Dr. Emil Maurer (geb. Eisig Nachbar)
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 22.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 22.09.1938,
KZ Buchenwald 22.09.1938 - 24.05.1939,
Emigration 1939
KZ-Nummer:
Ehrungen:
Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Emil Maurer wird als Eisig Nachbar in Kutti in Mähren [heute Kúty in der Slowakei] in sehr ärmlichen Verhältnissen geboren. Gleich nach der Volksschule erlernt er das Uhrmacherhandwerk und übersiedelt bereits 1896, im Alter von 12 Jahren, nach Wien. 1898 beginnt er eine Metalldrucker-Lehre und tritt im selben Jahr der Ottakringer Ortsgruppe des sozialdemokratischen Vereins Jugendlicher Arbeiter bei. 1901 schließt er die Metalldrucker-Lehre ab. 1911 holt er die Matura nach und beginnt ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien. 1913 läßt er sich auf Emil Maurer umbenennen.
Emil Maurer promoviert 1916 und dient im I. Weltkrieg als Offizier. Nach dem Krieg ist er in der Rätebewegung aktiv. Im Arbeiterrat des Bezirks Neubau vertritt er den linken Flügel und setzt sich für eine Zusammenarbeit der kommunistischen und sozialdemokratischen Kräfte ein. Noch 1918 wird er als Vertreter des Volksvereins Gerechtigkeit zum stellvertretenden Bezirksvorsteher von Neubau gewählt, das Amt wird er 13 Jahre lang ausüben. Aus dem Volksverein wird kurz darauf die Bezirksorganisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP). 1923 wird er Kommandant der Bezirksgruppe Neubau im neu gegründeten Republikanischen Schutzbund. Im gleichen Jahr macht sich Emil Maurer als Rechtsanwalt selbständig. Zwischen 1932 und 1934 ist er Bezirksvorsteher in Wien-Neubau. In dieser Funktion ist er treibende Kraft für die Errichtung des Bethauses des Jüdischen Vereins Neubau.
Obwohl sich Emil Maurer nicht unmittelbar an den sozialistischen Februaraufständen des Jahres 1934 beteiligt, wird er im autoritären Ständestaat für kurze Zeit im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Danach lebt er wieder in Wien und ist als Rechtsanwalt tätig.
Emil Maurer erlebt am 12. März 1938 den Untergang des freien und unabhängigen Österreichs, als die deutsche Wehrmacht einmarschiert. Am 22. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten ‘Prominententransport’ in das KZ Dachau deportiert. Am 22. September 1938 wird er in das KZ Buchenwald überstellt. Schließlich wird Emil Maurer am 24. Mai 1939 aus dem Konzentrationslager entlassen. unmittelbar danach geht er ins Exil nach London. 1940 wird er als ‘feindlicher Ausländer’ in der Isle of Man interniert. Er engagiert sich im ‘Austrian Labour Club’. 1942 ist er Mitglied der Delegiertenkonferenz österreichischer Sozialisten in Großbritannien und steht in Kontakt mit Oskar Czernetz sowie Oskar Pollak.
In Großbritannien erlebt Emil Maurer die Befreiung Österreichs und das Wiedererstehen der Republik Österreich. 1946 kehrt er nach Österreich zurück und eröffnet erneut eine Rechtsanwaltskanzlei. Bei den zweiten Wahlen in den Vorstand der wiederbegründeten Kultusgemeinde 1948 fungiert er als Listenführer des Bundes werktätiger Juden und wird Vizepräsident der jüdischen Gemeinde.
Von Februar 1952 bis Februar 1963 (Mandatsrücklegung aus gesundheitlichen Gründen) ist Emil Maurer Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. In seine Amtszeit fallen etwa die Schaffung des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs, die Wiederbelebung der Zeitschrift ‘Die Gemeinde’ als Monatsblatt, die Vertretung jüdischer Interessen gegenüber der österreichischen Gesetzgebung (Mitarbeit an bzw. Urgenz von Gesetzen und Verordnungen) zur Entschädigung und "Wiedergutmachung", der Kampf gegen Antisemitismus und Neonazismus, der Aufbau internationaler Kontakte zu jüdischen Weltorganisationen sowie die Stärkung der Kontakte zum Staat Israel.
Am 22. Dezember 1967 verstirbt er nach langem, schwerem Leiden. Er wird wenige Tage später in einem Ehrengrab der Israelitischen Kultusgemeinde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.
Orte
Wohnort:
Verfolgung:
Quellen
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Telephonbuch Lehrmann 1938
Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Maurer_(Politiker)
Geschichte Wien Wiki unter https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Emil_Maurer