Hofrat Otto Hans Franz Richard von Neumann
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 13.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 03.09.1938,
Entlassung 16.12.1938
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Otto Hanns Franz Richard von Neumann kommt in Wien als ehelicher Sohn des Bankangestellten Otto Richard von Neumann und Anna Rosalia, geborene Müller, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er in Wien ein Gymnasium, wo er 1907 maturiert. 1908 meldet er sich als Einjährig-Freiwilliger zur k.u.k. Armee und dient dort mit einigen Unterbrechungen bis zum Ende des I. Weltkrieges, in dem er im Felde als Offizier eingesetzt wird.
Nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und er Vertreibung des Hauses Habsburg, tritt er am 14. Februar 1919 in den Polizeidienst der Polizeidirektion Wien ein. 1920 heiratet er Elvira Frieda von Jenny.
Der überzeugte österreichische Patriot Otto von Neumann steigt in der Wiener Polizei auf und tritt 1933 der Vaterländischen Front bei. Von 16. November 1933 bis 12. Februar 1934 ist er Kommandant des Anhaltelagers Wöllersdorf, in dem nach den sozialistischen Februaraufständen 1934 und dem nationalsozialistischen Putschversuch vom 25. Juli 1934 sowohl Sozialisten, als auch Nationalsozialisten angehalten werden.
Danach ist der entschiedene Gegner des Nationalsozialismus stellvertretender Leiter des Polizeikommissariats Hernals.
Dr. Neumann ist nach übereinstimmenden Angaben der Beamten seiner Dienststelle und der Angehörigen der NSDAP in seinem Dienstorte ein scharfer Gegner des Nationalsozialismus und hat sich besonders in dessen Bekämpfung hervorgetan. Schon bei seiner Versetzung an seine letzte Dienststelle rühmte er sich seinem Dienstchef gegenüber, dass die Versetzung nur deshalb erfolgt sei, weil der Bezirk ein "Nazinest" sei und er dieses ausforschen und unschädlich machen werde. Er nahm auch sofort mit der Lokalorganisation der VF die Verbindung auf und meldete dieser jedesmal telephonisch, wenn er im Journaldienst eingeteilt war.
Funktionäre der VF gingen ständig bei ihm aus und ein und war es das offensichtliche Bestreben des Oberpol. Rates Neumann, in der VF eine Funktion zu erreichen.
Seine enge Verbindung mit der VF ging soweit, dass er deren Funktionären Auskünfte über politische Einstellungen von Personen gab und mit ihnen sogar dienstliche Angelegenheiten besprochen hat. Er bekämpfte besonders schaft nat.soz. gerichtete Vereine und zwar dadurch, dass er Vereinslokalen nicht Genehmigung erteilte. Gleichfalls scharf war sein Vorgehen gegen Besitzer von größeren Lokalen, wo auch von national gerichteten Kreisen Veranstaltungen abgehalten wurden. Diese hat er durch Überwachung, Entziehung der Sperrstunden und andere Mittel in ihrer Existenz schwer geschädigt.
Untergebene, von den er eine n.s. Einstellung vermutete, wurden von Neumann auf das ärgste schikaniert und ließ er sie auch in ihrer Tätigkeit überwachen. Er veranlaßte in den nichtigsten und ungerechtfertigsten Fällen Hausdurchsuchungen. Die in Untersuchung befindlichen Nationalsozialisten hat Neumann wiederholt beschimpft und bezeichnete sie mit "Schweine", "Nazihunde", "Staatsverbrecher" und "Kreaturen". Oberpolizeirat Neumann wurde von der Systemregierung ausgezeichnet und er äußerte sich hierüber selbst, dass diese Auszeichnung nur auf Grund seiner Verdienste im Anhaltelager Wöllersdorf erfolgte. Die Gattin des Genannten war Leiterin des Mutterschutzwerkes der VF im VIII. Bezirk. Sie war ebenfalls durchaus vaterländisch eingestellt.
[Anm.: Otto von Neumann wird von der Gestapo fälschlicherweise als Doktor bezeichnet.]
Am 12. März 1938 muss Otto von Neumann erleben, wie das frei und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Bereits am 13. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau deportiert. Am 16. Dezember 1938 wird er formal aus dem Staatsdienst und am 3. September 1939 aus dem Konzentrationslager entlassen. Den Krieg über arbeitet er als Angestellter in der Privatwirtschaft.
Im April bzw. Mai 1945 erlebt Otto von Neumann die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Er meldet sich wieder zum Polizeidienst und wird im Jänner 1946 rehabilitiert. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei.
Otto von Neumann tritt am 31. Dezember 1953 in den Ruhestand und verstirbt mit 78 Jahren kinderlos in Wien. Er findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Matricula Online
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
