Josef Fleischhacker

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 15.01.1940 - 22.02.1941
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Josef Fleischhacker kommt in Wien als ehelicher Sohn des Arbeiters Anton Fleischhacker und Josefa, geborene Hunzik, zur Welt. Noch vor seiner Geburt verstirbt sein Vater. Seine Mutter heiratet daraufhin den Fabriksarbeiter Anton Daxböck und gibt ihren Sohn in die Obhut der Eltern von Anton Fleischhacker. Im Jahre 1900 wird der 8-jährige Josef Fleischhacker im Hartl'schen Landeswaisenhaus in Mödling untergebracht. Dort besucht er die Volks- und Hauptschule und beginnt 1906, mit 14 Jahren, die Lehre zum Bindermeister. Nach dreijähriger Lehrzeit verläßt er eigenmächtig seinen Lehrplatz und geht auf Wanderschaft.
1911 möchte Josef Fleischhacker in die Vereinigten Staaten von Amerika auswandern, wird jedoch aufgrund seines nicht abgeleisteten Wehrdienstes an der Grenze zu Passau angehalten und zurückgeschickt. Danach arbeitet er als Arbeiter im Traisental und Hainfeld, wo er in Kontakt mit der Sozialdemokratie kommt. Zwischen 1912 und 1913 ist er Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) [heute: SPÖ].
Im Herbst 1913 rückt er in das k.u.k. Infanterieregiment Nr. 13 'Jung-Starhemberg' nach Brünn [heute: Brno in Tschechien] ein und kommt nach Ausbruch des I. Weltkrieges an die russische Front, muss jedoch 1915 aufgrund eines Kehlkopfleidens und einer Gelenksentzündung im Oktober 1915 nach Wien heimkehren und wird 1916 aus dem Militär ausgemustert. Danach arbeitet er in einem Stahlwerk in St. Aegyd.
Nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung des Hauses Habsburg, übersiedelt er nach Wien und findet Arbeit als Akquisiteur beim Feuerbestattungsverein 'Die Flamme'. Er heiratet und nimmt, nachdem die Ehe kinderlos ist, einen Adoptivsohn auf.
1918 tritt Josef Fleischhacker abermals der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) bei. Zwischen 1922 und 1924 ist er Mitglied des Freidenkerbundes. Im Februar 1934 tritt er aus Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) aus.
Bereits seit seiner Jugend, macht sich Josef Fleischhacker Gedanken über die herrschende Gesellschaftsordnung und entwickelt dabei die Idee einer freien, sozialen, privaten Weltwirtschaftsordnung. In einem 210-seitigen Manuskript, welches es 'Die Sonnwend- und Neujahrs-Welt - Friedensschrift' nennt, legt er seine Gedanken dar und schickt dieses im Mai 1934 der Paneuropa-Bewegung um Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi. Diese greifen seine Gedanken jedoch nicht auf.
Am 12. März 1938 muss Josef Fleischhacker erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Seine Idee einer neuen Weltordnung steht im absoluten Gegensatz zum Nationalsozialismus, den er entschieden ablehnt.
Josef Fleischhacker beschafft sich Anfang 1939 ein Vervielfältigungsgerät und produziert über 90 Abzüge, die er am 31. Dezember 1939 nachts in ganz Wien verteilt. In einem Anhang rechnet er mit dem Nationalsozialismus ab.
[…]
So ist es auch ganz unvernünftig, wieder neue Staats- und Ländergrenzen zu ziehen und Rasseneinheit und Rassenreinheit herzustellen, denn jede Gewalt dieses Systems bricht in sich wieder zusammen, denn die Völker aller Rassen und Geschlechter werden diese Ketten und Fesseln dieser Staats- und Ländergrenzen zerschmettern und sich selbst freimachen.
[…]
Völker der Menschheit, ohne Unterschied der Rasse, Geschlecht und Religion in allen fünf Erdteilen des Weltkontinents vereinigt Euch.
[…]
Dann ist auch Deutschland schuld, wenn es wieder ein Völkermorden auf dem Weltkontinent der Erde und in Europa gibt. Sieger wird es keine geben. Dann werden sich die brauen und schwarzen Hinterlandssoldaten [Anm.: SA und SS] und ihre Anhängsel der Hinterlandskriegsschreiber, die heute im Hinterlande bleiben, vor einem großen Völkergericht zu verantworten haben.
[…]
Josef Fleischhacker wird von der Gestapo als Verfasser der Manuskripte ausfindig gemacht und am 15. Jänner 1940 verhaftet. In einem Prozess am 6. November 1940 vor dem Oberlandesgericht Wien wird er wegen 'Vorbereitung zum Hochverrat' zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Die Untersuchungshaft wird größtenteils angerechnet. Am 22. Februar 1941 wird er schließlich aus der Haft entlassen.
Nach seiner Haftentlassung findet er Arbeit als Akquisiteur bei der Ostmark-Versicherung, die nach der Befreiung Österreichs in der Bundesländer-Versicherung aufgeht. [1999 wird die Bundesländer-Versicherung mit der Austria-Collegialität zur UNIQA Versicherung fusioniert.]
Josef Fleischhacker erlebt in April bzw. Mai 1945 die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. Beruflich bleibt er Akquisiteur bei der Bundesländer-Versicherung.
Josef Fleischhacker geht als Akquisiteur in Pension und verstirbt mit 74 Jahren in Wien. Er findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Matricula Online
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
