Wilhelmine Katharina Fleissig (geb. Hauer)

Wilhelmine Katharina Hauer kommt in Wien als eheliche Tochter des Bäckermeisters Josef Hauer und Theresia, geborene Sedláček, zur Welt. Nach der Volksschule besucht die die Bürgerschule und lebt danach in der Wohnung ihres Vaters. Nachdem dieser ein zweites Mal heiratet verlässt sie die elterliche Wohnung, lebt fortan zur Untermiete und ist arbeitslos. Politisch ist Wilhelmine Hauer nicht aktiv, steht aber dem Glauben an die österreichische Monarchie unter Otto von Habsburg-Lothringen nahe.

Am 12. März 1938 muss Wilhelmine Hauer erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Im Dezember 1939 wird sie von Herta Machowetz angesprochen, ob sie der illegalen legitimistischen Widerstandsgruppe um Leopold Mahr, der Gruppe Leopold Mahr, beitreten möchte. Herta Machowetz kennt Wilhelmine Hauer zwar nicht, die monarchistische Haltung und die den Nationalsozialismus ablehnende Einstellung von Wilhelmine Hauer war ihr zu Ohren gekommen. Wilhelmine Hauer stimmt sofort zu und erhält als Mitgliedsausweis ein Sterbebildchen des Seligen Kaiser Karls. Sie zahlt in der Folge Mitgliedsbeiträge und gliedert sich in die Zelle um Herta Machowetz ein.

Nachdem die Gestapo Anfang 1940 von der Widerstandsgruppe erfährt, wird Wilhelmine Hauer am 4. Mai 1940 verhaftet und am 15. Juli 1941 aus der Untersuchungshaft entlassen. Ihr soll zuerst am 21. August 1944 der Prozess wegen des 'Verbrechens nach dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien' gemacht werden. Am 22. Mai 1944 verfügt jedoch das Landesgericht Wien, dass gegen sie und 12 weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe das Verfahren getrennt und separat geführt werden soll, um den Prozess gegen die anderen Angeklagten nicht zu verzögern. Zu einem Prozess gegen Wilhelmine Hauer kommt es jedoch aufgrund des Kriegsendes nicht mehr.

Im April bzw. Mai 1945 erlebt Wilhelmine Hauer die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Sie tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei und wird Beamtin im Bundesdienst. 1947 heiratet sie und nimmt den Nachnamen Fleissig an. Als Beamtin geht sie in den Ruhestand und verstirbt mit 75 Jahren in Wien.