Karl Ulitzka

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Karl Ulitzka (ÖCV)

Personalia

Geboren:

24. September 1873, Jernau

Gestorben:

12. Oktober 1953, Berlin

Beruf:

Priester

Verfolgung:

Haft 28.10.1944 - 25.11.1944,
KZ Dachau 25.11.1944 - 29.04.1945

KZ-Nummer:

133403

Mitgliedschaften

K.Ö.H.V. Carolina Graz, K.D.St.V. Winfridia (Breslau) Münster

Lebenslauf

Der gebürtige Oberschlesier Karl Ulitzka besucht das Gymnasium in Ratibor [Raciborz – heute Polen], maturiert dort 1894 und beginnt kurz darauf als Externist sein Theologiestudium in Graz, wo er 1894 der Studentenverbindung Carolina Graz beitritt. Seine Studien setzt er an der Theologischen Fakultät in Breslau fort, wo er bei der Studentenverbindung Winfridia aktiv wird. 1897 wird er hier zum Priester geweiht.

Er ist zunächst als Kaplan in Kreuzburg [Kluczbork]/Oberschlesien tätig, wird 1901 zum Pfarradministrator in Bemau bei Berlin ernannt und kehrt 1910 in seine Heimat Oberschlesien zurück als Pfarrer an St. Nikolaus in Ratibor-Altendorf. Diese Pfarrstelle behält er bis 1945 bei. Hier beginnt auch seine politische Tätigkeit. Schon bald wird er Vorsitzender der Zentrumspartei in Oberschlesien. Nach dem Ersten Weltkrieg wird er 1919 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, von 1920–1933 nimmt er das Mandat als Abgeordneter des Reichstages – hier auch Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses – wahr und ist seit 1923 Vorstandsmitglied der Zentrumsfraktion im Reichstag. 1922–1933 ist er Mitglied des Provinziallandtages.

Er setzt sich zunächst für ein unabhängiges Oberschlesien als Bundesstaat des Deutschen Reiches ein, dann aber, als das neu erstandene Polen sich ganz Oberschlesien einverleiben will, für den Status quo, d. h. für den Verbleib seiner Heimat beim Deutschen Reich. Karl Ulitzka ist während der drei polnischen Aufstände (1919–1921) und der Abstimmungen, die zur Abtrennung Ost-Oberschlesiens geführt haben, ein entschiedener Vertreter der prodeutschen Bewegung, verzichtet aber dabei auf Gewaltanwendung im Gegensatz zu seinen polnischen Gegnern.

Mit diesem Engagement gerät er in Konflikt mit seinem polnischen Gegenspieler Wojciech [Adalbert] Korfanty (1873–1939) und der Interalliierten Kommission für Oberschlesien, aber auch mit einigen politischen Instanzen in Deutschland, denen seine Positionen zu „polenfreundlich“ und „separatistisch“ erscheinen. Nach der am 15. Mai 1922 rechtskräftig gewordenen Abtretung Ost-Oberschlesiens an Polen erklärt Karl Ulitzka am 30. Mai 1922 im Deutschen Reichstag:

„Die in Genf getroffene Entscheidung über Oberschlesien ist und bleibt juristisch ein Rechtsbruch, politisch eine Torheit und wirtschaftlich ein Verbrechen.“

Von 1921–1933 bekleidet er auch das Amt des stellvertretenden Landeshauptmanns der neu gegründeten preußischen Provinz Oberschlesien, weswegen er auch „ungekrönter König von Oberschlesien“ genannt wird.

Nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler im Jahre 1933 wird Karl Ulitzka als polenfreundlich bekämpft, weil er sich für Gottesdienste und für die Beichte in polnischer Sprache einsetzt. Bereits am 9. März 1933 wird er in Gleiwitz [Gliwice] bei der letzten Zentrumsveranstaltung von einem SA-Trupp aus dem Saal getrieben, auf offener Straße misshandelt und vorübergehend in Schutzhaft genommen. Er lebt dann zurückgezogen als Seelsorger und entgeht im Juni 1939 nur knapp einem heimtückischen Mordanschlag. Am 11. Juli 1939 muss er seine Pfarre zwangsweise verlassen und wird aus seiner Heimat Oberschlesien ausgewiesen. Er lebt daraufhin in Berlin als Hausgeistlicher bei den Marieu-Schwestern im St. Antonius-Krankenhaus in Berlin-Karlshorst.

Hier wird er am 28. Oktober 1944 von der Gestapo verhaftet, weil ihm Mitwisserschaft am gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 unterstellt wird. Am 25. November 1944 wird er in das KZ Dachau überstellt, wo er bis zum 29. April 1945 inhaftiert bleibt.

Nach der Enthaftung kehrt er zunächst zu den Marien-Schwestern nach Karlshorst zurück. Von dort versucht er, seine alte Pfarre in Ratibor zu erreichen, wo er am 5. August 1945 eintrifft. Unmissverständliche polnische Morddrohungen zwingen ihn dazu, die Pfarre am 12. August 1945 fluchtartig zu verlassen. Er kehrt daraufhin nach Berlin als Krankenhausseelsorger zurück, wird Mitglied der neu gegründeten CDU und setzt sich hier besonders für die Belange seiner heimatvertriebenen Landsleute ein.

Karl Ulitzka hat die Entwicklung des politischen Katholizismus in Schlesien in besonderem Maße geprägt. Seine größte politische Leistung ist aber sein Beitrag zum Aufbau einer eigenständigen Provinz Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg gewesen. Er stirbt am 12.Oktober 1953 in Berlin-Friedrichshagen.

Orte

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland)

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 367/368.

Karl Ulitzka

Priester
* 24. Sep. 1873
Jernau
† 12. Okt. 1953
Berlin
Haft, KZ Dachau