Mathilde Hermine Franek

Personalia

Geboren:

25. Februar 1885, Wien

Gestorben:

24. Juni 1981, Wien

Beruf:

Beamtin

Verfolgung:

Haft 24.05.1940 - 24.12.1940

Mitgliedschaften

ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Mathilde Hermine Franek kommt in Wien als eheliche Tochter des Baders Wenzel Franek und Antonia, geborene Svoboda, zur Welt. Nach der Volks- und Bürgerschule wird sie Postbeamtin. Sie ist Eigentümerin des Miethauses Hütteldorfer Straße 121 im 14. Wiener Gemeindebezirk, in dem sie auch wohnt.

Nach den Untergang Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung des Hauses Habsburgs, tritt sie der Christlichsozialen Partei (CSP) und der Zentralvereinigung christlicher Postler bei. 1934 wird sie Mitglied des Heimatschutzes und der Vaterländischen Front. Den Nationalsozialismus lehnt sie entschieden und aus tiefster Überzugung ab. Aus dieser Ablehnung macht Mathilde Franek auch öffentlich keinen Hehl.

Am 12. März 1938 muss Mathilde Franek erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Auch nach der Besetzung Österreichs steht sie öffentlich zu ihrer Ablehnung des Nationalsozialismus.

Fr. F. ist eine scharfe Gegnerin der NSDAP und sie wird seitens der Kreisleitung auf das Entschiedenste abgelehnt!!!!

Beurteilung der Gaukreisleitung von Mathilde Franek von 1939

Anfang April 1939 gerät sie mit der Mieterin Stefanie Horacek in Streit über Luftschutzangelegenheiten. Als Stefanie Horacek auf Kommentare von Mathilde Franek meint: "Wenn das der Führer wüsste.", antwortet letzte: "Wer scheisst sich schon um diesen Trottel."

Nach einem weiteren Streit am 4. Juli 1939 kündigt Stefanie Horacek eine Anzeige bei dem zuständigen Kreis VII der NSDAP an. Darauf antwortet Mathilde Franek: "Der Kreis VII kann mich am Arsch lecken."

Die Mieterin Stefanie Horacek denunziert Mathilde Franek bei der NSDAP. Mathilde Franek wird am 13. März 1940 der Prozess vor dem Sondergericht Wien wegen 'Heimtücke' gemacht. Sie wird zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt und tritt ihre Haft am 24. Mai 1940 an. Am 24. Dezember 1940 wird sie aus der Haft entlassen.

Nach ihrer Haftentlassung ändert sie ihre Meinung in Bezug auf das nationalsozialistische Regime nicht und tritt weiter im Bekanntenkreis dagegen auf.

Über Ihre Anfrage bestätige ich Ihnen gerne, dass ich Sie seit dem Jahre 1940 persönlich kenne. Auf Grund damals mehrmaliger, von Ihnen vor den Angestellten der Gebäudeverwaltung Rudolf Schiff, insbesondere auch meiner Schwägerin Fräulein Hansi Schiff, gemachten Äußerungen, welche gegen das damals herrschende nationalsozialistische Regime, gegen die Okkupation Österreichs im Jahre 1938 sich gerichtet hatten, das vollste Vertrauen schenkte und mich zu Ihnen offen über die politische Lage aussprach.

[…]

Weiters kann ich bestätigen, dass Sie nach erfolgter Abbüssung der Strafe weiter in Ihrer Haltung gegenüber dem nationalsozialistischen Regime standhaft geblieben sind und mehrfach von Bekannten gewarnt wurden, im Hinblick auf die bereits erfolgte Verurteilung sich zurückzuhalten, da ein zweites Verfahren mit hundertprozentiger Sicherheit zu einer Bestrafung mit dem Tode führen würde. Trotz all dem waren Sie bis zum letzten Tage standhaft und aufrecht als Österreicherin aufgetreten ohne sich durch irgend jemand beirren zu lassen.

Bruno Schmitz über Mathilde Franek am 6. Dezember 1946

Trotz ihres offenen Auftretens wird sie nicht mehr denunziert. Im April bzw. Mai 1945 erlebt Mathilde Franek die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Sie tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei und arbeitet wieder als Postbeamtin.

Als Beamtin geht Mathilde Franek in den Ruhestand und verstirbt mit 96 Jahren ledig und kinderlos in Wien. Sie findet ihre letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Baumgarten.

Orte

Wohnort:

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Matricula Online

Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche

Mathilde Franek

Beamtin
* 25. Februar 1885
Wien
† 24. Juni 1981
Wien
Haft