und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Döbling.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Flossenbürg (Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Oberösterreichische Landesbibliothek

Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)

Enderle-Burcel, Gertrude/Jerabek, Rudolf (2016): Protokolle des Ministerrates der Zweiten Republik der Republik Österreich. Kabinett Leopold Figl I, 20. Dezember 1945 bis 8. November 1949. Band 7 (Wien).

Öffentliche Sicherheit: Heftnummer 12. Jahrgang: 1934

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Friedrich Streitmann

Polizeibeamter und Politiker
* 20. Februar 1878
Wien
† 5. Juni 1956
Wien
Entlassung, Haft, KZ Dachau, KZ Flossenbürg