DDr. Mark (Markus) Siegelberg

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Marc Siegelberg
Bild: DÖW

Personalia

Geboren:

11. Juni 1895, Luzk

Gestorben:

4. Dezember 1986, Katzelsdorf

Beruf:

Journalist, Redakteur und Herausgeber

Verfolgung:

Haft 13.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 23.09.1938,
KZ Buchenwald 23.09.1938 - 22.05.1939,
Emigration 01.06.1939

KZ-Nummer:

13877, 9670

Ehrungen:

Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

Lebenslauf

Markus, genannt 'Mark', Siegelberg kommt in Luzk [heute in der Ukraine] als ehelicher Sohn des Kaufmanns Bernhard und Maria Siegelberg zur Welt. Die jüdische Familie zieht bald nach Wien, wo er das Gymnasium besucht. Nach der Matura inskribert er im Jahre 1918 Jus an der Universität Wien, wo er 1922 zum Doktor der Rechte promoviert wird. Zusätzlich studiert er Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bern und wird zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften promoviert wird.

Ab 1922 arbeitet Mark Siegelberg als Journalist für die Zeitungen Der Morgen, Die Stunde und Der Tag und ist 1934 bis 1938 Redakteur der Zeitung Die Stunde. 1924 heiratet er Amalie Sophie Juran mit der er in der Folge einen Sohn und eine Tochter hat. Mitte 1937 übersiedelt die Familie in eine neue Wohnung am Dr. Karl Lueger Platz 2 im 1. Wiener Gemeindebezirk und richtet diese um den Betrag von 20.000 Schilling ein. [Anm.: 20.000 Schilling war 1937 ein sehr hoher Geldbetrag.]

Am 12. März 1938 muss Mark Siegelberg erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Mark Siegelberg als 'Volljude’ gilt.

Bereits am 13. März 1938 wird Mark Siegelberg von der Gestapo verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau deportiert. Von dort wird er am 23. September 1938 in das KZ Buchenwald überstellt.

Das gesamte Haus am Dr. Karl Lueger Platz 2 wird wenige Tage nach der Besetzung Österreichs als neues Quartier für den nationalsozialistischen Gauleiter Odilo Globocnik requiriert, was zur Folge hat, dass die Wohnung, unter Zurücklassung des gesamten Inventars, sofort geräumt werden muss.

In KZ Buchenwald bereitet Mark Siegelberg die Emigration nach Shanghai vor, da er nur unter der Bedingung seiner ehestmögllichen Emigration aus dem Konzentrationslager entlassen wird.

Meine liebste, meine einzige Lia!

Dein Brief v. 8/4 hat mich ausserordentlich gefreut. Ich ersehe aus ihm. dass alle Vorbereitungen zu unserer Ausreise bereits getroffen worden sind. Besonders erfreulich ist auch die Fürsorge unserer Freunde in Shanghai, die mir sogar einen Arbeitsvertrag eingeschickt haben.

Mit Freude vernehme ich auch, dass die Unterbringung unseres Jungen im Spital allem Anschein nach nunmehr bald erfolgen wird.

Liebest, hoffen wir also, dass unser Wiedersehen, da alle Ausreisepapiere fertig sind, in baldige Nähe gerückt ist. Ich kann Dir kaum schildern, wie sehr ich mich danach sehne. Nur, meine Liebste, denke bei all Deinen Sorgen um mich auch an Dich selbst. Du weisst, was Du für mich bedeutest. Bleibe mir auch wahrhaft Gesund. Ich küsse herzlichst die Eltern, Hans und die Seinigen und grüsse alle guten Freunde, die Dir so liebevoll zur Seite stehen.

Auf baldiges Wiedersehen! Ich küsse Dich vorläufig in Gedanken viel, viel Mal und bleibe Dein Dich liebender Mark

Brief von Mark Siegelberg an seine Frau aus dem KZ Buchenwald vom 16. April 1939

Am 22. Mai 1939 wird Mark Siegelberg schließlich aus dem KZ Buchenwald entlassen und emigriert mit seiner Familie am 1. Juni 1939 nach Shanghai. Dort arbeitet er an den Exilzeitschriften The Shanghai Herald und dem Shanghai Jewish Chronicle mit.

Mit Hans Schubert schreibt er die Theaterstücke Die Masken fallen und Fremde Erde. Nach der Premiere interveniert der deutsche Botschafter bei der japanischen Verwaltung.

Aufgrund seiner Mitarbeit beim britischen Informationsdienst wird er im Dezember 1941 von den Engländern nach Australien evakuiert. Da er als Jude eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig sei, werden ihm im Juli 1942 seine akademischen Grade entzogen.

In Australien erlebt er die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Er entscheidet sich jedoch mit seiner Familie in Australien zu bleiben und nimmt die australische Staatsbürgerschaft an. Zwischen 1950 und 1954 arbeitet er als Möbelverkäufer in Melbourne. 1954 gründet er die Immigrantenzeitschrift 'Neue Welt' (später umbenannt 'Neue Heimat und Welt'). Am 15. Mai 1955 werden ihm seine aberkannten akademischen Grade wiederverliehen.

1968 geht er in Pension und kehrt zurück nach Wien. Er verstirbt mit 91 Jahren in Katzelsdorf bei Wiener Neustadt in Niederösterreich.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Buchenwald (Weimar, Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Mark_Siegelberg

Archiv Universität Wien

Mark Siegelberg

Journalist, Redakteur und Herausgeber
* 11. Juni 1895
Luzk
† 4. Dezember 1986
Katzelsdorf
Emigration, Haft, KZ Buchenwald, KZ Dachau