Hofrat Dr. Ferdinand Thaller

Nach der Matura an der Realschule in Waidhafen an der Thaya 1926 studiert Ferdinand Thaller Rechtswissenschaften an der Universität Wien. 1927 wird er Mitglied der Studentenverbindung Norica. Nach Abschluss seines Studiums und der Promotion zum Dr. iur. tritt er als Polizeijurist in den Dienst der Bundespolizeidirektion Wien.

Am 12. März 1938 versieht er seinen Dienst im Polizeikommissariat Wien-Neubau. Um 14 Uhr kommen vier SA-Männer in das Kommissariat und nehmen Ferdinand Thaller fest. Auf die Frage nach dem Grund antworten sie „Können Sie sich nicht mehr an uns erinnern?“ und weisen auf Amtshandlungen hin, die er in der Zeit des Ständestaates an ihnen durchgeführt habe. Ferdinand Thaller wird in das Polizeikommissariat Schmelz und in der Folge in das Polizeigefangenenhaus in Wien 9 (an der Elisabethpromenade, Rossauer Lände) überstellt. Mit einer geringfügigen Abfertigung wird er dann aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Ca. 14 Tagen nach seiner Einlieferung wird er einem Kriminalbeamten vorgeführt, der ihn nach dem Grund seiner Haft fragt. Da Ferdinand Thaller ebenso wenig wie dieser Vernehmungsbeamte den Grund weiß, wird dies protokolliert und das Verhör abgebrochen. Ohne weitere Befragung wird Ferdinand Thaller am 16. Juli 1938 in das KZ Dachau eingeliefert und dort bis zum 20. September 1938 festgehalten. Nach der Enthaftung findet er bei der Wiener Zweigstelle der Versicherung „Münchner Verein“ (ehemals Versicherung „Krankenschutz“) eine Beschäftigung. Nach Auflösung der Wiener Zweigstelle wird er wegen einer nach der Haft ausgebrochenen Diabetes als wehrunfähig erklärt und ab 1. Mai 1943 in die „Wiener Radiowerke“ dienstverpflichtet.

Nach dem Ende des Krieges kann Ferdinand Thaller wieder in den Polizeidienst eintreten und ist lange Jahre Leiter des Kriminalbeamtenreferates der Bundespolizeidirektion m Wien.